ÖRM 2017

Baumschlager siegt und ist erneut Meister

Dramatisches Finale in der Österreichischen Staatsmeisterschaft. Raimund Baumschlager holt sich auf der letzten Prüfung der Waldviertel Rallye den Gesamtsieg und den Titel. Konkurrent Hermann Neubauer fällt durch einen Antriebsschaden zurück.

Raimund Baumschlager und Pirmin Winklhofer gewinnen die ÖRM 2017

Die Versprechungen im Vorfeld wurden eingehalten. Das Rallye-Finale im Waldviertel war der erwartete Sekundenkrimi vom Anfang bis zum Schluss. Mit Raimund Baumschlager, Hermann Neubauer und Niki Mayr-Melnhof lagen am Ende jene Piloten vorne, die das ganze Jahr hindurch den Ton vorgegeben haben. 14 Prüfungen lang prügelten die drei ihre Boliden über den Schotter rund um Horn. Was am Freitag mit einer Bestzeit von Niki Mayr-Melnhof begann, ging am Samstag mit dem Sieg und damit dem insgesamt 14. Titel für Raimund Baumschlager zu Ende. Dass letztendlich zwischen ihm und dem Salzburger Titelverteidiger Hermann Neubauer nach 125 WP-Kilometern nur fünf Sekunden lagen, dokumentiert die Gleichwertigkeit unter der heimischen Fahrerelite 

Ganze acht Mal wechselte die Führung zwischen Hermann Neubauer und Raimund Baumschlager. Der größte Zeitunterschied zwischen den beiden war nach sieben Wertungsabschnitten 4,7 Sekunden, und vor der allerletzten, vier Kilometer langen Herausforderung in der MJP Racing Arena in Fuglau passte praktisch kein Haar mehr zwischen die zwei Kontrahenten – 0,8 Sekunden lag Neubauer vor Baumschlager. Doch ausgerechnet im entscheidenden Abschnitt spielte dem 29-jährige Lungauer die Technik einen Streich. Die Antriebswelle des Ford Fiesta brach und Neubauer verlor 6,2 Sekunden auf den entfesselnd agierenden neuen Meister Raimund Baumschlager. 

„Insgesamt 14 Rallye-Staatsmeistertitel hat wohl keiner auf der ganzen Welt. Darauf bin ich schon ein bissel stolz. Es war die volle Nervenbelastung. Hermann und Niki haben sich gewehrt bis zum Schluss, aber ich hab es irgendwie drüber gebracht. Da fällt dir schon ein riesiger Stein vom Herzen. Die Meisterschaft war alles andere als leicht. Immer wieder die Anpassungsarbeit an das neue Auto. Der Druck war da schon mächtig groß. Es gibt sehr viele Leute, bei denen ich mich bedanken muss für diesen Titel. Es hat auch viele gegeben, die gemeint haben, dass man das mit 58 Jahren ja nicht mehr tun kann. Denen habe ich jetzt das Gegenteil bewiesen“, sagte Baumschlager.

Ganz anders war natürlich die Stimmung bei Hermann Neubauer. „Ich bin wirklich sehr enttäuscht. Die Rallye habe ich nicht draußen auf der Straße verloren, dort bin ich am Manhartsberg klare Bestzeit gefahren. Und hier in diesem Sch...-Fahrtechnikzentrum verliere ich jedes Mal zwei Sekunden. Ich verstehe ja nicht, warum man bei 120 WP-Kilometern sechs Mal hier drinnen im Kreis fahren muss, aber bitte, wahrscheinlich kann ich’s halt nicht. Ich gratuliere Raimund zum Titel, leicht habe ich es ihm sicher nicht gemacht, und am Schluss ist auch noch die Antriebswelle gebrochen, damit war’s dann ganz vorbei. Aber es ist eben so wie es ist. Jetzt bin ich halt deprimiert, es wird wieder aufwärtsgehen.“

Der Staatsmeistertitel in der 2WD-Wertung ging an den Oberösterreicher Julian Wagner, der damit seinen Bruder Simon Wagner beerbte. Dass Julian Wagner zu den schnellsten 2WD-Piloten des Landes zählt, unterstrich er mit acht Bestzeiten und kein einziges Mal war er schlechter als Zweiter. Dennoch überraschte die Souveränität, mit welcher der 22-jährige Mauthausener im Opel Adam R2 das Finale beherrschte. Von Beginn an voll fokussiert leistete er sich nicht den kleinsten Fehler und fuhr so zum bislang größten Triumph seiner noch jungen Karriere. Dass mit Bruder Simon ein taktisch wichtiger Platzhalter zur Konkurrenz hinter Julian in der Rallye unterwegs war, sorgte für zusätzliche Beruhigung im Cockpit des neuen Meisters.

Der Niederösterreicher Michael Kogler im Citroen R3 konnte noch so halbwegs mithalten, richtig gefährden konnte er den späteren Sieger freilich nie. Zumal er am Ende auch noch durch eine irreparable Hinterachse an seinem Boliden gebremst wurde. Zum persönlichen Drama wurde das Waldviertel-Abenteuer für Daniel Wollinger. Der Renault-Clio-Pilot war mit der vermeintlich besten Ausgangsposition ins Finale gegangen, hätte ihm doch ein dritter Platz zur ersten Meisterkrone genügt. Doch schon am ersten Tag spielten dem Steirer zuerst die Technik (Bremsen, Dämpfer), dann wohl auch die Nerven (Zeitüberschreitung, Dreher) einen Streich. Letztendlich reichte es nur zum sechsten Platz in der Klasse.  

Ergebnis Waldviertel-Rallye 2017

1.Baumschlager / WinklhoferVolkswagen Polo WRC1:16:03.9
2.Neubauer / EttelFord Fiesta RS WRC+5.4
3.Mayr-Melnhof / Welsersh.Citroën DS3 WRC+37.0
4.Mrlik / Minor Škoda Fabia R5+2:16.3
5.Botka / MesterháziŠkoda Fabia R5+2:24.4
6.Rongits / HannusMitsubishi Evo IX+6:30.1
7.Trencsényi / VerbaŠkoda Fabia R5+6:30.9
8.Lielkajis / GrošusMitsubishi Evo IX+8:25.5
9.Kletzmayr / TomasiniMitsubishi Evo VII+8:33.2
10.Kurka / OralFord Fiesta R5+9:22.3
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