Elektro Skoda Fabia RE-X1 - Direkt zum Titel?
Ursprünglich sollten die neuen Elektroautos in der Saison 2021 als Vorausfahrzeuge eingesetzt werden, damit die AMF (Austrian Motorsport Federation) Erfahrungen und vor allem Vergleichswerte mit der neuen Fahrzeuggattung sammeln kann. Doch nun kommt plötzlich die Starterlaubnis und Gerüchten zufolge hat Kreisel Electric und Partner BRR dabei Druck auf die AMF ausgeübt, was freilich von allen Seiten dementiert wird. Philipp Kreisel gibt aber offen zu, dass in seinen Augen „Vorausauto-Einsätze wenig Sinn machen.“
Die oberösterreichische Firma hat für die Elektrisierung eines Skoda Fabia R5 sehr viel Geld ausgegeben, hinter vor gehaltener Hand spricht man von über 700.000 Euro - so soll der Fabia RE-X1 eigentlich eine Art Prototyp sein und nur noch äußerlich einem Rally2-Fahrzeug ähnlich schauen. Kreisel bestreitet das nicht: „Die Haut ist schon ein Skoda - aber innen ist eigentlich alles von der Bodenplatte weg komplett neu aufgebaut.“
Zu den kolportierten enormen Investitionen sagt Kreisel: „Das meiste Geld haben wir für die Entwicklung des Rallycross-Kits investiert, wo wir künftig Ausrüster der Weltmeisterschaft sind. Das Auto kann man aber so aufbauen, dass es so viel kosten wird wie ein Benzin-Rally2 - doch freilich hat man am Beginn der Entwicklung weitaus höhere Kosten.“
Nach eigenen Angaben hat man in den letzten Monaten mehrere tausend Kilometer getestet und wäre grundsätzlich dafür gerüstet gewesen, an der Jänner-Rallye teilzunehmen. Dabei hat man genügend Erfahrungen gesammelt und weiß ebenso, wo man mit dem rund 1.300 Kilo schweren Skoda RE-X1, der mit jeweils einem 125 kW starken Motor an Vorder- und Hinterachse augerüstet ist, im Vergleich zu einem modernen Rally2-Fahrzeug steht.
Zwei Autos sind einsatzbereit, eines davon steuert Raimund Baumschlager, Österreichs Rekord-Staatsmeister höchstpersönlich. Kreisel, der wohl den zweiten RE-X1 pilotieren wird, dazu: „Man muss den besten Fahrer einsetzen!“
So ist es kein Wunder, dass man in der Gerüchteküche bereits munkelt, dass man um jeden Preis gleich in der ersten Saison den Staatsmeistertitel erobern möchte. Kreisel schmunzelt: „Verlieren wollen wir nicht - jeder hat doch das Ziel, zu gewinnen. 2021 ist für uns ein Lehrjahr - aber wir wollen schon schauen, dass wir vorne mithalten können.“
Änderungen am Zeitplan einer Rallye?
Doch es gibt noch offene Fragen. Etwa jene, ob mit dem Skoda Fabia RE-X1 jede Rallye in Österreich gefahren werden kann, ohne dass am Format etwas verändert werden muss, um das Auto in der vorgebenen Zeit nachladen zu können. Kreisel sagt zunächst: „Das ist das Ziel.“ Um sich auf Nachfrage zu korrigieren: „Wir haben die Wertungskilometer der heimischen Rallyes simuliert und würden bei jeder Rallye durchkommen.“
Das wiederum bezweifelt Manfred Stohl, der auf der anderen Seite mit seiner Firma STARD seit Jahren eine Vorreiterrolle in Sachen E-Motorsport eingenommen hat. „Wenn man sich alle Zeitpläne der ÖRM aus 2019 ansieht, ist es ohne Anpassung dieser sowie einer Anpassung des Sportlichen Reglements aktuell nicht möglich, konkurrenzfähig über eine gesamte Rallye teilzunehmen. Auf der Verbindungsetappe müsste ein Veranstalter zwischen jeder Prüfung um zehn bis 15 Minuten verlängern, um hier die Flexibilität zu bewahren, sodass ein Elektroauto hier laden kann. Auch Kreisel kann nicht in vier Minuten aufladen - man braucht die Erlaubnis, dass man im Regrouping oder im Service laden darf“, sagt Stohl.
Baumschlager vs. Stohl?
STARD hat ebenfalls einen einsatzbereiten Rallye-Elektro-Boliden im Angebot, den der Firmenchef zuletzt beim polnischen Modlin Rallysprint steuerte. Ob es zum Elektro-Duell Baumschlager gegen Stohl in der ÖRM 2021 kommen wird? „Derzeit sind keine Einsätze in der heimischen Rallye-Staatsmeisterschaft geplant“, so Stohl. „Die wird es nur dann geben, wenn sie von Sponsoren abgedeckt werden.“
