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Mitsubishi greift voll an

Was Ferarri in der Formel-1, ist Mitsubishi in der Wüste. Mit einem überarbeiteten Pajero Evolution will man den Abstand zur Konkurrenz weiter vergrößern.

<strong>Startklar:</strong> Das Mitsubishi-Team für die Dakar 2005

Der von 3,5 auf 3,997 Liter aufgebohrte V6-Sauger im neuen Mitsubishi Pajero Evolution MPR11 leistet 270 PS bei 5500/min; sein Drehmoment stieg aber um satte 19 Prozent auf nun 430 Nm. Ferner wanderte der Treibsatz um 10 Zentimeter nach unten und 30 Zentimeter nach hinten. Damit war kein Platz mehr für die bislang verwendete Sechs-in-Eins-Auspuffanlage; die einzelnen Krümmer münden jetzt am Motor in zwei Auspuff-Endrohre.

 

Thierry Viardot, der Technische Direktor von Mitsubishis Dakar-Arm, erklärt: "Wir haben die Größe und Oberfläche des Wasserkühlers verändert, die Qualität der Leitungen und Luftkanäle optimiert und einige andere kleinere Revisionen vorgenommen." Der deutlichen Absenkung des Fahrzeug-Schwerpunkts dient auch eine neue Anordnung der Benzintanks. Im MPR10 lagen 100 Liter unter dem Fahrersitz ? aber kein Tank unter dem Navigator. Jetzt sitzt auch der Beifahrer auf 100 Liter Treibstoff. Die Folge des tieferen "Center of Gravity": Die Flugeigenschaften des Pajero sind nun deutlich kalkulierbarer. Der alte Geländewagen landete gern mal nasenlastig und verging sich dann in Hüpfern; der neue fliegt in einer schönen Parabel und saust nach der Landung ohne weitere Hoppelei weiter.

 

In letzter Zeit hat sich der frühere Motorrad-Gesamtsieger Stéphane Peterhansel als eindeutige Speerspitze bei den Roten erwiesen. "Mit dem MPR10 konnte ich die Tunesien- und die Marokko-Rallye gewinnen", blättert der 39-jährige Franzose zurück. "Und mit der Performance, die derneue MPR11 bei der Desert-Challenge zeigte, sind wir sehr zufrieden. Das überarbeitete Auto ist in den Dünen und auf schnellen Passagen noch fahrstabiler."

 

Trotzdem sollen die Tage der totalen Dominanz des Vorjahressiegers sollen vorbei sein. Das japanische Management hat seinem Teamkollegen Hiroshi Masuoka wieder den bayrischen Beifahrer Andreas Schulz zur Seite gestellt, mit dem er vor dessen Intermezzo an der Seite von Andrea Mayer schon acht Jahre zusammen gefahren war. "Wir haben in den acht Jahren nur einen Überschlag gehabt", verweist Schulz. "Ich bin halt manchmal ein bisschen grober zu ihm. Er ist ein netter Kerl. Aber im Auto braucht er manchmal eine härtere Hand. Weil ich ihn so gut kenne, merke ich schon, wenn er mal einen schlechten Tag hat. Dann kann ich entsprechend Einfluss auf ihn nehmen. Man kann bei der Dakar unmöglich über die komplette Distanz 100 Prozent fahren. Das geht vielleicht mal für acht Tage am Stück ? aber nicht während der ganzen Rallye."

 

Masuoka knüpft seine Hoffnungen nicht nur an den 49-jährigen Bayern ? sondern vor allem an die neuen Dämpfer im MPR11. Die Reiger wurden durch zwei Stoßdämpfer von Bos pro ersetzt, die ihren Ursprung im Mountainbike-Abfahrtsport haben. "In den alten ist die Flüssigkeit sehr schnell heiß geworden,und dann musste man oft mal 200 oder mehr Kilometer mit Dämpfertemperaturen von 200 Grad fahren", enthüllt Masuoka. "Bei den neuen bleibt die Temperatur immer im optimalen Bereich." Die direkten Folgen daraus stimmen den 44-Jährigen aus Irurna in der japanischen Präfektur Saitama zuversichtlich: "Ich kann jetzt zum ersten Mal eine ganz andere Fahrwerksabstimmung fahren als Stéphane. Seine Settings waren für meinen Geschmack bis jetzt immer zu hart. Ich ziele bei meiner Abstimmungsarbeit mehr auf optimale Traktion für den Sand."

 

Um das 1,978 Meter breite und mit einer Spurweite von 1,75 Meter vorn und 1,736 Meter hinten ausgestattete Auto in der Breite besser in Balance zu halten, vertraut Mitsubishi auf hydromechanisch betätigte Stabilisatoren von Kinetic. Diese Technik kann vom Lenkrad aus für die Dünen abgeschaltet werden, um dort Verschränkungen im Gitterrohrrahmen zu erzielen, und für gerade Strecken oder Kamelgraspassagen aktiviert. Die Tests mit einem neuen System sind allerdings gescheitert, weil die Temperaturen der ausgleichenden Hydraulikflüssigkeit in die Höhe schnellten und das Auto zu rubbeln begann. Deswegen vertraut Mitsubishi heuer noch mal auf die bewährte Vorrichtung aus dem Vorjahr.

 

Neben den beiden Top-Stars Peterhansel und Masuoka schickt Mitsubishi zwei Pajero Evo für den letztjährigen Motorrad-Gesamtsieger und ehemaligen Enduro-Europameister Joan Roma aus Spanien und den früheren Ski-Abfahrtsweltmeister und -Weltcupsieger Luc Alphand auf die Reise. Alphand hat sich in den letzten Jahren fest im Motorsport Fuß gefasst ? als X5-Pilot, aber auch als Sportwagen-Pilot bei den 24 Stunden von Le Mans. Dort will der Franzose auch 2005 wieder starten ? in einem Porsche 911 GT3-RSR. "Das ist der einzige Kompromiss, auf den Mitsubishi sich einlassen würde ? dass ich dort in den langsamsten Autos fahre", lächelt der kontaktfreudige Alpinist, der sich über seine rasche Eingewöhnung in den Motorsport selbst wundert: "Dabei habe ich doch eigentlich nur zum Spaß mit der Rennerei angefangen?"

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