Rallye News

Solberg verdrängt Mäkinen

Die Geschichte von BigMäk und Hollywood oder: Wie die neue Ära des Rallyesports ein Idol entzaubert und einen neuen Superstar hervor gebracht hat ? und all das in einem einzigen Team.

<strong>Abschied:</strong> Tommi bestreitet am Wochenende die letzte WM-Rallye

Es hätte kaum einen passenderen Anlass geben können. Ausgerechnet bei der Hochzeit von Petter Solberg teilte Tommi Mäkinen im kleinen Kreis mit: ?Ich höre auf. Endgültig.? - Für Solberg ging damit an einem Abend gleich zweimal die Sonne auf. Der Norweger lief in den Hafen der Ehe ein ? und stieg in den Olymp des Teamleaders beim Subaru-Werkspartner Prodrive auf. - Der 28-Jährige bildet die Personifizierung des neuen Typs Rallye-Fahrer. ?Hollywood? fährt zwar verflixt schnell Auto, aber er stellt ganz bewusst auch seine Persönlichkeit in die Auslage. Er pflegt das Image vom Strahlemann, der emotional getrieben durch die Rallye-Szene hechtet und dabei seinen Charme immer so einsetzen kann, dass er zum Medien- und Publikumsliebling avanciert.

 

Die Auftritt von Mäkinen stellten das genaue Gegenteil dar. Der Landwirt aus Puuppola bei Jyväskylä verbiss sich seither in seinen Ehrgeiz, so schnell wie möglich zu fahren. Das führte zu einer leicht mürrischen Grundhaltung; das Eis des kühlen Finnen zu brechen, war nie einfach. Unmöglich wurde es, wenn er wusste, dass eigene Fehler schlechte Zeiten zu verantworten hatten. Nachfragen, Bitten um Erklärungen hasste er wie die Pest. Seiner Laune reichte es gerade schon, zu wissen, dass er einen Fehler gemacht hatte ? daran brauchte er weder erinnert werden, noch hatte er Lust, groß darüber zu reden.

 

Mit der zunehmenden Medialisierung der WM kam Solberg entsprechend immer besser zurecht als ?BigMäk?. Der Finne holte seine Zeit vor allem über eine extrem aggressive Fahrweise. In seiner zehn Jahr andauernden Werksfahrer-Karriere wuchs Mäkinen immer dann über sich hinaus, wenn er das Auto haargenau ans Limit bringen und dort balancieren konnte. Bei Subaru verbrachte er deshalb Unmengen von Zeit und Energie damit, die Abstimmung der aktiven Vorder- und Mitteldifferenziale zu verfeinern, um das Einlenkverhalten des blauen Impreza zu verändern. Selbst Fummelei an den Dämpfern brachten nur fallweise mehr Wohlfühlgefühl im Auto. Meist drehte Mäkinen sich bei der Abstimmung des Impreza auf seine ganz speziellen Bedürfnisse im Kreise.

 

Prodrive dagegen setzte recht bald mehr auf Solberg. Dessen Sunnyboy-Image täuscht leicht darüber hinweg, dass der Norweger den Rallyesport genau so lebt wie Mäkinen ? immerhin stammt er aus einem Rallyefahrer-Clan, und seine neue Gattin Pernilla geborene Walfridssson ist ihrerseits mehrfache Norwegische Rallye-Meisterin. Aber er legt dabei eine andere Einstellung an den Tag.

 

Die erfolgreichste Zeit seiner Karriere verbrachte Mäkinen bei Mitsubishi ? in einer Ära, als in der Rallye-WM Ausdauer und Mut noch mehr zählten als heutzutage. Entsprechend macht jenes Menetekel Sinn, dass seit seiner Rücktrittsentscheidung an der Wand steht: Mäkinen soll 2004 für Mitsubishi Wüstenrallyes bestreiten. Damit kehrte der Champion nicht nur zu seinem liebsten Arbeitgeber zurück ? sondern auch auf ein Spielfeld, das seinen grundsätzlichen rallyetechnischen Wesenszügen deutlich mehr entgegen kommt als die aktuelle WM. Dort tritt Solberg die nahtlose Nachfolge von Mäkinen an. Der Norweger ist von Subaru mit einem Vertrag bis 2006 ausgestattet worden. In der Hoffnung, dass er die neue Ära ebenso mit formen kann wie Mäkinen die gerade ausgelaufene.

 

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