Buggys vs. Allradler

Rallye Dakar: Mini schlägt Toyota 9:2

Carlos Sainz hat die diesjährige Rallye Dakar gewonnen. Es war die erste Ausgabe des Klassikers in Saudi-Arabien und neben der starken Premiere von Fernando Alonso beschäftigte das Biwak vor allem eine Frage: Sind die Buggys im Vorteil gegenüber den Allradlern?

Der Umzug nach Saudi-Arabien hat zumindest eins verursacht – die Rallye Dakar blieb bis zur letzten Etappe spannend. Carlos Sainz, Stéphane Peterhansel (beide Mini Buggy) und Nasser Al-Attiyah (Toyota) lieferten sich einen Dreikampf, in dem manchmal nur Sekunden entschieden. Dass Sainz am Ende seinen dritten Dakar-Sieg feiern konnte, hat er auch gutem Teamwork zu verdanken.

Die vom deutschen Team X-Raid betreute Mini-Armada zeigte eine geschlossene Mannschaftsleistung. „In diesem Ergebnis stecken so viele Anstrengungen, viel körperliches Training, viel Testarbeit mit dem Team. Das Rennen war großartig für uns Fahrer, aber man musste sehr hart arbeiten, direkt vom ersten Tag an. Das kann man sich kaum vorstellen, aber es war von Anfang an eine Vollgas-Rallye“, fasste Sainz zusammen.

Je vier Tagessiege gingen an die Buggy-Piloten Sainz und Peterhansel. Vaidotas Zala im Mini-Allradler steuerte einen weiteren bei. Auch Orlando Terranova und Jakub Przygonski (beide Mini 4x4) waren häufig in der Nähe von Sainz und Peterhansel unterwegs, halfen gelegentlich zum Beispiel bei der Navigation – wenn auch nicht immer freiwillig.

Al-Attiyah war dagegen meist auf sich alleine gestellt. Zu wenig konstant fuhren Yazeed Al-Rajhi und vor allem sein offizieller „wingman“ Giniel de Villiers. Mehr als zwei Tagessiege brachte die südafrikanische Mannschaft dieses Mal nicht zusammen.

Nicht ganz zu Unrecht haderte Al-Attiyah mit den konzeptionellen Nachteilen des Hilux. Mit Allradantrieb und rund 300 Kilogramm höherem Fahrzeuggewicht fehlten ihm auf den manchmal 40 Kilometer langen Vollgasabschnitten im Vergleich zu den Mini Buggy etwa 15 km/h Höchstgeschwindigkeit. Außerdem verzeichneten die Buggy-Piloten aufgrund der größeren Reifen und fast doppelt so langem Federweg vor allem in der ersten Hälfte der Rallye, als häufig über Geröll gefahren wurde, deutlich weniger Plattfüße.      

Die Tatsache, dass in der Wüste Saudi-Arabiens die Navigation umso einfacher wurde, je weiter man hinten fuhr, machte manches Tagesergebnis vorhersehbar. Sie sorgte aber auch für einige Überraschungen. Zum ersten Mal seit langer Zeit konnten wieder Privatfahrer Etappen gewinnen: Mini-Pilot Vaidotas Zala aus Litauen und der Franzose Mathieu Serradori, dessen südafrikanischen Buggy mit V8-Benziner der Veranstalter bei der Fahrzeugeinstufung wohl etwas unterschätzt hatte.

Eine positive Überraschung war auch Fernando Alonso im Toyota. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister kam besser mit dem ungewohnten Terrain zurecht, als viele Kritiker vorhergesagt hatten. Sieben der zwölf Tagesetappen beendet Alonso innerhalb der Top-10.

Allerdings musste er auch Lehrgeld bezahlen. Im Staub eines vorausfahrenden Autos einen Felsen übersehen – Rad abgerissen und zweieinhalb Stunden Zeitverlust. Eine steil abfallende Düne viel zu schnell angegangen – doppelter Salto seitwärts und über eine Stunde Reparaturpause.

Doch Alonso bewies Kampfgeist. Zusammen mit Beifahrer Marc Coma flickte er den Hilux jedes Mal wieder zusammen und hatte auch kein Problem damit, über 500 Kilometer Prüfung ohne Windschutzscheibe zu absolvieren. Gesamtrang 13 ist aller Ehren wert.

Weit unter Wert geschlagen wurden dagegen Jakub „Kuba“ Przygonski und Beifahrer Timo Gottschalk (Mini 4x4). Durch technische Probleme, unter anderem zweimal mit dem Getriebe, verlor das polnisch-deutsche Duo rund acht Stunden und wurde am Ende nur Neunzehnter. „Für uns ist diese Ausgabe nicht optimal gelaufen. Viele technische Probleme haben uns hart zurückgeworfen. Aber wenn das Auto lief, konnten wir zeigen, wo wir hingehören, wie groß unser Potenzial ist. Die Aufgabe für die Zukunft wird sein, das beste Paket zu schnüren. Mit Kuba hat es viel Spaß gemacht im Cockpit, die Zusammenarbeit lief reibungslos. Wir freuen uns auf mehr“, fasste Gottschalk seine erste Rallye Dakar an der Seite von Przygonski zusammen.

Markus Walcher und Tobias Henschel, das einzige rein deutsche Team in der Auto-Kategorie, kam auf Rang 44 ins Ziel. Die beiden ließen sich dabei auch von einem Überschlag während der dritten Etappe nicht entmutigen. Dass der zum Enduro XXX modifizierte, rechtsgelenkte Bowler Wildcat als Folgeschaden ein paar kleinere technische Probleme zeigte, verursachte noch einmal eine Zielankunft erst nach Dunkelheit. Zumindest im Kapitel Sportsgeist waren Walcher und Henschel ganz weit vorn – einmal schleppten sie ein mit technischem Defekt liegengebliebenes Side-by-Side ins Tagesziel.

Ergebnis 42. Rallye Dakar

01. Sainz/Cruz (ESP/ESP), Mini Buggy, 42:32.40 Std.
02. Al-Attiyah/Baumel (QAT/FRA), Toyota, + 6.21
03. Peterhansel/Fiuza (FRA/POR), Mini Buggy, + 9.58
04. Al-Rajhi/Zhiltsov (SAU/RUS), Toyota, + 49.10
05. de Villiers/Haro (ZAF/ESP), Toyota, + 1:07.09
06. Terranova/Graue (ARG/ARG), Mini 4x4, + 1:12.15
07. Ten Brinke/Colsoul (NLD/BEL), Toyota, + 1:18.43
08. Serradori/Lurquin (FRA/BEL), Century Buggy, + 1:59.21
09. Seaidan/Kuzmich (SAU/RUS), Mini 4x4, + 3:42.17
13. Alonso/Coma (ESP/ESP), Toyota, + 4:42.77
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19. Przygonski/Gottschalk (POL/DEU), Mini 4x4, + 8:35.18
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44. Walcher/Henschel (DEU/DEU), Enduro XXX, + 28:25.52

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