IMG steigt aus

Wer möchte die Rallycross-WM vermarkten?

Die Rallycross-WM (WRX) war auf dem Weg, das nächste große Ding zu werden. Dann patzte Promoter IMG beim Übergang in die elektrische Zukunft und zieht nun endgültig den Stecker. Die FIA bemüht sich um Schadensbegrenzung.

Für den Blick nach vorn, muss man sich zunächst umdrehen. Vor nicht allzu langer Zeit tummelten sich plötzlich jede Menge Hersteller in der WRX, der man eine gar prächtige Zukunft voraussagte. Promoter IMG träumte bereits von sprudelnden Gewinnen, das Vorbild hieß Formel 1. Drunter ging es nicht. Doch dann fiel das Kartenhaus zusammen.

Weil die IMG nicht bereit war, zunächst ausreichend eigenes Geld zu investieren und auch die vorgestellten Ideen wenig Begeisterung bei den Marketingleuten auf der Gegenseite entfachten, zogen Audi, Ford, Peugeot und Volkswagen den Stecker. Die WRX stand wieder dort, wo sie 2014 als zartes Pflänzchen angefangen hatte.

Was den Hardcore-Fans durchaus recht war, sorgte an anderer Stelle für jede Menge Unmut. Die FIA braucht neben der Formel E zügig ein Championat, mit dem man sich in der heutigen Zeit schmücken kann - nachhaltig und zukunftsgewandt. Man hatte dafür die WRX auserkoren, denn wo sonst kommen brachiale Beschleunigung und kurze Rennen so perfekt zusammen?

Mit diesen Plänen lockte man seinerzeit die Hersteller an, die ihrerseits händeringend nach Bühnen suchten, um der Kundschaft zu zeigen, dass ihre Elektroautos nichts mit Langeweile zu tun haben. Um den einstigen Zeitplan noch einmal zu verdeutlichen: In diesem Jahr wollte man Premiere feiern und angesichts der dramatischen Veränderungen im Serienbau hätte sich die WRX mit einem Schlag aus der Nische ins Rampenlicht katapultiert.

Ab 2022 als E-WRX

Bei der IMG versuchte man in diesem Jahr mit dem sogenannten „Projekt E“ ein wenig Elektro-Motorsport zu zeigen. Es sollte jedoch nur ein Appetithappen sein, denn die endgültigen E-Supercars stehen bereits in den Startlöchern und erneut kommt der Schub aus Österreich. Die FIA wählte Kreisel Electric als Lieferant des Einheits-Kits mit 53 kWh-Batterie, dessen Zutaten grob dem „Projekt E“ gleichen. Kostenpunkt 300.000 Euro, zuzüglich 100.000 Euro für den vierjährigen Support. Der Umstieg sollte für Teams möglichst einfach ausfallen, denn der Kit passt auch in die aktuellen Supercars mit Verbrennern.

Im März wollte man den ersten Prototyp präsentieren, um anschließend der Verkauf starten. Doch dann verbreitete sich ein heimtückischer Virus über die ganze Welt und der verursachte Stillstand sorgte dafür, dass die sogenannte E-WRX erst 2022 starten wird. „Wir stehen aber weiterhin voll hinter diesen Plänen“, betont FIA-Präsident Jean Todt in der leisen Hoffnung, dass vielleicht doch endlich ein Hersteller auf den E-Zug aufspringen will. „Immerhin bleibt uns jetzt eine gemischte Meisterschaft mit Verbrenner- und Elektroautos erspart, die man im Übergangsjahr 2021 geplant hatte“, findet Kenneth Hansen, Chef des WM-Siegerteams, das Gute in jedem Schlechten.

IMG steigt vorzeitig aus

Allerdings wird die Meisterschaft künftig ihr Glück ohne die IMG finden müssen, denn die Firma zog sich nun kurzfristig aus dem im Jahr 2013 mit der FIA geschlossenen Vertrag zurück, der eigentlich eine Laufzeit von zehn Jahren hatte. Hinter vorgehaltener Hand wird über Geldsorgen des IMG-Mutterkonzerns Endeavor spekuliert.

Die FIA ist plötzlich zum Handeln gezwungen und sucht kurzfristig einen Promoter für die WRX, der in den kommenden zwei Jahren das Ruder übernimmt. Interessenten können sich ab sofort bewerben.

Was denken andere Leser?Jetzt im Forum nachlesen ... « zurück