EM 2015

Bergkvist: „Hadern bringt nichts“

Mit Rang zwei bei der Rallye Estland hat Opel-Werkspilot Emil Bergkvist vorzeitig den Titel in der Junior-Europameisterschaft errungen. Im Interview erzählt der 21-jährige Schwede, wie er das geschafft hat.

Wie lebt es sich als Europameister?

„Einfach großartig. Als ich im Ziel in den Service kam und die strahlenden Augen der Teammitglieder gesehen habe, war das ein ganz besonderer Moment. Mindestens ebenso gut war es, am anderen Morgen aufzuwachen und erstmals so richtig zu realisieren: Wir haben unser großes Ziel erreicht.“?

Bei den ersten beiden Läufen in Lettland und Irland hast Du mit jeweils maximaler Punktzahl gleich eine solide Basis gelegt ...

„Ja, das hat natürlich viel Selbstvertrauen gegeben. Die winterlichen Bedingungen in Lettland kamen mir sicherlich entgegen. Aber wenn du dann ein paar Wochen später auf Asphalt wieder gewinnst, zeigt das, wie gut das gesamte Paket ist. Wir haben bei allen Rallyes mit einer starken Basis angefangen und immer sehr schnell einen guten Rhythmus gefunden. Damit verlierst du keine Zeit mit der Problemsuche, sondern kannst dich ganz einem guten Aufschrieb und der Suche nach dem Limit widmen.“

Das Niveau in der Junior-EM ist enorm hoch. Umso wichtiger scheint Konstanz zu sein?

„Ganz genau. Es gab immer wieder Gegner, die bei einer bestimmten Rallye extrem stark unterwegs waren – Armstrong in Irland, Ingram auf den Azoren, oder zuletzt Sirmacis in Estland. Wir waren mit dem Adam R2 bei allen Bedingungen und Streckenverhältnissen ganz vorne dabei. Das Auto hat nicht nur eine großartige Performance, sondern auch ein sehr berechenbares Fahrverhalten. Und es reagiert sehr präzise und logisch auf Änderungen bei der Abstimmung. Das schafft Vertrauen.“

Auf den Azoren und in Ypern lief nicht alles nach Plan. Kein Grund zur Nervosität?

„Nicht einmal ein bisschen. Beide Defekte waren enttäuschend, weil wir in beiden Fällen wieder gute Podestchancen gehabt hätten. Auf den Azoren sind wir ja trotzdem noch Vierte geworden. Aber letztlich ist das im Motorsport so: Du kannst dich bestmöglich vorbereiten, an alles denken, und am Ende geht trotzdem irgendwas kaputt. Wem hätte ich einen Vorwurf machen sollen? Wenn ich das Auto rausschmeiße, wird mir auch keiner einen Strick draus drehen, solange ich es nicht öfter mache. Zusammen gewinnen und zusammen verlieren, so läuft das Spiel. Du versuchst zu ergründen, was schiefgegangen ist, und hängst dich rein, damit es nicht wieder passiert. Hadern bringt dich nicht weiter.“

Beim Saisonfinale in Tschechien am letzten August-Wochenende geht es für Deinen Teamkollegen Marijan Griebel noch um die Vizemeisterschaft. Welche Rolle kannst Du dabei spielen?

„Zunächst mal ist Marijan für mich bei der Barum-Rallye ein absoluter Siegkandidat, immerhin war er im Vorjahr dort Zweiter. Ich wüsste nicht, weshalb er weniger stark sein sollte als in Ypern. Ich hoffe, ich kann ihn unterstützen, indem ich den Gegnern Punkte raube. Aber nur um Missverständnissen vorzubeugen: Ich würde die Barum-Rallye gerne selbst gewinnen. Am besten, wir fahren mal hin und schauen dann, wo wir stehen. Ich freue mich riesig darauf, diese tolle Asphalt-Rallye ohne Druck fahren zu können. Mit der Rallye Wartburg und der Rallye Deutschland kommen im August aber erst einmal zwei großartige Gelegenheiten, um uns als Europameister den deutschen Fans zu zeigen.

Wie geht’s im nächsten Jahr weiter?

„Im Moment freue ich mich erst einmal riesig über die erfolgreiche Saison 2015 und den Junior-EM-Titel mit dem ADAC Opel Rallye Junior Team. Noch stehen ja auch noch einige tolle Rallyes an, denen meine volle Konzentration gilt. Zu meinem Einsatzprogramm im kommenden Jahr kann ich zum jetzigen Zeitpunkt leider noch nichts sagen. Damit werden wir uns in aller Ruhe nach dem Saisonende befassen.“

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