WM 2016

Rallye Monte Carlo: Die Qual der Wahl

Endlich geht es wieder quer: 70 Tage nach dem Saisonfinale 2015 in den Wäldern von Wales kämpfen die weltbesten Lenkradartisten wieder um Zehntelsekunden und WM-Punkte. Die legendäre „Monte“ – erster von 14 Läufen zur Rallye-WM 2016 – verspricht gleich zu Beginn des Jahres jede Menge Action und Kopfzerbrechen bei der Reifenwahl.

WRC Reifen Rallye Monte Carlo
Die richtige Reifenwahl ist der Schlüssel zum Erfolg bei der Rallye Monte Carlo

Alles auf Anfang: Am kommenden Wochenende startet die Rallye-Weltmeisterschaft in die neue Saison. Bei der Rallye Monte Carlo erwartet die Fahrer eine der anspruchsvollsten Herausforderungen des gesamten Jahres. Denn bei keinem anderen Lauf zur Rallye-WM sind die Witterungsbedingungen derart wechselhaft wie in den Seealpen oberhalb des mondänen Mittelmeer-Fürstentums.

Zur Vorbereitung auf die „Königin aller Rallyes“ haben die Teams und ihre Piloten in den vergangenen Wochen umfangreiche Reifentests und Abstimmungsfahrten in den französischen Départements Hautes-Alpes, Drôme sowie in den hochgelegenen Gebirgsregionen des Département Ardèche abgespult. Jetzt fiebern alle Akteure dem Auftakt der 84. Rallye Monte Carlo entgegen – und der dürfte dank der winterlichen Witterungsbedingungen ähnlich heiß werden wie in den vergangenen Jahren.

Typisches Monte-Wetter erwartet

Für die kommenden Tage sagen die Meteorologen für die Region rund um Gap Temperaturen knapp unter- beziehungsweise oberhalb des Gefrierpunktes voraus. Die Wahl der richtigen Reifenmischung dürfte sich in Anbetracht der Witterungsbedingungen extrem schwierig gestalten, denn von Frost über Schnee und Schneematsch bis hin zu eisbedecktem Asphalt ist alles möglich. Häufig ändert sich das Wetter sogar innerhalb weniger Minuten – typisch „Monte“ eben. Bei keinem anderen WM-Lauf sind die sogenannten „Eisspione“ daher so wichtig wie hier. Sie fahren die einzelnen Wertungsprüfungen vor dem Start des Teilnehmerfeldes ab, versorgen die Teams mit aktuellen Informationen über die Streckenbedingungen und warnen vor dem gefürchteten „schwarzen Eis“. Mit diesem Begriff bezeichnen Rallye-Profis jene tückischen Passagen, in denen sich eine kaum sichtbare Eisschicht über das schwarze Asphaltband gelegt hat.

Diesen besonderen Begleitumständen trägt auch das Regelwerk der Rallye-WM Rechnung. Normalerweise lässt es bei Asphaltläufen nur ein Profil für die 18 Zoll-großen Reifen zu, das in Verbindung mit verschiedenen Laufflächenmischungen auf trockenen wie auf nassen Straßen gleichermaßen funktionieren muss. Die Rallye Monte Carlo bildet die große Ausnahme: Hier ist ein zusätzlicher Winterpneu gestattet, der darüber hinaus auch mit Spikes bestückt werden darf.

Die ständig wechselnden Gripverhältnisse sind die große Herausforderung der Rallye Monte Carlo

Im Lager von Michelin ist man auf alle Eventualitäten vorbereitet. Die härtere S5-Variante des Einsatzreifen kommt bei Temperaturen zwischen 15 Grad Celsius und dem Gefrierpunkt zum Einsatz. Fällt das Quecksilber am kommenden Wochenende deutlich unter null Grad, werden die Fahrer bei schnee- und eisfreier Piste vermutlich die nochmals weichere SS5-Version wählen. Sie entfaltet ihr volles Potenzial bei Temperaturen im Minusbereich und auf gefrorenem Untergrund.           

Falls die Wertungsprüfungen in den französischen Seealpen mit Schnee bedeckt sind, kommt der mit einem tieferen Profil ausgestattete Winterreifen zum Einsatz. Auf vereisten Strecken dürfen die WM-Piloten eine mit Spikes ausgerüstete Version montieren lassen. Ihre Stahlstifte befinden sich auf der äußeren Seite der Lauffläche. Rund 200 Spikes nageln sich regelrecht im Eis fest, das ermöglicht selbst auf spiegelglatten Strecken überraschend viel Traktion

Überkreuz-Montage der Reifen

Für die Rallye Monte Carlo stehen den WM-Crews gemäß Reglement maximal 39 Reifen zur Verfügung. Dabei kann jeder Fahrer aus einem Kontingent von 20 weichen und 24 superweichen Asphaltpneus sowie zwölf Winterreifen ohne und 24 mit Spikes wählen. Eine besondere taktische Bedeutung kommt bei diesem WM-Lauf den beiden Ersatzreifen zu, die jedes Team im Auto mitführen darf. Viele Fahrer setzten sie in der Vergangenheit je nach Streckenbeschaffenheit ein, um auf die wechselhaften Bedingungen reagieren zu können. Das führte bisweilen zu skurrilen „Überkreuz-Lösungen“, bei denen zum Beispiel zwei Asphaltreifen mit zwei Winterpneus kombiniert wurden.

„Nacht der langen Messer“ und Col de Turini

Die eigentliche Rallye-Action beginnt am Donnerstagabend mit der legendären „Nacht der langen Messer“: Nach dem Start in Monaco stehen zwei Nachtprüfungen auf dem Programm. Anschließend bezieht der Rallye-Tross in Gap Station – der Heimat des amtierenden Weltmeisters Sébastien Ogier. Am Freitag folgen drei WP nördlich von Gap, die jeweils zwei Mal absolviert werden. Die Samstagsetappe ist mit 174 WP-Kilometern die längste der gesamten Rallye. Hier dürfen sich die Fans auf traditionsreiche Klassiker wie zum Beispiel „Sisteron – Thoard“ freuen. Am Sonntag folgen drei weitere Schleifen. Unter anderem erklimmen die Piloten im Rahmen der WP „La Bollène-Vésubie – Peira-Cava“ den legendären Col de Turini. Auf der abschließenden Power Stage können sich die drei schnellsten Fahrer maximal drei zusätzliche WM-Punkte sichern.

GALERIE: Die Bilder der Rallye Monte Carlo


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