Offenbar benötigte Volkswagen nur kurz, um sich derart auf Rallycross einzuschießen, dass die Konkurrenz keine Chance mehr zu haben scheint. Petter Solberg holte die ersten drei Bestzeiten in der Qualifikation, sein Teamgefährte Johan Kristoffersson folgte ihm stets auf dem Fuße. Kristoffersson konnte sogar in allen vier Qualifikationsläufen die zweitbeste Zeit markieren – lediglich Timmy Hansen gelang es, mit seinem Peugeot in Q4 dazwischen zu funken und ebenfalls eine Bestzeit heraus zu holen. Das kann aber auch an der Reifenwahl gelegen haben, um die stets ein großes Geheimnis gemacht wird, denn für jedes Fahrzeug dürfen am Rennwochenende lediglich acht Reifen verwendet werden, durchaus denkbar, dass Solberg sich einen besonders guten Satz für das Finale aufgehoben hat und in Q4 auf stark gebrauchten Pneus seine Runden drehte. „Drei neue Reifen im Semifinale, da hat die Konkurrenz ganz schön überrascht geschaut“, erklärt Solberg später den Reifenpoker.
Es blieb also doch noch genug frisches Gummi für die Finalläufe übrig. Dass Solberg und Kristoffersson (gefolgt von Loeb und Bakkerud) ihre beiden Semifinale gewinnen konnten, war nur ein i-Tüpfelchen, das nach der beeindruckenden Qualifikation jeder eigentlich auch so erwartet hatte. Es fiel auf, dass beide früh in die Jokerlap eintauchten, obwohl sie jeweils in Führung lagen – aber der Vorsprung war wirklich so groß, dass von den Verfolgern keine Gefahr drohte.
Auch im Finale jokerten die Polos früh, dadurch behielt Andreas Bakkerud lange die Führung. Doch schnell wurde deutlich, dass gegen Solberg und Kristoffersson an diesem Wochenende einfach kein Kraut gewachsen war. Als die Konkurrenz pflichtgemäß ebenfalls die Alternativroute aufsuchte, war die alte Rangordnung schnell wieder hergestellt. Immerhin konnte Bakekrud dadurch wertvollen Boden gut machen, der ihm schließlich einen Podestplatz hinter den VW sichern sollte.
Das Podium hatte auch Sebastien Loeb fest im Visier, nachdem er sich gegen seinen Teamgefährten Timmy Hansen ausgangs der Jokerlap durchgesetzt hatte. Doch dem Franzosen blieb nur der undankbare Platz vier an diesem Rennwochenende, nachdem das Scharmützel mit Hansen und ein Duell mit Mattias Ekström ihm kostbare Zeit gekostet hatten.
Finale ohne Privatiers
Den Privatteams blieb diesmal eine Finalteilnahme verwehrt. Das STARD-Team von Manfred Stohl stand mit Timur Timerzyanov und Janis Baumanis gemeinsam in einem Semifinale und belegte dort die Plätze fünf und sechs, während sich im anderen Semifinale die Fahrer aus dem Pucher Team die Plätze vier und fünf sichern konnten. Kevin Eriksson hatte dabei ganz knapp vor Andrew Jordan die Nase vorn, der für den an diesem Wochenende fehlenden Timo Scheider hinters Lenkrad geklettert war.
Trotz Riesenvorsprung für Volkswagen in der Teamwertung stapelt Solberg tief und erklärt: „Ich bin lange genug dabei um zu wissen, dass sich das auch ganz schnell wieder ändern kann.“ Kristoffersson jagte Ekström die Tabellenführung ab, aber es wird sicher nicht der einzige Führungswechsel in dieser Saison bleiben. Vielleicht greift Solberg ja schon beim nächsten Rennen in Norwegen nach den Sternen, der Rückstand auf Ekström und Kristoffersson ist mit drei bzw. sieben Punkten äußerst gering. Auch Ekström weiß, dass der Rollentausch zügig passierten kann und er vom Jäger wieder rasch zum Gejagten werden kann: „Im Rallycross kann es ganz schnell gehen. 30 Punkte sind an einem Wochenende möglich. Wir werden zurückkommen und beim nächsten Lauf in Norwegen voll angreifen.“
Ergebnis RX Lydden Hill
1. Petter Solberg
2. Johan Kristoffersson
3. Andreas Bakkerud
4. Sébastien Loeb
5. Mattias Ekström
6. Timmy Hansen
WRX Fahrer
1. Kristoffersson 124
2. Ekström 120
3. Solberg 117
4. Hansen 91
5. Loeb 81
6. Bakkerud 73
GALERIE: RX Lydden Hill
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