Abschied von Europa

WM bald mit neuem Gesicht

Die Umgestaltung des WM-Kalenders läuft auf vollen Touren. Nach eigenständigeren Formaten wünscht sich die FIA ab 2013 auch neue Länder im Programm. WM-Vermarkter North One Sport scheint auf seiner Promotion-Tour vor allem in Brasilien und Russland offene Türen einzurennen.

<strong>NEUER HÖHENFLUG:</strong> Die Rallye-WM soll zügig wachsen, aber auch außerhalb von Europa

Langsam aber sicher geht eine Ära zu Ende. Ähnlich der Formel 1 bildete Europa auch im Rallyesport über Jahrzehnte das Herz der Weltmeisterschaft. Haben sich beim Grand-Prix-Zirkus in den vergangenen Jahren schon neue, mitunter exotische Ziele im Kalender etabliert, forciert die FIA nun auch in der Rallye-WM die Expansion. „Es ist nur logisch, dass sich eine WM möglichst global präsentiert“, sagt Simon Long, Geschäftsführer von WM-Promoter North One Sport (NOS) und arbeitet mit Hochdruck an einem Kalendervorschlag. Im Herbst wollen wir der Rallye-WM-Kommission der FIA unsere Idee für 2013 unterbreiten. Nach gründlicher Prüfung könnte die Kommission den Kalendervorschlag dann dem FIA-Weltrat vorlegen und dieser ihn noch am Jahresende verabschieden.“

 

Klar ist, dass mehr als 14 WM-Läufe in einer Saison kaum machbar sind. Vorsorglich hat WM-Managerin Michele Mouton schon abgekündigt, dass die Topliga weniger in Europa gastieren wird. 2012 sind wie in dieser Saison nochmals neun WM-Rallyes auf dem alten Kontinent geplant. Auch, weil der Klassiker in Monte Carlo zurück kehrt und Italien dank Fürsprache von Regierungspräsident Silvio Berlusconi nachträglich wieder ins Programm rutschte. Europäische Veranstalter haben es künftig dennoch schwerer. Die Winterfraktion Schweden und Norwegen spannen noch enger zusammen. Großbritannien wackelt weiter heftig. „Sollte von der Insel kein tragendes Konzept für die Zukunft kommen, wird die Luft dünn – Tradition hin oder her“, stellt Long klar und wehrt sich gegen pauschale Kritik. „Auch bei sechs oder sieben Rallyes bleibt Europa das Herz der Rallye-WM“.

 

Noch im Sommer reist Long mit einer NOS-Delegation nach Russland um die Lage zu sondieren. „Ein interessanter Markt mit guter Struktur. Zudem gibt es dort Veranstalter die schon etwas Erfahrung haben. Das könnte einer der ersten neuen Standorte werden“. Daneben gilt Brasilien als Topfavorit auf einen WM-Lauf in 2013. „Ich war schon mehrmals dort und sehe gute Möglichkeiten“, so Long. Ein Aussage die WM-Einsteiger VW sicher freuen dürfte. Sind doch gerade die Wolfsburger auf dem fünftgrößten Automarkt der Welt stark engagiert. „Aber auch der Mittlere Osten bleibt ein wichtiges Thema, erläutert der britische Manager. „Klar ist aber auch, dass jeder WM-Lauf künftig zuerst eine ‚Candidate Rally’ organisieren muss. Deshalb denke ich, dass Afrika, China, Indien oder Nordamerika wohl erst etwas später mit von der Partie sein werden.“

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