Die zwölfte Etappe war eine der spannendsten der gesamten Rallye, am Ende aber nur mit geringen Auswirkungen auf die Gesamtwertung. Die Wertungsprüfung war mit 522 Kilometern sehr lang. Heftige Regenfälle in den Tagen zuvor hatten die Piste zudem an vielen Stellen in eine Schlammwüste verwandelt.
„Der erste Teil ging durch das Gebirge mit vielen Flussbetten, dort mit viel Geröll, Steinen und Ausspülungen, viel Wasser und Vegetation. Hier war die Navigation sehr schwierig und man brauchte viel Geduld“, beschrieb Dirk von Zitzewitz, Beifahrer im Werks-Toyota von Giniel de Villiers. „Die Pisten waren schön und wir sind gut zurechtgekommen. Der zweite Teil verlief durch die Wüste und es gab erneut Flussbetten. Schnell und schön zu fahren, mit viel Sand. Allerdings war die Route auch ziemlich kaputt und damit eine echte Buggy-Landschaft.“
Unter diesen Bedingungen lieferten sich das Toyota-Trio Nasser Al-Attiyah, Bernhard ten Brinke und Giniel de Villiers mit Stéphane Peterhansel (Peugeot), Orlando Terranova (Mini All4) und Mikko Hirvonen (Mini Buggy) vom Start weg einen heißen Kampf um die Führung.
Ten Brinke, Etappensieger am Mittwoch, überraschte dabei erneut. Obwohl er die Strecke eröffnen musste, führte er nach dem ersten Abschnitt der zweigeteilten Prüfung. Im zweiten Abschnitt wechselte die Führung, meist verursacht durch Reifenschäden, mehrfach zwischen Al-Attiyah, Peterhansel und Ten Brinke. Schließlich setzte sich Al-Attiyah knapp durch. „Die Rallye ist noch nicht vorbei, ich werde weiter Druck auf Peterhansel machen“, kündigte der Katari an.
Wie schon am Mittwoch fuhr Spitzenreiter Carlos Sainz auch während der zwölften Etappe auf Sicherheit. Der Peugeot-Pilot büßte zwar 16 Minuten seiner Führung auf Teamkollege Peterhansel ein, hat aber immer noch 44 Minuten Vorsprung. Einen großen Schreckmoment gab es am Ende der Etappe: Die letzten 15 Kilometer musste Sainz wegen eines Getriebeschadens im dritten Gang zurücklegen. Zwei Tage müssen der Spanier und sein Auto noch durchhalten, damit sich der 55-jährige den Traum von einem weiteren Dakar-Sieg erfüllen kann.
Die Etappe am Freitag führt von San Juan nach Cordoba. Die Prüfung ist 369 Kilometer lang. Am Anfang geht es durch einige Dünen und Abschnitte mit tiefem Sand, dem sogenannten Fech-Fech. Den Abschluss bilden Strecken, die teilweise von der WM-Rallye Argentinien bekannt sind. Die Routenbeschaffenheit wird in etwa wie eine Motocross-Strecke sein: Loch an Loch – körperlich anstrengend, für das Material fordernd. „Die Etappe wird navigatorisch obendrein kein Kinderspiel“, erwartet Von Zitzewitz. „Nach der Sand-Hölle geht es über Schotterstrecken nach Córdoba. Hier entscheidet die Pace von Fahrer und Auto. Letzte Chance, anzugreifen!“
Ergebnis 12. Etappe
01. Nasser Al-Attiyah/Matthieu Baumel, Toyota, 5:49.57 Stunden
02. Stéphane Peterhansel/Jean-Paul Cottret, Peugeot, + 2.03
03. Giniel de Villiers/ Dirk von Zitzewitz, Toyota, + 4.33
04. Orlando Terranova/Bernardo Graue, Mini All4, + 5.56
05. Bernard ten Brinke/MichelPerin, Toyota, + 7.53
06. Mikko Hirvonen/Andreas Schulz, Mini Buggy, + 12.15
07. Khalid Al-Qassimi/Xavier Panseri, Peugeot, + 12.33
08. Jakub Przygonski/Tom Colsoul, Mini All4, + 14.51
09. Carlos Sainz/Lucas Cruz, Peugeot, + 18.07
10. Cyril Despres/David Castera, Peugeot, + 21.37
Zwischenstand nach Etappe 12
01. Carlos Sainz/Lucas Cruz, Peugeot, 42:24.31 Stunden
02. Stéphane Peterhansel/Jean-Paul Cottret, Peugeot, + 44.41
03. Nasser Al-Attiyah/Matthieu Baumel, Toyota, + 1:05.55
04. Bernard ten Brinke/MichelPerin, Toyota, + 1:17.21
05. Giniel de Villiers/ Dirk von Zitzewitz, Toyota, + 1:26.31
06. Jakub Przygonski/Tom Colsoul, Mini All4, + 2:51.02
07. Khalid Al-Qassimi/Xavier Panseri, Peugeot, + 3:20.45
08. Martin Prokop/Jan Tomanek, Ford, + 7:04.26
09. Peter van Merksteijn/Maciej Marton, Toyota, + 7:10.59
10. Sebastian Halpern/Edu Pulenta, Toyota, +9:01.05