Rallye Sardinien nach WP8

Verrückter Freitag

Ein Drittel der World Rallye Cars schafft es nicht ins Freitags-Ziel. Nachdem die versammelte Konkurrenz sich selbst ein Beinchen stellt, liegt Mikko Hirvonen mutterseelenallein in Führung. Was kann jetzt noch kommen?

Mikko Hirvonen will seinen ersten WRC-Sieg für Citroën einfahren
<STRONG>KOMFORTABLER VORSPRUNG:</STRONG> Mikko Hirvonen will seinen ersten WRC-Sieg für Citroën einfahren

Fangen wir mit den guten Neuigkeiten an: Mikko Hirvonen erlaubt sich keinen einzigen Schnitzer und ist damit seinem ersten WM-Sieg für Citroën schon am Freitag ein großes Stück näher gerückt. Der Finne führt mit einem unglaublichen Vorsprung von 1:09,6 Minuten und kann es selbst kaum glauben. "Ich bin ohne Fehler durchgekommen, alles ist perfekt gelaufen", atmet Hirvonen im Ziel einmal kräftig durch, warnt aber gleichzeitig: "Der Weg ist noch lang". Trotzdem: Schlagen kann er sich nur noch selbst. Denn auf Sardinien haben sich am Freitag die Ereignisse überschlagen.

 

Direkt zu Beginn des zweiten Tags muss der Weltmeister dran glauben. Sébastien Loeb leistet sich einen seiner seltenen Fehler und strandet nach nur fünf Kilometern. In der gleichen WP legt Thierry Neuville den Citroën auf die Seite, verbrennt sich beim Auto-Umdrehen die Finger und stellt den DS3 wegen des großen Ölverlusts schließlich ganz ab, um den Motor zu schonen. Neuville will trotz der Brandblasen am Samstag wieder auf die Strecke gehen, Loeb schenkt sich den Neustart.

 

Drittes prominentes Opfer: Jari-Matti Latvala. Der Finne, der nach dem verpatzten Freitag dann doch wieder seine Chance wittert, greift an und kommt kurz von der Straße ab. Auch wenn er es wieder in die Spur schafft - aus dem Motorraum kommt Rauch. Latvala vermutet einen Schaden, lässt sich dadurch ablenken und segelt erneut von der Strecke. Und beim zweiten Ausrutscher ist dann auch für den ersten Ford-Werksfahrer zumindest der Freitag definitiv vorbei.

 

Verpasste Ford-Chance

 

Doch damit nicht genug. Im Nachmittag baut auch Teamkollege Petter Solberg, zu dem Zeitpunkt auf Rang zwei, einen Unfall. Und das gesamte Ford World Rallye Team ist draußen, Malcolm Wilson muss sich auf den Mond gewünscht haben. Die Ford-Ehre rettet der M-Sport Nachwuchs: Evgeny Novikov macht es besser als Latvala und Solberg und vermeidet wie Spitzenreiter Hirvonen jegliche Fehler. Novikov belegt zum Ende des Tags Rang zwei und grinst "Ich war absolut am Limit" in die Kameras. Ott Tänak vervollständigt das Treppchen.

 

Auf Rang vier: Sébastien Ogier im Skoda Fabia S2000, der seine Reifen am besten verwaltet und so mit der ersten S2000-Bestzeit auf einer "echten" Prüfung WM-Geschichte schreibt. Bei der Rallye Schweden 2012 war dieses Kunststück bereits Martin Prokop gelungen, allerdings nur auf einem 1,8 Kilometer langen Zuschauerkurs. VW-Teamkollege Andreas Mikkelsen liegt hinter Chris Atkinson, der nach einem Dreher auf der vorletzten WP Zeit verliert, auf dem sechsten Platz. Mads Östberg rettet sich mit einem defekten Differential auf Rang sieben ins Etappen-Ziel. Mit dem zum Fronttriebler umfunktionierten Fiesta lässt er enorm viel Zeit liegen, ist aber glücklich, irgendwie den Tag überlebt zu haben. Die Top-10 vervollständigen Martin Prokop, Kark Kruuda und Petter Solberg, der unter Rally2-Reglement am Samstag wieder an den Start geht. Und nicht nur Petter Solberg hat jetzt etwas zu beweisen.

 

Kuriosum am Rande: Nach der Zieldurchfahrt knallt Mauro Spagolla im Peugeot 207 S2000 in das Heck von Michal Kosciuszkos Mitsubishi Lancer Evo X. Dass Paulo Nobre sich zum Schluss noch den Kühler beschädigt, bekommt nach dem ereignisreichen Tag kaum noch jemand mit.

 

GALERIE: Die Bilder der Rallye Sardinien 2012 ...

LINK: Die Ergebnisse der Rallye Sardinien 2012 ...

 

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