Reindl hauchdünn vorn beim Grünhain-Thriller

Vieles ist neu bei der 19. ADMV Kfz-Technik Herkommer Rallye Grünhain, denn das Rallyezentrum wandert 15 km in südöstliche Richtung nach Crottendorf. Dort übernimmt das „Crottendorfer Räucherkerzenland“ die Rolle des Gastgebers mit Café, Museum und einem riesigen Kinderspielplatz. Im direkt benachbarten Gewerbegebiet öffnen sich die Tore, um den Teams Platz für Service-Fahrzeuge und Wohnmobile zu bieten. Sponsor Jens Herkommer stellt ein Skoda 130 RS zur Verfügung, den Matthias Kahle als VIP-Taxi einsetzt. Und schließlich sorgen strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen bei allen Beteiligten für Gute-Laune-Mienen.

Neu sind auch die beiden WP-Strecken – für fast alle Teams. Der 10-km-Rundkurs bei Mildenau war in ähnlicher Form bei der Rallye Erzgebirge 2014 im Programm, der zweite Teil des 5-km-Sprints von Dörfel nach Schlettau bei der 1995er Erze. Im Vorfeld wird ausgiebig diskutiert, ob die modernen R3- und R4-Autos bessere Chancen haben oder die PS-starken Gruppe-F-Autos von Mitsubishi und BMW.

Beim Auftakt-Sprint landen Sepp Wiegand im Opel Corsa Rally4 und Carsten Mohe im Renault Clio Rally3 „nur“ auf den Plätzen 4 und 3. Die Power-Autos haben die Nase vorn, Rudi Reindl im Evo 9 und Werner Mühl im BMW M3 setzen sich an die Spitze. Auf dem Rundkurs Mildenau, eher als PS-freundliche Prüfung eingeschätzt, wendet sich das Blatt: Mohe und sein Co Alexander Hirsch setzen die Bestzeit deutlich vor Reindl und Michael Ehrle. Ebenso lassen Sepp Wiegand und Chris Gerlich den BMW von Werner Mühl und Ramona Kees hinter sich. Der Grund dürfte wohl nicht das technische Konzept gewesen sein, sondern die Tatsache, dass Reindl und Mühl auf dem kurzen Schotterstück in die Staubwolke eines Vordermanns geraten sind. 

Nach der ersten Schleife kommt Mohe als Spitzenreiter in sein Heimatdorf zurück, mit 3,8 Sekunden Vorsprung auf Reindl. Wiegand und Mühl liegen mit 12 Sekunden Rückstand gleichauf, die Mitsubishi von John Macht und Mario Czok folgen auf den Plätzen 5 und 6. In der zweiten Schleife glänzt Reindl erneut mit der Bestzeit beim Sprint und zieht auf die Zehntelsekunde gleich mit Mohe, während Mühl Wiegand vom dritten Platz verdrängt. Doch erneut schlagen die „Kleinen“ auf dem Mildenau-Rundkurs zurück, jedoch nur im Sekundenbereich.

Vor der fünften und letzten Prüfung herrscht knisternde Spannung. Mohe startet in Dörfel  mit 7 Zehntel Vorsprung und verbessert seine Zeit um zwei Sekunden. Reindl verbessert seine Bestmarke zwar nicht, unterbietet aber Mohes Fahrzeit um 1,1 Sekunden. Das bedeutet den Sieg für Rudi Reindl und Michael Ehrle mit winzigen 4 Zehnteln Vorsprung auf Carsten Mohe und Alexander Hirsch. Nicht weniger dramatisch verläuft das Duell und den dritten Platz auf dem Podium. Sepp Wiegand und Christoph Gerlich starten mit einem Mini-Polster von 1,1 Sekunden, doch Werner Mühl und Ramona Kees lassen den 345 PS starken M3 mächtig fliegen, sind im Ziel in Schlettau um 1,8 Sekunden schneller und erobern Rang 3.

Nach zwei Gesamtsiegen muss sich Sepp Wiegand beim Heimspiel mit Rang 4 begnügen und dem Sieg in der Klasse RC4 vor den beiden Ford Fiesta Rally4 von Jan und Ivonne Horlbeck sowie Raphael Ramonat und Karina Derda. In der Power-Klasse NC1 fahren die Oberfranken John Macht und Roßdeutscher im Evo 6 auf den dritten Platz vor Mario Czok und Andy Tänczyk im Evo 9. Ein Ausrufzeichen setzten Noel Weidlich, 20 Jahre jung, und Tim Hilpert, 19, die im Evo 10 mit Platz 5 in der Klasse und Platz 7 insgesamt viel Talent zeigen. Die 3-Liter-Klasse NC2 ist natürlich fest in BMW-Hand. Ron Schumann und Steve Andreis setzen sich im „alten“ M3 relativ klar gegen Nick Heilborn und Benjamin Melde durch.

In der 2-Liter-Klasse machen die Top-Sprinter aus der ADMV-Meisterschaft die Sache unter sich aus, nachdem Helmut Hodel seinen Golf 3 bei Halbzeit abstellen muss. Christian Bauer hat seinem Clio Ragnotti nach dem Motorschaden in Bad Schmiedeberg mit ein paar langen Abenden ein neues Triebwerk spendiert, setzt sich auf den beiden Rundkurs-WPs von den Konkurrenten ab und gewinnt mit Co Jenny Zander die NC3 mit 17 Sekunden Vorsprung. Um Platz 2 kämpfen Bernd Knüpfer und Daniel Herzig (Opel Astra) mit Stephan Dammaschke und Winny Helm (Clio Ragnotti) auf der letzten Rille, im Ziel hat Dammaschke die Renault-Nase vorn – mit nur 11 Zehntel Vorsprung. Gerrit Schmitt und Susan Schierholz bringen den Kadett GSi auf Rang 4.

Insgesamt 15 Starter kämpfen um die Pokale in der Gruppe F bis 1600 cm³. Veit König und Daniel Rosenmüller können sich in der zweiten Hälfte um 13 Sekunden von ihren Suzuki-Kollegen Fabian Schulze und Jean Ihlefeldt absetzen. Doch Schulze verkleinert damit den Rückstand im ADMV-Pokal, weil Spitzenreiter Uwe Joachim nur Siebenter wird, und baut die Führung in der Sachsen-Meisterschaft aus vor Andreas Schramm und Sindy Schneider, die die Rallye Grünhain als Dritte beenden vor Pierre Günther und Markus Ernst im Honda Civic. In der kleinsten Klasse der Gruppe F (mit 5 Trabant) siegt der Favorit Mario Keller mit Co Max Decker. Die Gruppe-G-Pokale holen sich Jochen Baumhauer und Laura Dangel im Audi TT RS – für den Ulmer der siebente Klassensieg in Grünhain – sowie Axel Bayer und Karsten Stimpel im Subaru Turbodiesel.

Obwohl zwei Ausritte (harmlos, doch mit Bergung) Lücken ins hintere Feld reißen, wird der Zeitplan für Ergebnisaushang, Parc-Fermé-Aufhebung und Siegerehrung pünktlich eingehalten. Das neue Rallyezentrum in Crottendorf hat seine Bewährungsprobe bestens bestanden, 62 von 71 Teams erreichen das Ziel, der MC Grünhain hat die Pokalmenge sehr großzügig bemessen. Und so ernten Fahrer wie Macher viel Beifall beim Finale im „Räucherkerzenland“.

Das Ergebnis bei der Histo-Rallye ähnelt dem R35-Resultat. Lediglich eine einzige Hundertstel trennen die Sieger Mario und Anton Frank (Golf I, Bj. 79) und die Zweiten, Patrick Querner und Sebastian Geisler im Fiat Cinquecento (Bj. 95). Auf Platz 3 fahren Ralf-Joachim Ziegler und Jana Dürr (Wartburg 1.3, Bj. 89), mit 2 Hunderststel Vorsprung auf Mario Kretschmar und Kay Rudolf (Golf 4, Bj. 98), die ihren Titel im ADMV-Histo-Rallye-Cup erfolgreich verteidigen.