MOTOR

Fahrbericht Skoda Enyaq iV Sportline 80x

Mit dem Skoda Enyaq iV Sportline 80x bringt die tschechische VW-Tochter die erste Allradversion des Elektro-Crossovers auf den Markt. Anders als der Audi Q4 50 e-tron Quattro leisten die beiden E-Maschinen 195 kW / 265 PS und auch das Fahrwerk ist komfortabler abgestimmt.

Bei Skoda machen sie Sachen gerne anders als die beiden Konzernbrüder VW und Audi. Der tschechische Sonderweg reicht von dem Simply Clever Konzept, bei dem nützliche Details dem Autofahrer das Leben leichter machen, bis hin zur faireren Preisgestaltung, die in der Konzernzentrale in Wolfsburg nicht immer gerne gesehen wird. Beim Enyaq ist der Spielraum der Tochter aus Mladá Boleslav eingeschränkter als bei den Modellen mit Verbrennungsmotor. Schließlich ist die Elektromobilität nach wie vor ein sehr kostenintensives Geschäftsmodell, die Gewinnmarge daher dementsprechend schmal und damit die Möglichkeiten, sich mit eigenen Lösungen vom Rest abzusetzen.

 

Aber da haben die Konzern-Strategen die Rechnung ohne den tschechischen Wirt gemacht. Nachdem VW beim ID.4 GTX und Audi beim Q4 50 e-tron Quattro das Topmodell mit Allradantrieb und 220 kW / 299 PS bereits auf den Markt bringen, lässt sich die böhmische Tochter etwas Zeit. Es wird vom Enyaq zwar eine RS-Version mit vermutlich 225 kW / 306 PS geben, aber auf den müssen die Skoda-Fans noch bis Ende des Jahres warten. Allerdings nicht auf ein Modell mit Allradantrieb. Allerdings hält der Skoda Enyaq iV Sportline 80x mit einer Leistung von 195 kW / 265 PS und einem Drehmoment 425 Newtonmetern einen Respektabstand zu den Konzernbrüdern. Ein Resultat dieser vornehmen Zurückhaltung ist eine Norm-Reichweite von mehr als 500 Kilometern (nach dem WLTP-Zyklus) bei einer 82 Kilowattstundenbatterie (77 kWh netto).

Die Technik-Architektur ist dennoch weitgehend identisch mit der der stärkeren Modelle der Konzernverwandtschaft. Also hat auch der Skoda Enyaq iV Sportline 80x vorne einen Asynchronmotor, der maximal 80 kW / 109 PS schafft und hinten ein permanenterregter Synchronmotor mit 150 kW / 204 PS. Damit wird quasi ein elektrischer Hang-on Allradantrieb kreiert, bei dem sich die Vorderachse nur bei Bedarf am Vortrieb beteiligt. Teil der Sportline-Ausstattungslinie ist auch ein ebensolches Fahrwerk, das die Karosserie vorne um 15 Millimeter tieferlegt und hinten um 10 Millimeter. In den Radhäusern zeigen 21 Zoll Walzen, dass die Tschechen nicht kleckern, sondern klotzen.

Das kann man vom Fahrverhalten nicht behaupten. Denn der Skoda hat aufgrund des PS-Defizits nicht ganz den Punch des Konzern-Verwandten aus Ingolstadt. Dass man mit diesem Enyaq dennoch ziemlich flott unterwegs sein kann, dürfte niemanden überraschen. Anders sieht es schon beim Fahrwerk aus, bei dem die Tschechen einen anderen, weil komfortableren Weg einschlagen als Audi und VW, die die Abstimmung zu großen Teilen gemeinsam vollzogen haben. Trotz des Sportfahrwerks und der damit verbundenen Tieferlegung der Karosserie ist der Enyaq auch in dieser sportlichen Ausführung nicht zu straff. Selbst schlechte Straßen stecken die Dämpfer und Federn gut weg.

Dass auch bei rasant durcheilten Kurven kaum eine Wankneigung festzustellen ist, freut den Asphaltwedler. Bei der Dynamik hilft auch, dass die Achslastverteilung fast 2,4 Tonnen schweren Enyaq iV Sportline 80x paritätisch ausgelegt ist. Das ist ein Grund, weshalb sich auch dieser Skoda Enyaq in Kurven weitgehend neutral verhält, der Allradantrieb tut sein Übriges dazu. Nur bei engen Kurvenradien, die möglichst flott durchfahren werden, entwickelt der Wagen ein Eigenleben und will den Gesetzen der Physik folgen und drängt in Richtung Kurvenrand. Die Spreizung der Fahrmodi hätten wir uns ausgeprägter gewünscht, so verhärtet sich im Sport-Programm lediglich die Lenkung. Da stört es uns schon wesentlich mehr, dass bei 160 km/h Schluss ist. Noch hat Skoda die finalen technischen Daten nicht parat, wir stellten nach der ersten Testfahrt einen Verbrauch von 22,5 kWh/100 km fest.

Beim Interieur erkennt man nach wie vor die Verwandtschaft zum VW ID.4. Durch den großflächigen Lederbezug von Teilen des Armaturenbretts wird das wenig ansehnliche Plastikambiente der Einstiegsmodelle vermieden. Dass die Carbon-Applikationen nur die Optik des Verbundstoffs haben und sonst aus Plastik sind, fällt beim Haptik- beziehungsweise Klopftest auf. Dennoch ist der Innenraum ansehnlicher als bei den anderen Enyaq-Modellen.

Die Funktionalität ist dagegen eins zu eins von den anderen Varianten der Modellreihe übernommen. Also hat auch der Skoda Enyaq iV Sportline 80x viele Ablagen inklusive dem 6,2 Liter Staufach unter der Mittelarmlehne, eine eingängige Bedienführung inklusive dem großen Head-up Display samt Augmented Reality und den dazugehörigen fliegenden Pfeilen. Allerdings dürfte diese tschechische Allrad-Herrlichkeit auch seinen Preis haben, der knapp unterhalb der 50.000 Euro-Marke bleiben dürfte. Dennoch rechnet Skoda Deutschland damit, dass sich etwa jeder fünfte Enyaq-Kunde für die Sportline-Ausstattungslinie entscheiden wird. Allerdings gibt es die auch mit Heckantrieb mit 132 kW / 180 PS oder 150 kW / 204 PS und mit der 60 kWh-Batterie.

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