Rallye News

Reifenpoker in Wales

Von wegen britischer Spätsommer: Trotz des September-Termins erwartet die Teams bei der Wales Rally GB Regen, Nebel und extrem rutschige Pisten.

<strong>VORSICHT:</strong> In Wales ist Petter Solberg Chef im Ring

Mit den rutschigen Waldwegen in Wales hat Weltmeister Sebastien Loeb noch eine Rechnung offen. Im Vorjahr musste er Petter Solberg um die Winzigkeit von 6,3 Sekunden (!) den Vortritt lassen. Jetzt will Loeb, der amtierende Weltmeister und designierte Titelverteidiger, zurückschlagen und auch diesen Klassiker des Rallye-Sports gewinnen - es wäre sein neunter Sieg im zwölften Saisonlauf.

 

Während in der Fahrer-Wertung alles auf den 31-Jährigen hinausläuft, ist der Kampf um die Konstrukteurs-Krone noch lange nicht entschieden: Gerade mal sechs Punkte beträgt der aktuelle Vorsprung von Michelin-Partner Citröen auf die Konzernschwester Peugeot. Und da beide Teams bereits ihren Rückzug aus dem Rallye-Sport zum Saisonende bekannt gegeben haben, kennen sie im sportlichen Wettstreit um die Marken-Weltmeisterschaft keine Verwandten mehr - nur der Titel zählt.

 

Ab dem kommenden Freitag stehen in den walisischen Wäldern rund um den Start- und Zielort Cardiff 17 Wertungsprüfungen über zumeist sehr schnelle Schotterpfade auf dem Programm, die sich - je nach Wetterlage - auch als heimtückisch rutschig erweisen können. Die Rallye-begeisterten Briten, die sich auch von noch so garstigem Regen und Nebel nicht abschrecken lassen, dürfen sich in diesem Jahr wieder auf einen besonderen Höhepunkt freuen: Mit Colin McRae kehrt der Lokalmatador in das Cockpit eines World Rally Car zurück. Der ebenso charismatische wie spektakuläre Weltmeister von 1995 pilotiert gemeinsam mit seinem Beifahrer Nicky Grist den zweiten Skoda Fabia WRC an der Seite von Armin Schwarz.

 

?Dieser WM-Lauf ist so etwas wie das Schotter-Äquivalent zur Asphalt-Rallye Deutschland?, erläutert Aimé Chatard, bei Michelin Compétition verantwortlich für den Rallye-Sport. ?Die Außentemperaturen können stark variieren, und auch die Wertungsprüfungen warten mit den unterschiedlichsten Untergründen auf. Von kaltem Schlamm bis hin zu dichtem trockenen Schotter - der für Reifen besonders verschleißfördernd ist - sind alle Möglichkeiten gegeben.?

 

Das Reglement gibt für den zwölften WM-Lauf pro Team zwei verschiedene Reifenprofile frei. Den Michelin-Partnern fiel die Entscheidung leicht: Sie griffen ausschließlich zum erfolgreichen Schotter-Profi Z BTO, der in diesem Jahr in Neuseeland sein Debüt gab und sofort sechs WM-Siege am Stück einheimste. ?Dieser Pneu hat mich schwer beeindruckt?, betonte Colin McRae nach ausführlichen Testfahrten. ?Ich durfte ihn sowohl auf nasser als auch trockener Strecke direkt mit dem Vorgängermodell vergleichen - die Unterschiede fallen enorm aus. Der Z BTO ist systematisch schneller und zugleich konstanter. Ich kann es kaum erwarten, ihn auch im Wettbewerb auszuprobieren.?

 

Michelin bietet diesen Spezialisten für die Rallye England mit den Laufflächenmischungen ?weich? (Z8), ?superweich? (Z8-) für wirklich kalte Wetterlagen sowie ?mittel? (Z9) an, sollte der September in Wales unerwarteter Weise sommerlich warm ausfallen. Dabei mussten Fahrer und Teams bereits am 12. September jenes Kontingent von 70 Pneus registrieren lassen, das ihnen für diesen WM-Lauf zur Verfügung steht und aus dem sie maximal 40 benutzen dürfen. ?Damit treffen die Teilnehmer bereits frühzeitig die Vorentscheidung, welche Mischungen sie wie oft einsetzen können?, erläutert Chatard.

 

Zugleich steht den Rallye-Profis eine weitere Möglichkeit frei, ihr Reifenmaterial den speziellen Bedingungen anzupassen - durch das Nachschneiden des Profils. ?Dies könnte sich speziell bei Regen als entscheidend herausstellen?, so der Rallye-Chef. Die zusätzlichen Drainagerillen und Profilöffnungen helfen, das auf dem Waldweg stehende Wasser zu kanalisieren. Sie können eine Breite zwischen zwei und acht Millimeter erreichen, während Form und Gestaltung nicht selten gemäß der individuellen Vorlieben der Fahrer ausgeführt werden.

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