ADMV Rallye

Rallye Grünhain: Sepp wie Phönix aus der Asche

Nach zwei Jahren Rallye-Abstinenz startet Sepp Wiegand bei der Rallye Grünhain in einem Ford Fiesta Rally4. Mit Co Christoph Gerlich gewinnt er sein Heimspiel überlegen mit fast einer Minute Vorsprung auf Philip Geipel.

Der erste Sprint bei Neudorf, später auch WP3 und WP 5, liegt mehr als 700 Meter über dem Meeresspiegel, ist lediglich 4,4 km lang, mit etlichen tückischen Stellen gespickt und die rumpligen Betonplatten sind an mehreren Stellen grenzwertig. Sepp Wiegand und Chris Gerlich düpieren die Konkurrenz, als sie satte 8 Sekunden schneller fahren als der Zweite Philipp Geipel mit dem in Polen angemieteten Citroen Super 1600; noch eine Sekunde länger braucht der beste Allrad-Turbo, der Evo 9 mit Mario Czok am Steuer.

Für Rudi Reindl und Michael Ehrle ist die Rallye Grünhain schon nach 1.280 Metern beendet: Reindl wirbelt den Evo zwar noch um Deutschlands engste Haarnadelkehre, doch dabei beschädigt er die Bremse und hüpft 30 Meter danach ohne Bremsdruck in die Wiese – das dritte Aus in Folge mit dem neuen Evo 10. Nicht viel weiter schafft es Mitfavorit Jochen Baumhauer, der seinen Audi TT RS mit defektem Stoßdämpfer nach der WP 1 abstellt.

Die zweite WP-Strecke führt vom Staubecken Markersbach nach Crottendorf, zunächst zwei teils winklige Runden um das Kraftwerk, dann eine lange und schnelle Ausfahrt durch den Wald; so kommen – mit Sondergenehmigung – 10,4 WP-Kilometer zusammen. Wiegand fährt auch hier der Konkurrenz auf und davon: Geipel büßt fast 10 Sekunden ein, Czok über 15, so dass Wiegand beim ersten Regrouping im Crottendofer Räucherkerzenmuseum schon um 17,8 Sekunden enteilt ist.

Die zweite Schleife verläuft ähnlich, Sepp Wiegand setzt beide Bestzeiten. Während die ersten drei WPs noch auf trockener Fahrbahn stattfinden, setzt vor der WP 4 Regen ein und vermindert den Grip heftig. Wiegand baut den Vorsprung auf 42 Sekunden aus, hinter Geipel und Czok tauschen Vater und Sohn Honke die Plätze, weil Reinhard Honke mit dem „vollelektronischen“ BMW 140 XDrive die Haarnadelkehre nur mühsam mit zwei Rangierzügen bewältigen kann.

Beim Finale, dem dritten Durchgang oberhalb Neudorf, begnügen sich Wiegand und Gerlich mit der drittbesten Zeit und gewinnen dennoch hochüberlegen. Philip Geipel und sein Co Steve Andreis beenden ihr Fronttriebler-Debüt mit Rang 2. Mario Czok und Andy Tänczyk retten die Mitsubishi-Ehre mit der letzten Bestzeit und dem dritten Platz auf dem Podium, sieben Sekunden vor Dominik Honke und Nina Blumreich im Subaru Impreza.

Die stark besetzte 2-Liter-Klasse sichern sich Christian Bauer und Kenny Trommer im Renault Clio als Gesamtfünfte, vor den oberfränkischen Routiniers Helmut Hodel und Wolfgang Plank im Golf III sowie Thomas Schindler und Marcel Gruber im Honda Civic. Rang 6 erobert Nick Heilborn mit Karina Derda auf dem heißen Sitz; der ADMV-Meister von 2018 kommt nach langer Pause immer besser zurecht und gewinnt im BMW M3 die 3-Liter-Klasse.

In der 1600-cm³-Klasse braust der Lokalmatador Lars Meyer im VW Polo seinen 11 Konkurrenten im Wiegand-Stil auf und davon. Meyer und sein Co Dominik Romainczyk haben im Ziel mehr als eine Minute Vorsprung auf ihre Grünhainer Clubkameraden Andreas Schramm und Eric Beck. Platz 3 erkämpfen sich Thomas Funke und Jessica Arnold im Mitsubishi Colt. Noch schneller sind allerdings die tschechischen Gäste Jiri Kaspar und Pavel Adamek, die im historischen Gruppe-B-Skoda 130 LR nicht nur die Klasse NC5 vor dem Trabi-Team Mario Keller / Sebastian Krowiors gewinnen, sondern mit Nr. 69 auch bis auf Gesamtrang 12 nach vorn fahren.

Die Klasse RC5 sieht Jan Michel und René Meier ganz oben auf dem Treppchen; dabei legt der 18-jährige Sohn von Bernd Michel auf der letzten WPs einen Ritt auf der Kanonenkugel hin – zweitbeste Gesamtzeit im 140 PS schwachen Cup-Adam. Trotz des Kummers beim 180-Grad-Turn gewinnen Reinhard Honke und Philipp Hutzler die Gruppe G vor Mario Kunstmann und Carlos Prager im Evo 7, während Thomas Leonhardt und Katharina Schröder die Klasse NC8 im Audi B5 Quattro trotz 1590 kg Leergewicht gewinnen. Die Ausfallquote bleibt moderat, von 65 gestarteten Fahrzeugen erreichen 53 das Ziel, die wenigen Ausritte gehen mit verbogenem Blech ab.

Andreas Schramm (VW Polo, Klasse NC4) und Thomas Leonhardt (Audi B5, Klasse NC8) bauen die Führung in der ADMV-Rallye-Meisterschaft aus. Neuer Dritter ist Lukas Heinze (Suzuki Swift, Klasse NC4), der gleichzeitig die U23-Wertung anführt.

Vor dem eigentlichen Feld sorgt Carsten Mohe mit seinem Renault Maxi Megane für beste Unterhaltung bei den Fans und unter den zwölf Teams der Histo-Rallye Grünhain feiern Jens Lewandowski und Mario Hendrich im Wartburg 353 (Bj.1973) einen relativ klaren Sieg. Sie übernehmen damit die Führung im ADMV-Histo-Rallye-Cup. In der Tageswertung belegen Mario Franz und Nadine Exel (VW Golf I, Bj.1979) sowie Andreas Habet und René Gräbner (VW Golf II, Bj.1989) die nächsten Plätze.

Die Entscheidung des MC Grünhain, seine Rallye 35 trotz Corona-Unsicherheiten und -Auflagen durchzuführen, hat sich als goldrichtig erwiesen. Den Fahrern werden fünf sehr anspruchsvolle Prüfungen, die bisher schnellste Parc-Fermé-Aufhebung und eine frühe Siegerehrung mit Pokalübergabe geboten. Die Zuschauer sind zwar nicht offiziell vor Ort, aber sie strömen in Scharen zum Rundkurs bei Markersbach. „Ich musste bei der Anfahrt zur WP 2 – wie in Korsika – Slalom um die Zuschauer-Autos fahren“, berichtet Sepp Wiegand, „aber es war auch ein ganz tolles Gefühl, so viele begeisterte Fans an der Strecke zu erleben.“

Ergebnis Rallye Grünhain 2021
1.Sepp Wiegand / Christoph GerlichFord Fiesta Rally4RC421:51,0
2.Philip Geipel / Steve AndreisCitroen C2 Super 1600RC3+53,8
3.Mario Czok / Andy TänczykMitsubishi Evo 9NC1+57,2
5.Christian Bauer / Kenny TrommerRenault Clio RagnottiNC3+1:34,2
6.Nick Heilborn / Karina DerdaBMW M3 E36NC2+1:37,6
7.Reinhard Honke / Philipp HutzlerBMW 140i xDriveNC6+1:38,4
8.Helmut Hodel / Wolfgang PlankVW Golf III GTI 16VNC3+1:53,0
9.Jan Michel / René MeierOpel Adam CupRC5+2:03,1
10.Mario Kunstmann / Carlos PragerMitsubishi Evo 7NC6+2:05,9
11.Thomas Schindler / Marcel GruberHonda Civic RNC3+2:11,7
12.Jiri Kaspar / Pavel AdamekSkoda 130 LRNC5+2:32,0
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