WM 2018

Rallye Monte Carlo: Reifenroulette und Überkreuz-Montage

In wenigen Stunden beginnt die Rallye Monte Carlo und die Meteorologen erwarten in den kommenden Tagen ein wechselhaftes Wetter mit Neuschnee in den höheren Lagen. Damit ist das Reifenroulette eröffnet und ein bewährter Trick könnte zum Einsatz kommen.

Die Rallye Monte Carlo zählt auch aus Reifensicht zu den anspruchsvollsten Veranstaltungen des gesamten Jahres. Nirgendwo sonst können die Witterungsbedingungen derart wechselhaft sein wie in den Seealpen. Die besondere Herausforderung: Von Frost über Schnee und Schneematsch bis hin zu trockenem und eisbedecktem Asphalt ist alles möglich. Oft verändern sich die Verhältnisse sogar innerhalb von nur wenigen Kilometern auf ein und der selben Prüfung. Der richtigen Reifenwahl kommt daher im Kampf um den Sieg eine entscheidende Bedeutung zu.

Den speziellen äußeren Umständen trägt auch das Regelwerk der Rallye-WM Rechnung: Normalerweise erlaubt die FIA bei Asphaltläufen für die 18 Zoll großen Pneus nur ein Profildesign, das in Verbindung mit verschiedenen Laufflächenmischungen auf trockenen wie auf nassen Straßen gleichermaßen funktionieren muss. Die Rallye Monte Carlo bildet die einzige Ausnahme im Kalender: Hier gestatten die Regelhüter einen zusätzlichen Winterpneu, der darüber hinaus auch mit Spikes bestückt werden darf.

Für die Rallye Monte Carlo stehen den WM-Crews gemäß Reglement maximal 39 Reifen zur Verfügung. Jeder Fahrer kann dabei aus einem Kontingent von 20 weichen und 24 superweichen Asphaltpneus sowie zwölf Winterreifen ohne und 24 mit Spikes schöpfen. Eine besondere taktische Bedeutung kommt bei diesem WM-Lauf den beiden Ersatzreifen zu, die jedes Team im Auto mitführen darf. Viele Fahrer setzten sie in der Vergangenheit je nach Streckenbeschaffenheit ein, um auf die wechselhaften Bedingungen reagieren zu können. Das führte bisweilen zu skurrilen „Überkreuz-Lösungen“, beispielsweise bei gleichzeitiger Verwendung von Slick- und Regenreifen, wobei die Slicks vorne links und hinten rechts, die Regenreifen entsprechend gegenüber montiert werden. 

Nicolas Vouilloz, der ehemalige Eisspion von Sebastien Ogier, gilt als 'Erfinder der gekreuzten Reifen'. „Wir haben das bei Reifentests mit Michelin vor Jahren ausprobiert und es hat besser funktioniert, als unterschiedliche Reifen an Vorder- und an Hinterachse zu fahren. Wir dürften die ersten gewesen sein, die das im Wettbewerb eingesetzt haben“, meinte der Franzose.

Neben der Diskussion über die richtige Reifenstrategie und die nahende Schlechtwetterfront, beherrscht ein weiteres Thema die Stunden vor dem Start. Zum ersten Mal in der Geschichte der Weltmeisterschaft wird die legendäre Sisteron-Prüfung aus Richtung Thoard befahren. Die Wetterfrösche rechnen mit einsetzendem Regen in den Abendstunden und beim letzten Abfahren der Strecke meldeten die Eisspione einige glatte Stellen. Auch deshalb werden viele Fahrer zwei spikebesetzte Pneus als Ersatzreifen dabei haben, um diese im Fall der Fälle überkreuz montieren. Manch einer wird dann Nicolas Vouilloz danken, dem Erfinder dieses Tricks.

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