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Rallye Argentinien :: Vorschau Michelin

Nach dem Erfolg von Michelin und seinen Partner-Teams auf dem losen Untergrund in Zypern blickt der französische Reifenhersteller dem sechsten WM-Lauf optimistisch entgegen.

:: Marcus Grönholm ::

Abwechslung garantiert: Obwohl die diesjährige Ausgabe der Rallye Argentinien über teilweise neue Routen führt, hat sich an ihrem Charakter nichts geändert. Von scharfkantigem Schotter ? teilweise garniert mit fußballgroßen Felsbrocken ? bis hin zu unzähligen Wasserdurchfahrten erwartet den Rallye-Tross ein interessanter Mix unterschiedlicher Streckenbedingungen.

 

Die Veranstaltung im Land der Gauchos zeigt sich facettenreich. Schnelle Passagen über breite Schotter-Pisten in der Pampa finden sich genauso wie langsamere Abschnitte über kurvige Bergstraßen. Gerade diese in bis zu 2200 Meter Höhe ausgetragenen Prüfungen ? mit so klingenden Namen wie ?El Mirador? oder ?El Condor? ? gehören zu den klassischen Mutproben des Rallye-Kalenders.

 

Gemeinsamer Nenner der Streckenführung ist das malerische Landschaftsbild der Sierra rund um Villa Carlos Paz im Nordwesten des Andenstaates.

Spannung verspricht der ?herbstliche Frühsommer?: Da in Argentinien im Mai der Spätherbst regiert, weichen häufig Regenschauer den Schotter auf und sorgen so für zahlreiche Wasserdurchfahrten ? die Luftansaugsysteme der Motoren müssen entsprechend präpariert werden. Mithin erwarten die Teilnehmer also ähnliche meteorologische Verhältnisse wie beim WM-Lauf auf Zypern. Auf der Mittelmeer-Insel zeigten sich die Piloten von den Michelin GW ?Gradual Wear?-Reifen durchgehend begeistert. Dank der völlig neu entwickelten Pneus feierte der französische Reifenhersteller auf Zypern den fünften Sieg bei den vergangenen sechs Schotter-Rallyes.

 

Der Thriller auf der Mittelmeer-Insel bildete den Auftakt zu weiteren vier Schotter-Showdowns in Folge. Bei der bevorstehenden Argentinien-Rallye geht Michelin mit besonderem Ehrgeiz ans Werk ? ist sie doch der einzige Event der aktuellen Weltmeisterschafts-Läufe, den die Franzosen in den vergangenen zwei Jahren nicht gewinnen konnten. Als erste Anwärter, diesen gemeinsamen ?weißen Fleck? in der Siegesstatistik zu tilgen, gilt das Werksteam von Peugeot, mit dem Michelin zuletzt vier Doppelsiege in Folge feiern konnte.

 

Für die Favoriten spricht darüber hinaus noch ein weiteres gutes Omen: Das französische Team gewann bereits vor knapp zwei Wochen eine Rallye auf dem südamerikanischen Kontinent. Harri Rovanperä siegte bei der Rallye Mexico, die als Testlauf für eine mögliche Aufnahme in den Weltmeisterschafts-Kalender ausgetragen wurde. Nach seiner Rückkehr wusste der Finne zu berichten, dass die Straßenverhältnisse dort ähnlich sind wie bei den rauen Rallyes auf Zypern sowie in Argentinien und Griechenland. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Richard Burns und Marcus Grönholm zeigt sich Rovanperä deshalb optimistisch, die guten Positionen in der Marken- und Fahrer-WM weiter ausbauen zu können. ?Unser Hauptziel in Argentinien sind WM-Punkte?, fasst Jean-Pierre Nicolas, Leiter von Peugeot Sport, zusammen. Über einen Sieg würde sich die Löwen-Mannschaft natürlich auch sehr freuen ? dies umso mehr, da die Rallye Argentinien zu einem von vier WM-Läufen gehört, der noch nie von einem Peugeot gewonnen werden konnte.

 

von vier WM-Läufen gehört, der noch nie von einem Peugeot gewonnen werden konnte.

 

Punkte peilt auch Mitsubishi an. Team-Manager Derek Dauncey sieht für das Erreichen dieses Ziels sehr gute Voraussetzungen: ?Argentinien lag uns in der Vergangenheit immer sehr gut. Außerdem haben wir von dem Lauf auf Zypern viel gelernt und konnten diese Erfahrungen für die Weiterentwicklung des Lancer WRC nutzen.? Um die Fortschritte optimal überprüfen zu können, testen Alister McRae und François Delecour vor dem Start der Rallye noch auf Abschnitten, die in den vergangenen Jahren als Wertungsprüfungen gefahren wurden. ?Somit haben wir gute Vergleichsmöglichkeiten, da wir natürlich noch über die entsprechenden Daten verfügen?, erklärt Dauncey. Die Piloten freuen sich auch aus anderen Gründen auf das kommende Wochenende. ?Die Fans lieben diese Rallye?, zeigt sich Delecour begeistert. ?Die Stimmung macht diese Veranstaltung einzigartig.?

 

Zu dieser einmaligen Stimmung möchte auch Gabriel Pozzo einen großen Teil beitragen: Bei seinem Heimspiel übernimmt der amtierende Gruppe N-Weltmeister erstmals von Stig Blomqvist das Cockpit des dritten Werks-Skoda Octavia WRC. Der Argentinier verfügt somit über ausgezeichnetes Material, um vor den begeisterten Fans für Furore zu sorgen. ?Wir wissen, dass Gabriel gut ist. Deshalb haben wir ihn im vergangenen Winter ausgewählt?, erklärt Teamchef Pavel Janeba. ?Wir bieten ihm nun die erste Chance, in unserem Werksteam zu fahren. Es gibt noch viel Arbeit für ihn und er muss noch eine Menge lernen. Doch Argentinien ist Gabriels Heimspiel ? vielleicht gelingt ihm dort eine Überraschung." Unterstützung bei dem Kampf um die ersten Punkte für Skoda erfährt Pozzo dabei von Kenneth Eriksson und Toni Gardemeister.

 

Bei Hyundai kommt Juha Kankkunen in Argentinien zu seinem dritten Einsatz der Saison. Mit seiner Erfahrung ? er gewann die Rallye bereits zwei Mal ? stellt der vierfache Weltmeister eine echte Verstärkung für das britisch-koreanische Team dar. ?Ich mag Argentinien wirklich sehr?, freut sich der Finne. ?Die Strecke ist sehr abwechslungsreich und anspruchsvoll, was mir sehr liegt. Wenn alles planmäßig verläuft, sollten wir mit den Accent WRC sehr gute Ergebnisse erreichen können.? Freddy Loix konnte bei seinen vergangenen beiden Auftritten in Argentinien jeweils punkten. Zusammen mit der guten Vorstellung des Teams bei der Rallye Zypern sieht der Belgier deshalb gute Chancen, auch diesmal wieder WM-Zähler sammeln zu können. Armin Schwarz hofft derweil vor allem, das Ziel in Cordoba zu erreichen. Im vergangenen Jahr endete sein Argentinien-Debüt mit einem der bizarrsten Unfälle in der Rallye-Geschichte: Ein Feuerwehrwagen überschlug sich und vernichtete beide Octavia des Skoda-Teams. Schwarz und Beifahrer Manfred Hiemer entkamen dem Chaos wie durch ein Wunder unversehrt, während Skoda-Vorstand Dr. Jens Pohlmann mit schweren Verletzungen nur knapp überlebte.

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