Dakar 2010

Die Rallye der Höchstleistungen

Bedingungslose Fitness als Erfolgsfaktor – die Rallye Dakar fordert die Teilnehmer nicht nur fahrerisch und navigatorisch.

<strong>VORBEREITUNG:</strong> VW-Pilot Nasser Al-Attiyah beim Höhentraining

 Zwei Andenüberquerungen bei schwindelerregenden Höhen von bis zu 4.726 Metern über Normalnull, erbarmungslose Gluthitze in der Atacama-Wüste – die weltweit trockenste –, dazu täglich bis zu 800 Kilometer raues Terrain mit extremen Schlägen: Nur wer sich ein Jahr lang konsequent in die bestmögliche körperliche Verfassung gebracht hat, vollbringt unter diesen Extrembedingungen Höchstleistungen. Die sind von den Piloten und Copiloten zweifellos gefragt.

 

Gegner sind nicht nur die direkten Konkurrenten um Tagessiege und „Dakar“-Titel, sondern vor allem auch die Rallye selbst. Der Offroad-Klassiker ist die härteste Wüstenrallye weltweit, die die Teilnehmer auf den insgesamt 14 Etappen täglich an die physischen Grenzen bringt. Mit einem bis zu fünf Stunden langen täglichen Fitnessprogramm und einem Training in der Höhe haben sich die Volkswagen Werksteams auch in dieser Hinsicht optimal auf das Unternehmen Titelverteidigung vorbereitet.

 

„Tadellose Fitness ist das A und O im Marathon-Rallyesport allgemein, ganz speziell aber bei der ‚Dakar‘. Extreme Hitze und permanente körperliche Anstrengung – und das täglich über Stunden – bedürfen der entsprechenden Kondition“, so Dr. Johannes Peil, Leiter der Sportklinik Bad Nauheim. „Denn bei all diesen Strapazen müssen die Fahrer und Beifahrer permanent konzentriert bleiben, um präzise und fehlerfrei zu agieren – und das zwei Wochen lang jeden Tag über hunderte Kilometer im Wettbewerbstempo. Wer den Gesamtsieg holen will, muss das Thema Fitness also sehr ernst nehmen.“

 

Die Anforderungen an die Fitness von Motorsportlern verdeutlichen Messungen der Pulswerte während der Lenkrad-Arbeit. Die Herzfrequenz erreicht dabei permanent Werte zwischen 140 und 160 Pulsschlägen. Allein das entspricht bereits Werten von Fußball- Profis. Doch im Motorsport kommt ein entscheidender Faktor hinzu. Stress-Situationen – wie das Bewältigen von schwierigen Dünenüberquerungen oder extreme Bremsmanöver auf schmalen Schotterpfaden, bei denen jeweils schnelle Reaktionen gefragt sind – lassen das Herz zeitweilig über 200 Mal pro Minute schlagen. Nur wer absolut fit ist, kann derartige Extremwerte wegstecken.

 

Diese Dauerbelastung ist ein „Dakar“-typischer Superlativ: Die Wüstenrallye Nummer eins fordert dabei ihre Teilnehmer nicht wie bei einem Sprint über 90 Minuten – sondern als echter Motorsport-Marathon mit einem Wettlauf gegen die Zeit über einen täglichen Zeitraum von bis zu sechs Stunden. Dazu kommen noch die Verbindungsetappen zwischen den Biwaks und den Wertungsprüfungen, in denen zwar kein Renntempo ansteht, aber ebenfalls festgelegte Sollzeiten erreicht werden und Konzentration und Anspannung weiterhin hoch bleiben müssen.

 

Ein weiterer Aspekt, der die Fitness der Piloten auf das Äußerste fordert, sind extreme Temperaturen. Bis zu 40 Grad Celsius Außentemperatur herrschen in der Atacama-Wüste, die dazu noch 100 Mal trockener ist als das Death Valley. Die Temperatur im Cockpit der fünf von Volkswagen werksseitig vorbereiteten und eingesetzten Race Touareg übersteigt diese Werte noch einmal deutlich – und das, obwohl die Piloten über ein sinnvolles Extra an Bord ihrer kompromisslos spartanischen „Dakar“-Prototypen verfügen: eine Klimaanlage, die Temperaturspitzen kappt und die Innenraum-Temperatur um bis zu zehn Grad Celsius absenkt. „Das hilft, an besonders heißen Tagen, wie sie in der Atacama-Wüste herrschen, die Konzentration zu bewahren“, so Volkswagen Werkspilot Carlos Sainz. „Auch wenn man sich unser System nicht so komfortabel vorstellen sollte, wie die Klimaautomatiken bei Serienmodellen. Dennoch ist es ein sinnvolles Merkmal, das die Arbeit im Cockpit deutlich angenehmer macht und uns dabei unterstützt, permanent höchst aufmerksam zu sein.“

 

Um die Strapazen im Wettbewerb auf allerhöchstem Niveau möglichst optimal bewältigen zu können, setzt Volkswagen bei der Rallye Dakar einen Teamarzt und zwei Physiotherapeuten für die fünf Werksteams ein. Sie haben die richtige Ernährung sowie die schnelle Regenerierung der Piloten und Copiloten bis zum nächsten Rallyetag im Blick. „Die Fahrer und Beifahrer verfügen jeweils während der Etappen über mit sechs Litern isotonischer Getränke gefüllte Trinkflaschen“, so Markus Preuth. „Doch der Durst ist häufig höher. Deshalb sorgen wir bei der Ankunft der Teams im Biwak zunächst für eine schnelle und umfangreiche Rehydration.“ Auf dem Speiseplan stehen dabei kohlehydratreiche Mahlzeiten, die der teameigene Koch zubereitet. Gezielte physiotherapeutische Behandlungen sorgen für die nötige muskuläre Regeneration für den nächsten Tag.

 

Entscheidend für die richtige „Dakar“-Fitness ist jedoch die körperliche Vorbereitung auf den Mega-Event. Ein Training in der Höhe im schweizerischen Arosa sorgte dabei für eine Anpassung der Piloten auf die beiden bei der „Dakar“ anstehenden Andenüberquerungen. Dabei wurden zudem individuelle Trainingspläne erarbeitet, um die entsprechende körperliche Konstitution zu erreichen. So steht bei den Beifahrern beispielsweise die gezielte Arbeit an der Bauchmuskulatur auf dem täglichen Programm. Anders als ihre Fahrer verfolgen die Copiloten während der Etappen permanent das sogenannte Roadbook, sehen aber selten Schläge und Sprünge auf sich zukommen – eine entsprechende permanente Körperspannung ist deshalb gefragt.


Schon gewusst, dass…
... der 2.200 Personen umfassende „Dakar“-Tross bis zu 1,5 Tonnen Lebensmittel täglich verbraucht. Dazu kommen 12.000 Halbliter-Flaschen Trinkwasser.


… die Volkswagen Service-Fahrzeuge bei der Rallye Dakar für die Insassen ein Sauerstoff- Gerät mit an Bord haben? Bei der Andenüberquerung, die die Service-Fahrzeuge über 4.726 Meter über Normallnull führt, kann so im Fall einer plötzlich auftretenden Höhenkrankheit eingegriffen werden.


… das individuelle tägliche Fitness-Training der „Dakar“-Piloten im Volkswagen Team bis zu fünf Stunden umfasst? Im Zentrum der Vorbereitung steht neben der Ausdauerleistung auch Krafttraining – nicht zuletzt um im Fall eines Reifenschadens die 40 Kilogramm schweren Räder schnell ein- und ausladen zu können.


… für die Beifahrer dagegen das Training der Nacken, Bauch- und Rückenmuskulatur besonders wichtig ist? Sie blicken während der Fahrt auf das Roadbook und die Navigationsinstrumente und sehen etwaige Schläge nicht auf sich zukommen. Zudem müssen Sie den Körper und vor allem die Wirbelsäule permanent stabil halten.


… die Rallye-Dakar-Organisation A.S.O. über ein eigenes medizinisches Corps verfügt? Es umfasst zehn Allrad-Begleitfahrzeuge, drei Trucks mit je einem und drei Helikopter mit je zwei Ärzten an Bord.


… auch ein Koch zur Volkswagen Mannschaft zählt? Während die grundsätzliche
Verpflegung vom Veranstalter organisiert wird, steht der Teamkoch für die spezielle Versorgung der Fahrer und Copiloten am Herd und hält für das gesamte Team Getränke und kleinere Speisen parat.


… während der Etappen die Copiloten für das Wohl der Fahrer sorgen? Auf Prüfungen von mehreren hundert Kilometern reichen sie Energie-Riegel, Powergels und Ähnliches an – im Renntempo über Stock und Stein, versteht sich.


… zu der medizinischen Ausstattung neben den Medikamenten auch
Sonnenschutzcreme und Insektenschutzmittel zählen? Letztere dienen der Vermeidung von Moskito-Stichen, die eine Infektion mit Denguefieber und Malaria hervorrufen können.

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