RALLYCROSS-WM

Fotofinish entscheidet deutschen WM-Lauf

Zehntausend Fans erlebten am Estering ein spektakuläres Finale, als sich Petter Solberg hauchdünn gegen Mattias Ekström durchsetzen konnte.

<strong>SO KNAPP WAR ES:</strong> Mattias Ekström zeigt den Abstand zwischen ihm und Petter Solberg (unten)

„Solange Henning mich nicht besiegt, ist es mir egal!“ - Petter Solberg fand im Vorfeld des deutschen RX-WM-Laufs die passende Antwort auf die Frage, wie es sei, mit dem Bruder Seite an Seite in verschiedenen Teams gegeneinander anzutreten. Allerdings streitet sich Petter um die Weltmeisterschaftskrone, während Henning (beide Citroën) sich für die Europameisterschaft entschieden hatte.

Dieser Umstand spülte einige sehr gute Fahrer in das Starterfeld, für die es einen Lauf vor dem Finale in Italien noch um einiges ging. Insbesondere Robin Larsson (Audi) und Tommy Rustad (Volvo) erwiesen sich als ebenbürtige Gegner.

Am Samstag kam Henning Solberg seinem Bruder dann schon verdammt nahe, für ihn als Zweiten der Europameisterschaft galt es, vor Larsson anzukommen. Der war zunächst schneller als die Gebrüder Solberg, doch der junge Schwede, dessen Vater zwei Mal Europameister werden konnte, hatte im zweiten Vorlauf Pech. Nach einem Startgerempel in der berüchtigten ersten Kurve verweigerte das rechte Vorderrad seine Dienste und Larsson verlor an Boden.

Solberg in der Defensive

Am Sonntag zeigte sich dann, wer auf der engen Piste zurechtkam. Europameister Timur Timerzyanov und sein Teamkollege Timmy Hansen (beide Peugeot) fuhren nach der Qualifikation die beste und die drittschnellste Zeit ein, nur Mattias Ekström (Audi) konnte sich dazwischen setzen. Petter Solberg fand sich nur auf Rang fünf hinter Robin Larsson wieder. Was war passiert? 'Mr. Hollywood', Tommy Rustad und Ekström trafen im dritten Vorlauf aufeinander. Gemeinsam schoben Solberg und Ekström den Startsieger Anton Marklund (Volkswagen) quer vor sich her, bis hinauf in die erste Kurve. Der damit verbundene Sachschaden reichte aus, um das Vorlaufergebnis zu versauen.

Erwartet hatten die Zuschauer eigentlich eine Gala-Vorstellung von Ekström, so wie in Schweden, als er die Idealpunktzahl holte. Doch der DTM-Champion wurde knapper Zwölfter im ersten Heat und hätte beinahe den Sieg im zweiten Vorlauf verpatzt, als er in der Jokerlap die Reifenstapel umsenste. Er leistete sich im vierten Heat sogar einen Dreher, profitierte andererseits aber auch von den Rangeleien und Ausfällen der Konkurrenz.

Ganz nebenbei gewann er zwar den Lauf zur Europameisterschaft, weil er sich aus der Qualifikation als bester der in der kleinen Schwester der WM eingeschriebenen Piloten herauskristallisiert hatte, doch so ganz reibungslos lief es bis dahin nicht. Klar, mit dem Erreichen des Halbfinals hatte er die Pflicht erfüllt, aber er wollte unbedingt auch den Gesamtsieg.

Die rund 10.000 Zuschauer sahen schließlich ein packendes Finale, welches an Dramatik bis zum Schluss kaum zu überbieten war. Solberg hatte den Start an Larsson verloren, aber kurz darauf zurückerobert, weil der Schwede auf der Höhengerade nach außen geraten war. Ekström folgte, Tür an Tür mit seinem Teamkamerad Pontus Tidemand, und wählte sogleich den Weg durch die Jokerlap. Als Solberg in der letzen Runde diesen kleinen Umweg durchquerte, kam es zu einem Fotofinish auf der Ziellinie, eine Millimeterentscheidung, die Solberg zum Sieger kürte. Mit einem Zeitabstand von 0,005 Sekunden, oder einer Differenz von fünf Zentimetern, zwischen den beiden Kontrahenten war es der knappste Zieleinlauf der Rallycross-Geschichte und eine der engsten Entscheidungen in der Motorsport-Historie überhaupt.

Zwischenstand Rallycross-WM

1. Petter Solberg 211
2. Toomas Heikkinen 162
3. Reinis Nitiss 158
4. Timmy Hansen 137
5. Andreas Bakkerud 135
6. Timur Timerzyanov 128

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