Race of Champions 2010

"Ursprung im Rallyesport..."

Im Interview spricht RoC-Fredrik Johnsson über die Anfänge der Veranstaltung und die Entwicklung seines Motorsportsportevents.

<strong>WANDEL:</strong> Rallyeautos treten beim RoC heute nur noch im Showprogramm auf

Wie sind sie auf die Idee des Race of Champions gekommen?
„Ich war damals Journalist und habe sowohl von der Formel 1 als auch von der Rallye-WM berichtet. Und der Rallye-Sport damals war für die Zuschauer extrem schwierig: Stunden im Verkehrsstau, dann mehrere Kilometer zu Fuß zum gewünschten Streckenabschnitt – und dann kamen die Autos einzeln vorbei und man hatte keine Ahnung, wer gerade in Führung lag. Außerdem war es so, dass nur der Hersteller mit dem besten Auto die ganze Saison bestritt, die anderen Teams hingegen nur bei Saison-Highlights wie der Rallye Monte Carlo oder der Safari an den Start gingen, weil sie sich dort ein gutes Ergebnis und viel Publicity versprachen. So wusste man im Prinzip schon vor Saisonbeginn, wer den WM-Titel holen würde. Hatte Lancia das beste Auto und nahm an allen Rallyes teil, war’s ein Lancia-Fahrer – und wenn Peugeot oder Audi das beste Auto hatten und alle Veranstaltungen bestritten, wurde einer von deren Fahrern Weltmeister. Also sagte ich mir: Wir müssen die besten Fahrer der Welt zusammenbringen und auf identischen Autos gegeneinander antreten lassen – und das auf einer spektakulären Strecke, auf der die Zuschauer die gesamte Action verfolgen können. Das war ein auch für die TV-Anstalten sehr interessanter Ansatz, denn für die waren Rallye-Übertragungen damals extrem schwierig.“

 

Wie haben Sie das Projekt ins Rollen gebracht?
„Ich sprach mit Michele Mouton über das Projekt, wir nahmen Kontakt zu allen Rallye-Weltmeistern auf – und sie alle waren begeistert von der Idee, 1988 am Race of Champions teilzunehmen. Das erste ROC veranstalteten wir in Paris – auf einer Strecke, die für die Zu schauer fast vollständig zu überblicken und auch für TV-Übertragungen dementsprechend gut geeignet war. Doch wir machten den Fehler, am Rallye-Format festzuhalten. Noch immer ging ein Auto nach dem anderen an den Start. Erst bei der zweiten Ausgabe, 1989 auf dem Nürburgring, setzten wir die Idee mit der Parallel-Strecke um. Auf einem Kurs im Stadion-Bereich des Rings, der für alle Zuschauer zu überblicken war, traten nun jeweils zwei Fahrer gegeneinander an. Und diese Veranstaltung erwies sich als genauso spektakulär, spannend und erfolgreich, wie wir es uns erhofft hatten."

 


Fredrik Johnsson und seine zwei deutschen Zugpferde
Michael Schumacher und Sebastian Vettel

  

Was waren Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Momente in der Geschichte des ROC?
„Natürlich die erste Veranstaltung in Paris 1988 – und das Race of Champions im Jahr danach, das auf der ersten Parallel-Rallye-Strecke der Welt ausgetragen wurde. Doch der wichtigste Moment überhaupt war zweifellos das ROC 1999, bei dem wir den ROC Nations Cup ins Leben riefen. Denn damit war das Race of Champions nicht länger ein Event nur für Rallyefahrer – sondern offen für die besten Piloten jeder nur erdenklichen Motorsport-Disziplin. Das veränderte die gesamte Atmosphäre total. Plötzlich waren da Jungs aus der Formel 1 am Start, aus der NASCAR-Serie, Le-Mans-Piloten, Tourenwagen-Fahrer. Die hatten sich bisher gegenseitig nur im Fernsehen bewundern können. Doch plötzlich konnten sie gegeneinander antreten, gemeinsam Spaß haben und eine gute Zeit miteinander verbringen. Das war also der entscheidende Moment in der ROC-Geschichte, denn nun war die Veranstaltung natürlich auch für die Fans der verschiedensten Rennsport-Kategorien interessant.“

 

... und vor sechs Jahren gab es einen weiteren zentralen Wendepunkt, oder?
„Ja, 2004 war ebenfalls wichtig: Wir holten das ROC zurück nach Paris und verwandelten es in eine Stadion-Veranstaltung. Plötzlich konnten die Fans noch viel leichter dabei sein und waren viel näher dran an der Action. Selbst für Leute, die eigentlich keine großen Rennsportfans waren, war das ROC nun attraktiv, denn man konnte ja einfach mal vorbeischauen und gucken, was da so los war. Und ich bin überzeugt davon, dass viele von ihnen aufgrund der einzigartigen Atmosphäre zu Motorsportfans wurden und von da an die komplette Saison in Formel 1, Rallye-WM oder anderen Disziplinen verfolgten.“

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