ADMV

Andervangs fünfter Streich im Havelland

Das Duell zwischen Fabio Schwarz und Stig Andervang begeistert die Fans nur bis zur Halbzeit. Nach einem Ausrutscher des Youngsters fährt der schwedische Schotter-Routinier souverän den Sieg bei der 50. PRS-Havelland-Rallye nach Hause und behält eine weiße Weste: 5 Starts, 5 Siege!

50 Jahre Havelland-Rallye sind für die veranstaltende Privaten Renngemeinschaft Spandau (PRS) Anlass für eine Jubiläumsfeier auf dem Kirchplatz im Zentrum der Spargelmetropole Beelitz. Am Freitagnachmittag herrscht freundliches Herbstwetter, zur Vorstellung der Fahrer und Fahrzeuge kommen Landrat, Bürgermeister/innen und ADAC-Vorstände. Viele frühere Rallyefahrer oder Organisatoren – mit grauen Haaren und gar keinen mehr – erinnern an die Berliner Rallyes zu Mauer-Zeiten, die Spargelkönigin überreicht den Teilnehmern und Ehrengästen Erinnerungsplaketten der Stadt Beelitz, der DSK ist mit seinem Bus und dem Infomobil gekommen, historische Rallyefahrzeuge werden zwischen Rathaus und Kirche ausgestellt und ziehen die Blicke der Fans auf sich.

69 Teams nehmen die 7 Wertungsprüfungen unter die Räder, 50 km auf Schotter- und Naturwegen, 25 km auf Asphalt und Beton. Regen am frühen Morgen hat die Pisten rutschig gemacht; danach bleibt es zwar trocken, doch besonders die Übergänge auf Festbelag erfordern viel Gefühl und hohe Konzentration. Den hohen Anforderungen zollen 29 Teams Tribut: Technische Defekte und Ausritte dezimieren das Feld auf 40 Fahrzeuge, die abends im Parc Fermé stehen.

An der Spitze legen Fabio Schwarz, 18, im Ford Fiesta R5 Mk2 und Stig Andervang, 64, im Skoda Fabia Rally2 ein Tempo vor, dem niemand folgen kann. Schwarz gewinnt den Auftakt auf dem Beelitzer Stadtrundkurs mit 3 Sekunden Vorsprung und baut ihn auf dem traditionellen Rundkurs bei Brück um 10 Sekunden aus. Auf der neuen 100%-Schotter-Prüfung am Windpark Heideberg hat Stig Andervang die Nase knapp vorn. Beim zweiten Brück-Durchgang rutscht der führende Fabio Schwarz – möglicherweise nach Reifenschaden vorn links – in den Graben. Jetzt ist der Weg frei für Stig Andervang und seine Copilotin Annemieke Hulzebos, die fünf Bestzeiten setzen und die Havelland-Rallye mit anderthalb Minuten Vorsprung gewinnen.

Raphael Ramonat und Marcel Eichenauer fahren im Ford Fiesta Rally2 mit viel Luft nach vorn und nach hinten auf den zweiten Platz. Um den dritten Platz auf dem Podium kämpfen die besten Turbo-Allradler aus der Klasse NC1. Weil der finnische Schotter-Cup-Spitzenreiter Petri Reinikainen aus gesundheitlichen Gründen absagen musste, kämpfen die drei Subaru von Andreas Rink, Mark Schindler und Michael Gerber mit den drei Mitsubishi von Sven Senglaub, Robby Fechner und Rolf Petersen um den Klassensieg. Nach Ausfällen von Gerber (Bremse) und Petersen (Aufhängung) und Leistungsverlust bei Senglaub lautet die Reihenfolge Fechner-Schindler-Rink. Doch Schindler muss seinen Subaru mit Motorproblemen auf der Landstraße 5 km vor dem Ziel abstellen. Robby Fechner und Florian Pitzk schaffen den Hattrick, zum dritten Mal in Folge auf Rang 3 zu landen, und Andreas Rink und der 15-jährige Cornell Schulze verpassen den Klassensieg nur um 25 Sekunden. Hinter Senglaub und den Wandner-Brüdern erreichen die Finnen Timo Bäck und Jukka Pollari im BMW M3 das Ziel als beste Hecktriebler auf Rang 9.

Björn Becker verliert nach harter Landung nach der Flugkuppe über die Bahnstrecke den dritten Gang. Dennoch fährt er dem Start-Ziel-Sieg in der 3-Liter-Klasse entgegen, bis das Getriebe auf der Anfahrt zur letzten Prüfung blockiert. So kommen die Lokalmatadoren Maximilian Irmer und Mike Schütte, ebenfalls im Audi 90 Quattro, zum Klassensieg samt Top-10-Platz. René und Anja Kunze (BMW Touring) unterhalten die Zuschauer mit wilden Drifts prächtig und erreichen Platz 2 vor dem M3 von Norbert Meyer und Steffen Schrön.

In Abwesenheit des 318is-Cups machen die Frontantrieb-Spezialisten den Klassensieg bis 2000 cm³ unter sich aus: Bernd Knüpfer im Opel Astra sowie Stephan Dammaschke und Christian Bauer im Renault Clio. Als Dammaschke mit gebrochenem Traggelenk ausfällt, retten Christian Bauer und Jenny Zander den Renault-Klassensieg, obwohl sie 30 Strafsekunden nach einer pulverisierten Pylonen-Schikane kassieren. Bernd Knüpfer und Daniel Herzig lassen den Astra OPC auf den zweiten Platz fliegen vor David Bauer im BMW 318 und dem 21-jährigen Junior Sieger Yannik Keller im Fiesta.

Wie in Bad Schmiedeberg hetzen auch bei der Havelland-Rallye die schnellsten 1600er früh ins Verderben: Uwe Joachim (Polo, Antriebswelle), Fabian Schulze (Suzuki, Getriebe) und Andreas Schramm (Polo, Bremse) sind früh raus wie auch der bisherige Schotter-Cup-Zweite Patrick Buys (Suzuki, Antriebswelle). Manuel Schneider hätte die Klasse im Swift locker gewonnen, wenn er nicht in Brück eine Runde zu wenig absolviert hätte, immerhin wird er noch Fünfter von 16 Startern. Überraschend siegt Hubertus Schulze im Mitsubishi Colt, mit Andrea Rohrlack als Co. Stefan Weigel und Frederike Sandberg fahren im Suzuki Swift auf Rang 2 vor Uwe von Fritschen und Andreas Baumann im Lada VFTS.

Noch mehr Dramatik erlebt die Klasse NC5. Die führenden Alex Klemm (Fiat Cinquecento) und Alex Rieck (Nissan Micra) fallen auf der letzten Prüfung aus, so dass die Nissan-Crew Steffen Günl und Ingmar Schau zum zweiten Mal in ihrer Karriere über einen Klassensieg jubeln kann. Eckhard Eichhorst und Jörg Vach bringen ihren Trabant auf den Ehrenplatz.

In der Gruppe G siegen Klaus Koch und Moritz Wagner im Subaru in der „großen“ Klasse, während – wie üblich – Axel Bayer und Rico Wächtler im Diesel-Subaru die Klasse NC8 vor Thomas und Tanja Leonhardt im Audi gewinnen. Last but not least holen sich Sören Nicolaus und Katharina Schröder (Volvo 940) den Sieg in der leistungsschwächsten Klasse NC9.

Die Tabellenspitze im Schotter-Cup wird bei der Havelland-Rallye kräftig durcheinandergewirbelt. Jetzt führt wieder Stig Andervang, gefolgt von Manuel Schneider und Axel Bayer. Da aber nur die fünf besten Ergebnisse zählen, haben Stig Andervang, Petri Reinikainen und Björn Becker vor dem Finale in der Lausitz die beste Ausgangsposition. Über die ADMV-Rallye-Serien folgt ein zusätzlicher Bericht.

Ergebnis 50. PRS-Havelland-Rallye
1.Stig Andervang / Annemieke HulzebosSkoda Fabia Rally2RC247:59,4
2.Raphael Ramonat / Marcel EichenauerFord Fiesta Rally2RC2+ 1:32,9
3.Robby Fechner / Florian PitzkMitsubishi Evo 10NC1+ 3:09,0
4.Andreas Rink / Cornell SchulzeSubaru Impreza GTNC1+ 3:36,5
5.Sven Senglaub / Lydia EschenhornMitsubishi Evo 8NC1+ 5:15,8
6.Ingmar Wandner / Hendrik WandnerMitsubishi Evo 7NC1+ 6:18,1
7.Christian Bauer / Jenny Zander Renault Clio RagnottiNC3+ 6:34,8
8.Bernd Knüpfer / Daniel HerzigOpel Astra G OPCNC3+ 6:46,5
9.Timo Bäck / Jukka PollariBMW M3 E46NC1+ 6:56,0
10.Maximilian Irmer / Mike SchütteAudi 90 QuattroNC2+ 7:50,9
11.David Bauer / Anika GräberBMW 318ti E36NC3+ 8:17,5
12.Yannik Keller / Anne SchönheiderFord Fiesta STNC3+ 8:53,7
Zwischenstand Schotter-Cup: 1. Andervang/Hulzebos, 2. Schneider/Zander, 3. Bayer/Wächtler, 4. Weigel/Sandberg, 5. Reinikainen/Hallia, 6. Buys/Hayn, 7. Meyer/Schrön, 8. Leonhardt/Leonhardt, 9. Becker/Mürkens, 10. Bauer/Gräber

Zwischenstand DMSB Schotter Rallye Cup: 1. Leonhardt, 2. Meyer, 3. Becker, 4. Klemm, 5. Bayer
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