ÖRM 2021

Wie stuft man die Elektro-Boliden richtig ein?

Als überhastet empfinden manche die überraschende Start- und Punkteberechtigung für Elektroautos in der Österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft (ÖRM) - schließlich wird erst im Januar an einem E-Reglement gearbeitet. In einer Arbeitsgruppe der AMF muss nun eine Balance of Performance zwischen Benzin- und Elektroantrieb gefunden werden.

Noch im Mai wollte man bei der AMF (Austria Motorsport) vorerst keine Startberechtigung versprechen - man überlege, das Jahr 2021 dafür zu nutzen, die neuen Elektroautos bei Vorausautoeinsätzen zu beobachten und Erfahrungswerte zu sammeln.

Schließlich handle es sich um eine neue Technologie und man müsse bei Rallyes auch Fragen wie das Nachladen klären, oder in punkto Sicherheit neue Bestimmungen einführen. Umso überraschender kam die Start- und Punkteberechtigung für Elektroautos ab 2021 - und das, obwohl es noch gar kein Reglement für solche Einsätze gibt.

Laut AMF wird eine Arbeitsgruppe im Januar mit der Erstellung des Regelwerks beginnen - Generalsekretär Michael Fehlmann sagte, „das Reglement werde rechtzeitig vor dem Saisonstart fertig sein“ - vorgesehen wäre dieser für Mitte März im Rebenland. Wenn es denn die Corona-Bestimmungen in der Alpenrepublik zulassen.

Dass die AMF in solch unsicheren Zeiten den Elektroautos ohne jedes Regelwerk eine Art „Blanko-Starterlaubnis“ erteilt, heizt naturgemäß die Gerüchteküche und so manche Gemüter auf.

Mit Kreisel Electric (in Kooperation mit Baumschlager Rallye Racing) und STARD, der Firma von Manfred Stohl, sind zwei namhafte österreichische Firmen an einer solchen Startberechtigung interessiert. Beide sind internationale Elektro-Größen: Kreisel etwa stattet die Rallycross-WM ab 2022 mit einem Elektro-Kit aus, STARD hat schon vor fünf Jahren als Elektro-Pionier ein solches Auto auf die Räder gestellt, das Auto für die elektrische Projekt E-RX-Serie entwickelt und auch einen elektrischen Rally2-Rallyeboliden gebaut, den man bereits für einen Preis von rund 370.000 Euro erwerben kann.

Balance of Performance

Noch vor der ersten Rallye gilt es daher quasi die „Rallye 0“ zu überstehen, nämlich die Reglement-Erstellung - in der Arbeitsgruppe der AMF sind sowohl Kreisel Electric als auch STARD vertreten. Philipp Kreisel dementiert jenes Gerücht, dass sein Mitarbeiter Dominik Jahn klammheimlich bereits am Reglement arbeiten würde: „Am Ende des Tages schreibt das Reglement die AMF - wenn wir jedoch Fragen erhalten, geben wir natürlich Antworten. Wir können nur Inputs geben.“

Laut Manfred Stohl wäre es hierbei wichtig, dass Kreisel und STARD „an einem Strang ziehen“. Und: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht die Benzin-Rally2-Fahrer unglücklich machen, die dafür auch viel Geld ausgeben. Es muss ein ausgeglichenes Reglement sein, das eine sinnvolle Balance of Performance bietet.“

Stohl und die Erfahrung mit Erdgas

Stohl spricht als „gebranntes Kind“. Schon vor vielen Jahren war er Vorreiter mit einem Erdgas-Rallyeauto. Wurde man anfangs belächelt, zog man bald der Konkurrenz davon - Ergebnis: Die Luftzufuhr wurde reduziert, dem umweltfreundlichen Antrieb wurden die Zähne gezogen.

Was Stohl wohl auch meint: In der Arbeitsgruppe werde man wohl auch eine „Balance of Zugeständnisse“ anstreben müssen - zum einen ist es, mangels an Erfahrungswerten extrem schwierig, eine ausgewogenes Verhältnis zwischen den beiden Antriebsarten zu entwickeln, zum anderen kann man davon ausgehen, dass es im Falle einer befürchteten Überlegenheit der Elektroautos massiven Widerstand der Benzin-Fraktion geben würde - und schließlich muss - zumindest laut Manfred Stohl - eine Formatänderung bei den Rallyes vorgenommen werden, die das gesamte Starterfeld betrifft.

Das spannende Kräftemessen zwischen Benzin- und Elektroantrieb beginnt also auf jeden Fall am runden Tisch der AMF-Arbeitsgruppe.

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