Interview Sepp Wiegand

„Wir haben unser Ding gemacht“

Mit dem WRC2-Sieg und WM-Punkten kehrt Sepp Wiegand vom Saisonauftakt in Monte Carlo zurück. Bei schweren Bedingungen zeigte der Skoda-Junior eine viel beachtete Leistung. Interview.

<STRONG>STARKER AUFTRITT:</STRONG> Bei der Rallye Monte Carlo gewinnt Sepp Wiegand die WRC2-Wertung und nimmt auch ein paar WM-Punkte mit

Glückwunsch zu diesem Ergebnis! Wie fühlt sich dieser Moment an?

„Das alles ist noch schwer zu realisieren. Ich brauche sicher noch ein wenig, um zu verstehen, was hier passiert ist. Besser hätte die Saison nicht beginnen können. Nachdem wir im IRC-Vorjahr knapp am Podium vorbeigeschrammt sind, haben wir dieses Ziel nun endlich erreichen können und stehen auch noch ganz oben. Die vier WM-Punkte sind noch das i-Tüpfelchen auf dem Ganzen. So etwas wird in Erinnerung bleiben.“


Der letzte Teil der ‚Nacht der langen Messer’ fiel dem vorzeitigen Ende zum Opfer. Warst Du erleichtert, als die Absage durchsickerte?

„Ich muss zugeben, dass ich die Sache mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehe. Ich wäre sehr gerne noch einmal gefahren, der Col de Turini ist ein einzigartiges Erlebnis. Die vielen Zuschauer, die Stimmung, der Mythos. Ein Traum! Aber es besteht natürlich das Risiko, dass noch etwas passieren kann und unser Ergebnis in Gefahr gerät. Abgesehen von ein paar kleinen Ausrutschern hatten wir am Wochenende zum Glück keine größeren Probleme und waren immer auf der sicheren Seite. Wenn du dir hier einen gröberen Fehler erlaubst, kann die Rallye schnell vorbei sein.“


So erging es Deinem Hauptkonkurrenten Esapekka Lappi, der schon auf der zweiten Prüfung aufgeben musste. Nahm sein Ausfall Druck von deinen Schultern?

„Sicherlich entlastet es einen, wenn ein direkter Gegner nicht mehr dabei ist. Ich wusste, wie schnell Lappi ist. Deshalb bin ich auch nicht davon ausgegangen, dass ich hier gleich mit ihm mithalten kann und wollte mir meine ‚Monte’ unabhängig von seinen Zeiten einteilen. Aber wie man sieht, zu einer Rallye gehört es eben auch, ins Ziel zu kommen, und nicht gleich volles Risiko zu fahren.“


Vieles an diesem Wochenende war neu für dich. Fangen wir beim Beifahrer an. Wie lief die Zusammenarbeit mit Frank Christian?

„Als ich mich für ihn als neuen Co entschied, haben wir als Test Prüfungen des Rallye Race Gollert trainiert. Ich wusste schon nach drei Kilometern, dass es mit Frank passt. Seine Stimme ist für mich angenehm, das Vorlesen passt und wir verstehen uns auch persönlich sehr gut.“


Für Euch ging es als neues Team zu einer unbekannten und sehr anspruchsvollen Rallye. Wie nervös warst Du?

„Im Training war ich noch sehr angespannt. Ich wusste nicht, ob wir das alles auf die Reihe bekommen. Es gibt natürlich die eine oder andere Erwartungshaltung an mich. Das hat mir schon Bauchschmerzen bereitet. Man möchte alles richtig machen, aber man ist noch unvorbereitet, weil viele Dinge neu sind. Das hat sich aber nach dem Shakedown gelegt, denn dort habe ich gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, auf Schnee zu fahren. An diesem Abend konnte ich besser schlafen. Und nach dem Start fanden wir auch die nötige Routine und alles hat sich schnell eingespielt. Wir haben unser Ding gemacht.“


Mit Dieter Depping hast Du einen erfahrenen Fahrer als Eisspion gehabt. Wie stark ist sein Anteil an diesem Erfolg?

„Dieter hat genau wie das gesamte Team eine tolle Arbeit gemacht! Schon im letzten Jahr, als ich noch mit Timo Gottschalk als Beifahrer gefahren bin, habe ich viel mit ihm zusammen gearbeitet und seinen Aufschrieb genutzt. Dieter konnte mir hier sehr viele Tipps geben und hat mich perfekt unterstützt. Auch bei der Reifenwahl habe ich von ihm wertvolle Empfehlungen bekommen, die letzte Entscheidung war jedoch stets mir überlassen.“


Jetzt geht es nach Schweden. Deine entdeckte Liebe für Schnee könnte sehr hilfreich sein, oder?

„Natürlich freue mich schon auf den WM-Lauf in Schweden. Es ist eine sehr schnelle Rallye mit hohen Geschwindigkeiten, das flößt mir einerseits Respekt ein, auf der anderen Seite freue ich mich auf diese Herausforderung. Die große Unbekannte ist dort Fahren mit Schweden-Spikes. Ich hab gemerkt, dass mir Schnee entgegenkommt, weil es ähnlich wie Schotter ist. Dieter hat mir schon gesagt, dass man mit Schweden-Spikes einen ähnlichen Grip hat wie mit Schotterreifen. Das würde mir liegen.“


Mittlerweile hast Du einige Erfahrungen im Fabia S2000 sammeln können. Nutzt Du das volle Potenzial des Autos aus?

„Nein. Ich fahre das Auto noch nicht am Limit. Wenn man die Zeiten von Sebastien Ogier aus dem Vorjahr hernimmt, dann weiß man ziemlich genau, was das Auto kann. Aber ich fühle mich immer wohler im Fabia. Zu Beginn brauchte ich eine Weile, um mich daran zu gewöhnen. Aber ich denke, das ist normal. Wir haben keine lange Pause bis zur Rallye Schweden, deshalb gehe ich davon aus, dass ich dort auf Anhieb ein gutes Gefühl haben werde.“

 

 

GALERIE: Die Bilder der Rallye Monte-Carlo ...

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