Stig Andervang überlegen in Wittenberg

Mit zwei langen Sprintprüfungen und einem kurzen Rundkurs kommt die 59. ADMV-Rallye Lutherstadt Wittenberg auf 64 WP-Kilometer bei einem Schotteranteil von gut 80%. Unter der Woche herrscht kühles Vorfrühlingswetter mit wenig Regen, aber ab Freitagmittag zieht ein Regenschauer nach dem anderen durch. Schon nach der Besichtigung kommen die Fahrzeuge verdreckt und die Fahrer besorgt ins Rallyezentrum, denn die Naturwege sind an vielen Stellen aufgeweicht, die Räder haben tiefe Spurrillen in den Matsch gegraben. Im Ziel fehlen dann 40% der gestarteten 63 Teams: Einige sind schlicht im Schlamm stecken geblieben, etliche Fahrzeuge haben technische Schäden erlitten, wenn sie aus den tiefen Rinnen gehüpft sind und danach angeeckt sind.

Einen Teilnehmer ficht das alles nicht an: Vorjahressieger Stig Andervang. Der 65-jährige Schwede hat einen 2022er Hyundai i20 Rally2 gekauft, spricht von „bad conditions“ - und lässt die Karre fliegen. Beim ersten gemeinsamen Einsatz mit Copilotin Ann Felke macht er sofort klar, dass es keinen Dreikampf der RC2-Renner gibt. Zum Auftakt auf der 9 km langen Apollensdorf-Prüfung drückt er dem Deutschen Meister Philip Geipel, der seinen 2017er Skoda Fabia R5 einsetzt, satte 28 Sekunden aufs Auge, weitere zwei Sekunden mehr braucht der Schotter-Cup-Titelverteidiger Petri Reinikainen im Ex-Kajetanowicz-Fiesta R5 (Baujahr 2015). Philip Geipel und Burkhard Hesseler schaffen immerhin eine Bestzeit auf der WP3 und beenden die Rallye auf dem Ehrenplatz, jedoch mit 1:23 Minuten Rückstand auf den Sieger. Stig Andervang und Ann Felke holen sich die anderen fünf Prüfungen und gewinnen die Lutherstadt-Rallye mit einem Start-Ziel-Sieg.

Einen spannenden Kampf um Platz 3 liefern sich Petri Reinikainen mit Raphael Ramonat im Mitsubishi Evo 10. Dreimal tauschen sie die Plätze, schließlich entscheidet eine Schikanen-Strafzeit gegen den Finnen. Raphael Ramonat und seine Wittenberger Copilotin Karina Derda steigen als Dritte mit aufs Podium und sprengen damit das RC2-Trio. Sie gewinnen damit auch die Klasse NC1 vor Michael Gerber und Stefan Schönheider im betagten Subaru Impreza GC8. Gerber hat in der ersten Schleife nur 6 Sekunden auf Ramonat verloren, steckt aber im zweiten Umlauf deutlich zurück, um das Auto zu schonen – schließlich hat er am Freitagnachmittag noch das Getriebe zerlegt und wieder zusammengebaut. Mark Schindler stellt seinen Impreza – auf Rang 6 liegend – bei Halbzeit ab, damit „nicht noch mehr kaputt geht“. Mit den Mitsubishi von Herbert Lösch und Ingmar Wandner fahren zwei weitere NC1-Autos in die Top 10.

Das schaffen auch die zwei schnellsten Audi 90 Quattro aus der Klasse NC2. DSRC-Meister Björn Becker und Dirk Mürkens jagen den 5-Zylinder auf Platz 6, Max Irmer und Mike Schütte den 6-Zylinder auf Platz 8. Den dritten Klassenplatz erkämpfen sich der erst 19-jährige Tom Hacke und sein Vater Thomas Keller im Volvo 740, die damit auch den Pokal für den besten Volvo bekommen.

Mit 19 Teams ist die 2-Liter-Klasse NC3 am stärksten besetzt. Jan Schneider, Schotter-Cup-Sieger von 2021, hat Melanie Schultz für den heißen Sitz seines 318 Compact engagiert. Weil Bernd Knüpfer bei einem Ausritt den U-Schutz abreißt und Erzgebirge-Sieger Christian Bauer mit sich und seinem Clio hadert, sind Jan Schneider und Melanie Schultz klar überlegen und räumen kräftig ab: Klassensieg, bester Hecktriebler und Gesamtrang 10 als bestes 2WD-Team. Mit einer Minute Rückstand fährt Arwed Jungnickel (mit Vater Henrik als Co) in der 318er Limousine auf Platz 2 und gewinnt die U25-Wertung. Wegen 10 Strafsekunden (Schikane) müssen sich David Bauer und Anika Gräber im 318 Compact mit Klassenrang 3 begnügen. Auf Platz 4 kommen Yannik Keller und Lilly Kunz, beide U25-Junioren, im Ford Fiesta als beste Fronttriebler ins Ziel.

Getoppt werden sie allerdings von Fabian Schulze und Jean Ihlefeldt, die im Suzuki Swift die 1600-cm³-Klasse und die Fronttriebler-Wertung gewinnen und in der Gesamtwertung auf Platz 14 fahren, obwohl sie sich in der WP 5 einmal überschlagen haben! Mit drei Minuten Rückstand kommen Hubertus Schulze und Andrea Rohrlack im Mitsubishi Colt als Klassenzweite ins Ziel vor dem Ehepaar Thomas und Tanja Leonhardt im Swift. Die kleinste Klasse NC5 erlebt einen Favoritensieg durch Alex und Conny Klemm im Fiat Cinquecento. Die Gruppe-G-Fahrzeuge leiden besonders unter den Streckenverhältnissen – nur 3 von 13 Teams erreichen das Ziel. In der „großen“ Klasse siegen Klaus Koch und Marco Hartung im Subaru Impreza, in der „kleineren“ Willi und Claudia Trautmannsberger im Mazda 323.

Im Schotter-Cup setzt sich Jan Schneider gegen 55 Konkurrenten durch und reist als erster Spitzenreiter zurück in den Taunus. Erfreulich ist die Tatsache, dass mit Arwed Jungnickel (22), Tom Hacke (19) und Yannik Keller (21) drei U25-Junioren in der Spitzengruppe liegen. Aus der ADMV-Rallye-Meisterschaft kämpfen 28 Teams in Wittenberg um Punkte. Fabian Schulze baut mit dem zweiten Klassensieg die Führung aus, gefolgt von Yannik Keller und Christian Bauer.

Stand Schotter-Cup: 1. Jan Schneider, 2. Fabian Schulze, 3.Raphael Ramonat, 4. Arwed Jungnickel, 5. Björn Becker, 6. Alexander Klemm, 7. Yannik Keller, 8. Tom Hacke

Stand ADMV-Meisterschaft: 1. Fabian Schulze, 2. Yannik Keller, 3. Christian Bauer, 4. Stefan Weigel, 5. Raphael Ramonat, 6.Torsten Brunke, 7.Uwe Joachim, 8. Michael Schröder

Nächster Lauf: ADAC-Roland-Rallye Nordhausen am 13. April

Infos und Tabellen unter www.schotter-cup.de und www.admv-rallye.de