Rallye News

Two-Man-Show

Die Rallye-Weltmeisterschaft gestaltete sich von Beginn an als Two-Man-Show. Ein Rückblick auf die abgelaufene Saison 2006.

<strong>KLARE VERHÄLTNISSE:</strong> Der Kleinste ist der Größte

Als Hauptdarsteller traten Sébastien Loeb (Citroën Xsara) und Marcus Grönholm (Ford Focus) in Erscheinung und boten den Zuschauern gleich im ersten von 16 Akten ein großartiges Spektakel: Der Finne profitierte beim Auftakt in Monte Carlo von einem Ausrutscher Loebs und durfte bereits beim ersten Auftritt im Ford-Team die Sektkorken knallen lassen

 

Danach machten Loeb und Grönholm die Siege und die Meisterschaft praktisch unter sich aus: Grönholm konnte seinen Auftaktsieg zwar auf den Highspeed-Strecken von Schweden noch wiederholen, doch dann begann die große Zeit von ?Super Séb?. Der Citroën-Pilot gewann in den Höhen Mexikos, bei den Asphaltschlachten von Spanien und Korsika sowie auf den Schotterprüfungen von Argentinien und Sardinien. Durch diese Serie katapultierte der Franzose sich und sein Team Kronos-Citroën an die Tabellenspitze.

 

Bei Grönholm keimte vor der Sommerpause durch einen Triumph im Land der Götter zwar noch einmal Hoffung auf, doch auch diese machte der Weltmeister der Jahre 2004 und 2005 zunichte. Bei der Rallye Deutschland - die Loeb selbst als sein Heimspiel bezeichnet - stellte der Elsässer das gewohnte Bild wieder her. Im Ziel vor der Porta Nigra durfte er sich im fünften Jahr in Folge feiern lassen. Auf den anspruchsvollen Strecken rund um Trier ist ?Super Séb? seit der Aufnahme der Veranstaltung in den WM-Kalender ungeschlagen. Nachdem sich Grönholm in den finnischen Wäldern mit einem Heimsieg seinerseits revanchierte, setzte Loeb seine Dominanz weiter fort und stellte in Japan sogar einen neuen Rekord auf: Der Franzose gewann den 26. WM-Lauf seiner Karriere - so viele Siege durfte vor ihm noch kein anderer Pilot feiern. Alle Rallyes sicherte er sich übrigens auf einem Citroën Xsara und Reifen der Michelin Gruppe.

 

Gerade als das Schauspiel Rallye-Weltmeisterschaft nach dem zwölften Akt an Spannung zu verlieren drohte, ereignete sich eine fast hollywoodreife Wende: Kurz nach seinem Zypern-Triumph stürzte Loeb beim Fitnesstraining mit seinem Mountainbike und zog sich einen Armbruch zu. Mit einem Schlag war der Tabellenführer zum Zuschauen verdammt und die Meisterschaft wieder offen. Nach dem Härtetest auf der Mittelmeerinsel betrug der Vorsprung des BFGoodrich-Partners 35 Zähler bei 40 noch zu vergebenden Punkten. Plötzlich war Marcus Grönholm wieder im Rennen.

 

In Abwesenheit des Champions erwies sich der Herbst als Ford-Zeit: Die Focus WRC dominierten in der Türkei sowie in Neuseeland. Durch die beiden Doppelsiege von Marcus Grönholm vor Mikko Hirvonen sicherte sich die Marke mit dem blauen Oval den Titel in der Markenwertung. Bei den Fahrern reichte es für ?Magic Marcus? allerdings nicht ganz: Der Höhenflug des fliegenden Finnen endete in Australien unsanft nach einem Überschlag. Während Hirvonen über seinen ersten Sieg in der Rallye-WM jubeln durfte, gab es auf der anderen Seite der Erde ein Happy-End. In seiner Wahlheimat Schweiz verfolgte Loeb das Geschehen vom Bett aus und wurde wegen der Zeitverschiebung praktisch über Nacht zum Champion.

 

Doch nicht nur die beiden Teams an der Spitze können zufrieden auf ihre Saison zurückblicken: Im Jahr 2006 machten vor allem einige Youngster auf sich aufmerksam: Hirvonen überzeugte vor allem in der zweiten Saisonhälfte durch eine abgeklärte Vorstellungen, die ihm neben dem Sieg in Australien sieben weitere Podestplätze einbrachten. Die Überraschung der ersten Rallyes hieß definitiv Dani Sordo. Vor allem auf Asphalt überzeugte der Spanier und komplettierte die Citroën-Doppelsiege in Spanien und Deutschland.

 

In der Gesamtwertung musste sich der Schützling von Carlos Sainz am Ende aber knapp dem Österreicher Manfred Stohl geschlagen geben. Der Routinier spielte seine Erfahrung von mehr als 100 WM-Rallyes in seinem Peugeot 307 voll aus. Durch drei dritte Plätze in Mexiko, Australien und Neuseeland sowie Rang zwei beim Finale in Wales landete Stohl als bester Privatier auf Rang vier in der Fahrerwertung. Die Mannschaft von Stobart-Ford krönte sich zum Abschluss mit der besten Saisonleistung - Jari-Matti Latvala erzielte in Großbritannien die vierte Position.

 

Für eine ganz große Überraschung sorgten auch die Underdogs von Red Bull Skoda. Der österreichische Youngster Andreas Aigner kämpfte sich bei der Rallye Deutschland auf Rang sechs vor - das beste Saisonergebnis für das Team von Armin Schwarz und Raimund Baumschlager.

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