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VW räumt bei Skoda auf

Die Premiere des Fabia in der Rallye-WM ging gründlich in die Hose. Statt Podestplätze, reihte man sich erneut auf den hinteren Rängen ein. Jetzt kommt Hilfe von Audi.

<strong>Lahm:</strong> Noch ist der Fabia WRC kein Siegertyp

Die Rückkehr von Armin Schwarz zu den Tschechen ist für die Weltmeisterschaft ein gutes Zeichen. Denn jetzt scheint es mit Skoda aufwärts zu gehen. Hinter den Kulissen macht sich nun nämlich der Einfluss von Mutterkonzern Volkswagen bemerkbar. Der oberste Sportchef aller VAG-Marken, Franz-Josef Paefgen, hat ein Machtwort gesprochen und will Skoda in der WM konkurrenzfähig sehen. Dazu kehrt er mit einem eisernen Besen. Teammanager Pavel Janeba musste seinen Posten schon räumen, Sportchef Petr Kohoutek wird ebenfalls bald folgen.

 

Der neue starke Mann bei Skoda heißt Dr. Martin Mühlmeier. Er war bei Audi Sport in Ingolstadt in der Abteilung Technische Entwicklung für die Computersimulationen der Test- und Renneinsätze verantwortlich und hat in dieser Funktion nicht nur die Basisabstimmung der Audi-Sportwagen für die jeweiligen Rennstreckenprofile berechnet, sondern auch haarklein und akribisch sämtliche Daten, Runden-, Zwischen- und Boxenstoppzeiten analysiert und die Auswirkungen von technischen Veränderungen voraus berechnet. Mühlmeier steht in dem Ruf, ein konsequenter und genauer Analytiker zu sein.

 

Seine Berufung ins neue Amt bei Skoda ging scheinbar maßgeblich auf eine Initiative von Franz-Josef Paefgen zurück. Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich soll darüber nicht gerade erfreut gewesen sein. Mehr und mehr sieht man sich als Feuerwehr für all jene VAG-Motorsportprojekte, die vor sich hin stocken. Seine Techniker müssen sich nicht nur um die Entwicklung des neuen Le Mans-Sportwagens R10 und des neuen DTM-A4 kümmern, sondern auch beim Lamborghini Murcièlago für die Internationale GT-Meisterschaft und bei den Fabia für die Rallye-WM Hilfestellung leisten.

 

Diese Hilfe läuft hinter den Kulissen schon seit der Rallye San Remo. Audi Sport-Mitarbeiter schauten sich dort genau an, wie Skoda arbeitet und auf welchem Stand die Fabia sind. Die Erkenntnis, die eigentlich nie offen gesagt werden sollte: Die Strukturen sind auf dem Stand von Audi Sport vor mehr als zehn Jahren. Dafür wurde offenbar Teammanager Janeba verantwortlich gemacht, während man Kohoutek scheinbar das verfrühte Wettbewerbs-Debüt des nicht ausgereiften Fabia ankreidete.

 

Bei der Kernspintomographie durch die Audianer kam aber auch klar heraus: Der kleine Tschechen-Flitzer ist beileibe keine Fehlkonstruktion. Die Position von Konstrukteur Dietmar Metrich stand deswegen nie zur Disposition. Der Hesse mit der Riesen-Rallyeerfahrung und dem schier übermenschlichen Arbeitseinsatz ist weiterhin tragende Säule des Projekts, dessen Entwicklung jetzt in geordnetere und effizientere Bahnen gelenkt werden soll.

 

Eines der Hauptprobleme des Fabia ist die Leistungsausbeute. Der vom Liechtensteiner Tuner Lehmann präparierte Fünfventiler ist beileibe keine Luftpumpe. Aber die vom abgängigen Didier Auriol maßgeblich forcierte sehr kurze Übersetzung des Sechsgang-Getriebes führte dazu, dass nur zwischen 4000/min und 6000/min wirklich jemand zu Hause war. Schon bei Peugeot hatte Auriol sich Gerüchten zufolge wegen der Übersetzung mit den Technikern in die Haare gekriegt, weil die auf ihrem Fünfgang-Getriebe beharrten. Das stünde scheinbar auch dem Fabia gut zu Gesicht. Solche Details ? und keine Kardinalfehler ? haben bislang den Fortschritt behindert. Die Abstimmung des Fabia soll angeblich kaum vom Fleck gekommen sein. Nun soll, mit der von Audi Sport hinlänglich bekannten Gründlichkeit und Methodik, alles besser werden.

 

Von VW kommt der Anspruch, dass Skoda in der WM vorn mitfahren soll. So ist auch die Verpflichtung von Schwarz zu verstehen. Auf dessen Input bei der Test- und Entwicklungsarbeit war man an höchster Stelle scharf.

Schwarz sieht nach den Umstrukturierungen offenbar auch das Potenzial, dass Skoda sich nach vorn entwickelt. Sonst wäre er kaum zurück gegangen.

 

Skoda ist aber für den Deutschen die größere Herausforderung. Hier kann er sein technisches Verständnis und seine Erfahrung in die Waagschale werfen. Da Metrich bleibt, kann die deutsche Achse dafür sorgen, dass Skoda den Anschluss an die Weltspitze schafft. Damit würde sich auch der vielfach unterschätzte Schwarz, der ähnlich wie Heinz-Harald Frentzen zu oft einfach nur zur falschen Zeit am richtigen Ort war, ein Denkmal setzen.

 

Man kann davon ausgehen, dass Skoda im Jahr 2005 eine Siegermarke ist. Und wir gönnen es Armin Schwarz ebenso von ganzem Herzen wie seinem Beifahrer Manfred Hiemer. Denn die beiden rackern unermüdlich dafür, dass der Rallyesport in Deutschland einen höheren Stellenwert bekommt. Es wäre schön, wenn ihr wahnsinniger Einsatz sich auch auf sportlicher Ebene noch mal lohnen würde ? trotz des galoppierenden Jugendwahns in der WM.

 

Auszug aus Editorial 'Rallye-Das Magazin', Heft 0401, [LINK="www.rallye-magazin.de/abo"]Hier bestellen.

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