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Peterhansel gewinnt Dakar

Mitsubishi-Werksfahrer Stéphane Peterhansel wiederholt Vorjahreserfolg vor seinem Teamkollegen Luc Alphand - Jutta Kleinschmidt schafft Sprung aufs Podest.

<strong>Souveräner Sieg:</strong> Peterhansel gewinnt erneut die Dakar

Kompakt, aber trotzdem knallhart: Auch die 28. ?Dakar? machte ihrem Ruf einmal mehr alle Ehre, die härteste Herausforderung zu sein, die im modernen Motorsport existiert. Auf dem 8.956 Kilometer langen Weg von Barcelona bis in die Hauptstadt des Senegals bewies sich auch in diesem Jahr eine der ältesten Weisheiten der Rennerei: ?To finish first, you first have to finish? - wer das Ziel als Erster erreichen will, muss zuallererst das Ziel erreichen.

 

Wer sie auf die leichte Schulter nimmt, hat bereits verloren: Die ?Dakar?, berühmtester Marathon-Raid der Welt, zeigte sich auch in diesem Jahr wieder von ihrer besonders gnadenlosen Seite. Viele, die auf den ersten Metern bereits wie Anwärter auf den Sieg aussahen, mussten nur wenig später einsehen: schnell sein allein genügt nicht - mindestens ebenso wichtig ist es, irgendwann plötzlich zu schnell zu sein?

 

Prominente Beiträge zu diesem Thema können auch nach der diesjährigen Ausgabe einige Dakar-Teilnehmer leisten, die sich im Motorsport bereits einen wohlklingenden Namen gemacht haben - wie zum Beispiel Collin McRae. Der ehemalige Rallye-Weltmeister glänzte bei seinem zweiten Start mit flotten Zeiten - bis zur sechsten Etappe. ?Dass die Bodenwelle so tückisch sein würde, war nicht zu erkennen?, so der sichtlich beeindruckte Schotte, der nach einem mehrfachen Tulup mit angedeuteter Bielmann-Pirouette einen nachhaltig zerstörten Werks-Nissan zwischen Smara und Zouerat zurückließ. Eines jedoch stellte McRae, der den Mega-Crash ebenso wie Beifahrerin Tino Thörner unverletzt überstand, unverzüglich klar: Dass er mit der ?Dakar? noch eine Rechnung offen hat, die er im kommenden Jahr begleichen möchte...

 

Nicht viel besser erging es noch am gleichen Tag und nur wenige Kilometer später dem US-Amerikaner Robby Gordon: Der NASCAR-Star aus Kalifornien, der zuvor in seinem Heimatland mehrfach die ebenfalls berühmte ?Baja California? gewonnen hatte, übernahm wohl auch zu seiner eigenen Überraschung schon früh die Führung in der Gesamtwertung, büßte diese kurz an McRae ein, um sie auf Etappe fünf wieder zurückzuerobern. Doch zu diesem Zeitpunkt begann das Afrika-Abenteuer erst richtig - wie der VW-Werksfahrer kurz nach seinem 36. Geburtstag leidvoll erleben musste: Eine Bodenwelle hebelte die Hinterachse seines Race Touareg heftig aus, die mehrfache Rolle seitlich blieb unvermeidlich - aus der Traum von der eigenen Operation Wüstensturm.

 

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Doch den Mechanikern von Volkswagen Motorsport gelang im Biwak das Kunststück, das ramponierte Renngerät des US-Boys wieder in einen konkurrenzfähigen Zustand zu versetzen. Fortan sammelte Gordon als fliegender Service für Jutta Kleinschmidt weitere Sahara- und Sahel-Zonen-Erfahrungen - und schwört, im kommenden Jahr auf jeden Fall wieder für Volkswagen an den Start zu gehen.

 

Doch auch Routinier mussten früh die Segel streichen. Wie zum Beispiel Hiroshi Masuoka und sein deutscher Beifahrer Andreas Schulz. Sie demolierten auf der vierten Etappe die Radaufhängung ihres Werks-Mitsubishi Pajero nachhaltig und fielen zurück. Ein Überschlag beendete die Veranstaltung für den Gesamtsieger von 2002 und 2003 wenige Tage später.

 

Vorjahressieger Stéphane Peterhansel indes, von einer Grippe geplagt, ging die diesjährige ?Dakar? eher vorsichtig an: Erst auf der siebten Etappe - dem ersten Tag des ersten von zwei Marathon-Abschnitten, die sich durch einen Service-Verbot beim Übernacht-Stopp auszeichnen - legte der einstige Motorrad-Star sein wahres Tempo offen und übernahm mit seinem zweiten Etappensieg die Spitze. Eine Position, die der erfahrene Afrika-Spezialist bis ins Ziel nicht mehr abgeben sollte...

 

Fast zeitgleich hat sich auch Peterhansels Mitsubishi-Teamkollege Luc Alphand auf die zweite Position vorgeschoben - vor Jutta Kleinschmidt, die sich im Volkswagen Race Touareg einmal mehr nicht nur durch fahrerische Klasse, sondern auch durch ihr taktisches Gespür auszeichnete. Während die Positionen an der Spitze auf dem weiteren Weg durch Mauretanien und Mali unverändert blieb, musste die in Köln geborene Wahl-Monegassin allerdings noch derbe Schreckminuten verkraften: Auf der 14. Etappe - also praktisch kurz vor dem Ziel - versagte nach einer Wasserdurchfahrt zuerst die Servounterstützung und wenig später auch die Lenkung selbst ihren Dienst. Des einen Pech, des anderen Glück - diesesmal nur andersherum: ?Ein riesiges Dankeschön an Robby?, so die VW-Fahrerin in Gedanken an ihren ?fliegenden Service? aus den Vereinigten Staaten. ?Er ist ein sensationeller Mechaniker, denn er hat in weniger als zwei Stunden die Lenkung gewechselt.?

 

Aus dem Kampf um den Gesamtsieg durfte sich die Kölnerin damit zwar verabschieden, Rang drei in der Gesamtwertung jedoch konnte Kleinschmidt behaupten und noch dazu einen Etappensieg auf ihr Konto verbuchen - ebenso wie die Nissan-Piloten Giniel de Villiers, der gleich zweimal die Tagesbestzeit an sich reißen konnte, und Ari Vatanen. Der ehemalige Rallye-Weltmeister und heutige Europa-Abgeordnete stellte sein unvermindertes fahrerisches Talent auf der 529 Wertungsprüfungs-Kilometer langen Etappe 14 unter Beweis. Allerdings profitierte er auch davon, dass Robby Gordon zwecks Reparatur des Kleinschmidt-VW seine eigene Zeitenjagd einstellte.

 

Stéphane Peterhansel konnten diese Zwischenfälle nicht mehr beunruhigen: Mit einem beruhigenden Vorsprung von 27,13 Minuten startete der Franzose vor seinem Landsmann und Teamkollegen Alphand zur letzten, kaum noch 30 Kilometer umfassenden Schlussetappe der diesjährigen Dakar, die traditionell am ?Lac Rosé? endete.

 

Endstand Dakar 2005

1. PETERHANSEL/COTTRET MITSUBISHI 52h 31' 39"

2. ALPHAND/PICARD MITSUBISHI +27' 14"

3. KLEINSCHMIDT/PONS VOLKSWAGEN +3h 22' 00"

4. DE VILLIERS/LURQUIN NISSAN +4h 02' 36"

5. SABY/PERIN VOLKSWAGEN +8h 44' 14"

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