Vorschau Baja 1000

Die verrückteste Rallye

Wenn die Rallye Dakar die härteste Rallye ist, dann ist die Baja 1000 in Mexiko die ungewöhnlichste Veranstaltung.

<strong>HIGHLIGHT:</strong> Die US-Offroadszene fiebert der Baja 1000 entgegen

630 Meilen - etwas mehr als 1.000 Kilometer - ohne Unterbrechung gegen die Uhr, auf brutalstem Untergrund. Spielregeln: nur ganz wenige. Das Feld: vom serienmäßigen VW Käfer bis zum 800 PS starken Trophy Truck in der Unlimited-Klasse, dazu Zweiräder und Quads.

 

Vor 41 Jahren, am 19. April 1967, startete auf der mexikanischen Halbinsel Baja California zum ersten Mal die Baja 1000. Die ersten Sieger: Vic Wilson/Ted Mangels im Meyers Manx Volkswagen, dem Urvater aller Dünen-Buggys. 27 Stunden und 38 Minuten benötigten die beiden Amerikaner und brachen damit den bestehenden Motorrad-Rekord auf der Wegstrecke von Tijuana nach La Paz um mehrere Stunden.

 

Es war der Beginn zweier Legenden: Die Baja 1000 entwickelte sich zum bedeutendsten Offroad-Wettbewerb Amerikas, vergleichbar mit der späteren Berühmtheit der Rallye Dakar in anderen Teilen der Welt. Und es war der Beginn einer langen Erfolgs-Tradition von Volkswagen Produkten und Baugruppen bei der Baja 1000. Denn die Technologie des robusten Käfer blieb in der Hand von Privatiers im Kampf um Klassensiege seither 13 Mal ungeschlagen - und wirkt bis heute weiter. Nicht weniger als acht Fahrzeugklassen sind noch heute für Volkswagen Chassis, Motoren oder Gesamtfahrzeuge jeden Baujahres offen und schreiben die Verwendung dieser Technik teilweise explizit vor. Grund genug für Volkswagen, das Werks-Engagement um ein attraktives Förderungs-Programm zu ergänzen: Im November 2008 wird ein Preisgeld von rund 100.000 US-Dollar für die besten Fahrer dieser traditionellen Fahrzeug-Konstruktionen ausgelobt.

 

 

ALLES DABEI: Die vielen Buggys dürfen ebenso nicht fehlen,
wie die entsprechenden Servicekräfte

 

Die Strecke der Baja 1000: Geröllpisten, ausgewaschene Flussbetten, Trial-Sektionen, Sand. Und Silt, die schlimmste Form des weichen Untergrunds: eine puderartige Masse, die selbst den Vortrieb 800 PS starker Trophy Trucks jämmerlich beenden kann. Start und Ziel des Kurses liegen in der Küstenstadt Ensenada. Für die 629,74 Meilen (1.013,47 km) gilt eine Maximalfahrzeit von 31 Stunden. Jahr für Jahr ersinnt Sal Fish, seit 1973 Präsident des Veranstalters SCORE, mit seinem Team eine andere Route. Stets beginnt sie südlich von Kalifornien jenseits der US-Grenze. Austragungsort ist die Halbinsel Baja California, die zwei föderale Teilstaaten des Bundesstaates Mexiko umfasst.

 

Diese Streckendistanz entspricht ungefähr zwei typischen Tagesetappen der Rallye Dakar. Stopps im Sinne von Unterbrechungen der Zeitwertung (wie etwa zwischen den einzelnen Etappen der Rallye Dakar) oder festgelegte Orte für einen Service sind nicht vorgegeben. Jeder Halt für Betankung, Fahrerwechsel oder Reparaturen fließt in die Gesamtfahrzeit ein. Eine offizielle Zeitnahme an den sechs zu passierenden Kontrollpunkten existiert nicht. Die Gegner bleiben damit oftmals "unsichtbar" - erst im Ziel ist klar, wer an welcher Stelle liegt. Die 2008 befahrene Strecke nutzt viele Abschnitte, die seit zwei Jahrzehnten nicht mehr Teil der Route waren.

 

HERAUSFORDERUNG: Die Strecke verlangt Mensch und Maschine alles ab

 

Die Baja-Planung bleibt den Teams individuell überlassen. Die technischen Regeln: Die Fahrzeugentwicklung ist in der Trophy-Truck-Klasse fast vollständig freigestellt, nur Turbo-Benzinmotoren sind verboten. Sportliche Vorgaben: Das Training mit sogenannten "Pre-Runnern" (spezielle Trainingsfahrzeuge) ist ab Bekanntgabe der Strecke frei, Servicepunkte an der Strecke sowie Chase-Cars auf den Rallye-Pisten sind erlaubt. Volkswagen setzt zum Beispiel acht Touareg als sogenannte Chase-Cars ein, die dem Wettbewerbsfahrzeug auf der Strecke in Fahrtrichtung folgen, nicht aber im Gegensinn fahren.

 

Ebenso sind Hubschrauber gestattet. Die Fluggeräte dürfen nur warnen und navigieren, nicht aber Ersatzteile oder Mechaniker transportieren. In Mexiko gilt zudem ein Nachtflugverbot für Helikopter. Zahl und Orte der Stopps ergeben sich auf Basis folgender Faktoren: die Reichweite einer Tankfüllung, der Austausch von verbrauchten Ersatzrädern, die vorgesehenen Fahrerwechsel sowie etwaige Reparaturen. Eine weitere logistische Herausforderung: Der Zugang zur Strecke ist durch die raue Topografie sehr begrenzt - manch unwegsame Passage lässt sich vom normalen Straßennetz aus mit keinem radgetriebenen Fahrzeug der Welt überwinden. Instrumente für Navigation (Kompass, GPS) und Kommunikation (Funk, Mobil- und Satellitentelefone) sind - im krassen Gegensatz zur Rallye Dakar - bei der Baja 1000 nicht limitiert. Ein Limit entsteht aber auf ganz andere Weise: Selbst modernste Technik ist in den häufig vorkommenden Funklöchern nutzlos.

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