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Schwarz: "Europäische Safari..."

Sie sind hart, staubig und wohl die härteste Herausforderung, die sich in dieser Saison den World Rally Cars in den Weg stellen.

[b]Punktejäger:[/b] Schwarz/Hiemer wollen nach vorn

Die Rüttelstrecken der Rallye Griechenland erinnern nicht selten an Eselspfade und kennen für die kostbaren Hightech-Geräte der Rallye-WM-Piloten keine Gnade. "Die Rallye Akropolis verdient ihren Namen als 'europäische Safari' noch immer voll und ganz: Sie ist brutal hart, heiß und schwierig?, erläutert Armin Schwarz, der einzige deutsche Werks-Pilot im Starterfeld. Zugleich lässt sich der gebürtige Franke etwas in die strategischen Karten gucken: "Wer hier mit einer vernünftigen Taktik losfährt und nicht gleich auf den ersten Metern losstürmt wie ein Stier, besitzt gute Aussichten auf WM-Punkte."

 

Dass der heute 39 Jahre alte Profi weiß, wovon er spricht, hat er bereits 1993 unter Beweis gestellt: Damals beendete er den Material mordenden WM-Lauf an der Peleponnes auf Rang drei, ein Jahr später gelang ihm sogar der Sprung auf den zweiten Platz. Seit 1989 erreichte Schwarz bei neun Starts acht Mal das Ziel ? auch dies ein Beweis dafür, dass der Hyundai-Pilot mit den schwierigen Bedingungen in Griechenland umzugehen weiß.

 

Größtes Problem für die Fahrer: auf den insgesamt 22 Wertungsprüfungen den richtigen Rhythmus, also den optimalen Kompromiss zwischen forcierter Fahrweise und Material schonender Cleverness zu finden. Streckenweise erlauben die staubigen Schotterpisten Geschwindigkeiten, wie sie sonst nur in Neuseeland, Australien oder Finnland an der Tagesordnung sind. Doch wer sich darauf verlässt, dass dies in Griechenland so bleibt, hat schnell verloren: Abrupt wechseln sich die flüssigen Passagen mit üblen Geröllwüsten ab, die allenfalls noch Schritt-Tempo erlauben. Zudem haben heftige Regenfälle in den vergangenen Tagen den Zustand der Prüfungen enorm verschlechtert. Nun sind Planierraupen auf den Naturstraßen unterwegs, um die schlimmsten Löcher und Spurrillen zu stopfen.

 

Zweite Schwierigkeit für die Piloten: die dramatischen Temperaturen, die angesichts des hellenischen Hochsommers 65 Grad Celsius an Bord der rasanten Saunen schnell übersteigen können. Für Fahrer und Beifahrer bedeutet dies, dass sie nur bei hundertprozentiger körperlicher Fitness sowie ununterbrochener Flüssigkeitszufuhr von bis zu 15 Litern pro Tag auch auf dem letzten der insgesamt 399,49 Wertungsprüfungs-Kilometer noch konzentriert ans Werk gehen können. "Du musst dich zwingen, dauerhaft etwas zu trinken, sonst dehydrierst du sofort", berichtet Sven Smeets, der Beifahrer von Freddy Loix. "In Schweden zum Beispiel empfinde ich es ja als ganz angenehm, dass es im Auto schön warm ist. Aber bei 38 Grad Celsius Außentemperatur wird in Griechenland einfach alles extrem heiß, auch Kühlwasser, Motor-, Getriebe- und Hydrauliköl. Im Innenraum atmen wir pure Hitze ein."

 

Dabei hat sich die Streckenführung des sechsten Saisonlaufs im Vergleich zu den vorherigen Jahren teilweise geändert. Die beiden wichtigsten Neuheiten anlässlich der 50. Auflage des Rallye-Klassikers: Der zentrale Servicepark zieht vom nahe Delphi gelegenen Küstenort Itea in die rund 80 Kilometer weiter nördliche Universitätsstadt Lamia, während der Start traditionell in der rund 215 Kilometer entfernten Athener Innenstadt unterhalb der Akropolis erfolgt. Zweite Innovation: Auf dem Gelände des früheren Serviceparks in Lilea haben die Griechen eine ?Super-Special-Stage? aus dem trockenen Boden gestampft, eine 2,375 Kilometer lange Show-Prüfung in Form einer doppelbahnigen Acht mit Tribünenplätzen für bis zu 10.000 Zuschauer. Darüber hinaus zeigen sich die Prüfungen der ersten beiden Etappen am Freitag und Samstag im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert, während die Rallye-Profis am Sonntag auf altbekannte Wertungsprüfungen wie zum Beispiel die nunmehr 20,65 Kilometer lange ?Tarzan? treffen werden.

 

"De facto sind die Prüfungen am dritten Tag neu, auch wenn wir bereits 1995 in dieser Gegend fuhren", erläutert Smeets. "Die Streckenbedingungen dort waren ziemlich hart für die Autos. Wegen der tiefen Schlaglöcher und den zahllosen großen Steinen fielen damals viele Teilnehmer aus. Wie auf allen Prüfungen gilt hier erst recht: Wenn wir diese Prüfungen zum zweiten Mal in Angriff nehmen, werden die tiefen Spurrinnen mit darin verborgenen Steinen immer schlimmer."

 

Dies besitzt auch Auswirkungen auf die Reifen-Strategie: "Griechenland ist die einzige Rallye im Jahr, bei der zwei Ersatzpneus an Bord erlaubt sind", so Loix. "Ich hoffe, wir finden eine besonders Reifen schonende Fahrwerksabstimmung, denn jedes Reserverad bedeutet gut 20 Kilogramm Mehrgewicht. Auch wenn die Michelin-Pneus dank des sehr gut funktionierenden ,Mousse'-Systems ziemlich pannenresistent sind, so kann es dennoch passieren, dass sie sich nach einer Beschädigung so stark erhitzen, dass sie unter dem enorm gestiegenen Innendruck leiden."

 

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