WM 2017

Thierry Neuville gewinnt Argentinien-Thriller

Thierry Neuville hat die Rallye Argentinien gewonnen und in einem hochspannenden Finale Elfyn Evans abgefangen. Ott Tänak wurde Dritter.

Elfyn Evans konnte dem Druck nicht standhalten. Ein kleiner Fahrfehler auf der letzten Prüfung, als der Ford-Pilot ein Brückengeländer touchierte, reichte aus, um kurz vor dem Ziel doch noch auf den zweiten Platz zurückgefallen. Am Ende trennten Evans nur sieben Zehntel von seinem ersten WM-Erfolg. „Mit so einem geringen Rückstand zu verlieren fühlt sich echt mies an“, meinte der Waliser, der zwischenzeitlich über eine Minute Vorsprung hatte, aber durch Reifenschäden immer mehr von seinem Selbstvertrauen verlor und sich am Samstagabend einen mitentscheidenden Dreher leistete. „Wir lagen am Freitag noch so klar vorn. Ich muss daraus lernen.“

Den Sieg in Argentinien sicherte sich Thierry Neuville, der zu Beginn nur Achter war und anschließend eine beeindruckende Aufholjagd startete, die durch die vielen Probleme der Konkurrenz zusätzlich beschleunigt wurde. „Ich kann es noch gar nicht richtig glauben“, meinte der Hyundai-Pilot. „Nach dem nicht optimalen Start in die Veranstaltung wäre ich auch mit einem zweiten Platz zufrieden gewesen.“

Die Rallye Argentinien sorgte mit ihren anspruchsvollen Bedingungen für jede Menge Schwierigkeiten im Starterfeld. Auch Ott Tänak brauchte eine Weile um in Fahrt zu kommen und leistete sich in der Folge Fahrfehler. „Es war die bislang schwierigste Rallye in meiner Karriere“, gab der Este zu, der als Dritter das Ziel erreichte. „Unter diesen Umständen bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.“

Ogier kann wieder nicht gewinnen

Sein Teamkollege Sebastien Ogier muss weiter auf seinen ersten Sieg in Argentinien warten. Am ersten Tag wurde er durch seine frühe Startposition eingebremst, fand aber anschließend kein Mittel, an die Spitze heranzufahren. Zudem leistete sich Ogier ungewohnte Fahrfehler und begnügte sich frühzeitig mit dem vierten Platz, den er im Finale gegen den immer näher kommenden Jari-Matti Latvala (Toyota) absichern musste. „Es war nicht mein Wochenende“, fasste Ogier knapp zusammen. Etwas Balsam für die Seele des Weltmeisters: Seine Führung in der Fahrer-Wertung hat er trotzdem ausbauen können.

Elfyn Evans verpasste seinen ersten WM-Sieg um nur sieben Zehntel

Während bei Neuville die Sektkorken knallten, leckten die restlichen Hyundai-Piloten ihre Wunden. Hayden Paddon büßte am Start der letzten Prüfung seine Servolenkung ein. „Es gibt keinen schlechteren Ort für diesen Defekt“, stöhnte der Vorjahressieger. An eine Wiederholung seines Erfolgs war schon am Freitagmorgen nicht mehr zu denken. Auf der ersten Prüfung hatte sich Paddon überschlagen und hatte viel Zeit eingebüßt.

Pechvogel Östberg

Der Reifenschaden auf der letzten Prüfung war bezeichnend für das Wochenende von Dani Sordo. „Was soll ich noch sagen? Wir haben einfach das Pech an unseren Fersen kleben“, stöhnte der Spanier, den eine gebrochene Spurstange bereits auf der dritten Prüfung weit zurückgeworfen hatte.

Mads Östberg versuchte im Ziel das Positive zu sehen. Nach einem starken Start warf ihn ein Aufhängungsschaden am Samstagnachmittag vorzeitig aus dem Rennen um das Podium. „Der Anfang der Rallye war toll und ich bin sehr stolz auf das Tempo, das wir fahren können. Wir hatten gestern Pech und heute lief das Auto nicht. Aber ich bin mir sicher, wenn wir ein paar Dinge in den Griff bekommen, können wir die ganze Rallye durch kämpfen“, so der Norweger.

WRC2: Tidemand ohne Konkurrenz 

In der WRC2 war die Sache von Beginn an klar. Skoda-Werkspilot Pontus Tidemand dominierte das Geschehen nach Belieben und hatte im Ziel einen Vorsprung von fast zehn Minuten. Den zweiten Platz sicherte sich Lokalmatador Juan Alonso (Skoda).

Desaster für Citroën

Der Ausflug nach Argentinien wurde von Citroën richtig teuer. Kris Meeke verunfallte nicht nur am Freitag und sorgte für Überstunden im Service, am Samstag legte der Nordire bei hoher Geschwindigkeit erneut einen Überschlag hin. Meeke und Beifahrer Paul Nagle blieben zum Glück unverletzt, der C3 WRC ist jedoch Kernschrott. „Hoffentlich haben wir in Portugal ein Auto, dass unter jeder Bedingung funktioniert“, deute Meeke an.

Den zweiten Unfall überstand der C3 von Kris Meeke nicht - Bild: Matias Armesto

Offenbar scheint der Citroën harte Schläge nicht so gut zu verdauen, wie die Konkurrenz. Auch Craig Breen musste das erfahren, als er sein Getriebe an jener Bodenwelle beschädigte, die bereits Meeke zum Verhängnis wurde. Ein Ölleck am Samstagmorgen besiegelte sein Schicksal. Am Sonntag ließ Breen mit schnellen Zeiten aufhorchen, sein Team nahm ihn aber vor dem Zieleinlauf aus der Wertung, um bei den nächsten Läufen das volle Kontingent an Ersatzteilen zur Verfügung zu haben. Die sechs Punkte für die Herstellermeisterschaft gab man freiwillig her, auch das zeigt, dass Citroën bereits einen dicken Haken hinter die diesjährige Saison gemacht hat.

Nach dem Ausflug nach Südamerika geht es für die Weltmeisterschaft wieder zurück nach Europa. Vom 19. bis 21. Mai steht mit der Rallye Portugal ein echter Klassiker auf dem Programm.

Ergebnis Rallye Argentinien 2017

1.Neuville / GilsoulHyundai i20 WRC3:38:10.6
2.Evans / BarrittFord Fiesta WRC '17 +0:00.7
3.Tänak / JärveojaFord Fiesta WRC '17 +0:29.9
4.Ogier / IngrassiaFord Fiesta WRC '17 +1:24.7
5.Latvala / AnttilaToyota Yaris WRC+1:48.1
6.Paddon / KennardHyundai i20 WRC+7:42.7
7.Hänninen / LindströmToyota Yaris WRC+11:16.9
8.Sordo / MartíHyundai i20 WRC+14:44.1
9.Östberg / FlöeneFord Fiesta WRC '17 +15:11.3
10.Tidemand / AnderssonŠkoda Fabia R5+17:32.0
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