Abschied aus der WM

Loeb - Der Anfang: "Verrückt, oder ein Genie!"

Am 5. April 1997 bestritt Sébastien Loeb mit einem Peugeot 106 seine erste Rallye überhaupt. Der Beginn einer Karriere, die der Franzose mit neun Titeln krönte und die nun zu Ende ging. Zumindestens was den Rallyesport betrifft. Wir blicken auf die Anfänge zurück.

<strong>EINMALIG:</strong> Sebastien Loeb ist der erfolgreichste Rallyefahrer aller Zeiten und stand beim letzten WM-Auftritt im Mittelpunkt

Die 13. Ausgabe der Rallye du Florival hat auf den ersten Blick nicht viel Außergewöhnliches zu bieten. Beim Saisonauftakt im Elsass gehen alle regionalen Größen an den Start, die Fans erleben keine große Überraschung. Aber wer konnte ahnen, dass im hinteren Teil des Starterfeldes die Karriere eines absoluten Ausnahmekönners beginnen würde? Am Steuer eines kleinen Peugeot 106 versucht sich Sebastien Loeb erstmals bei einer Rallye. Neben ihm hatte Dominique Heintz Platz genommen. Er war durch das „Rallye Jeunes“ auf Loeb aufmerksam geworden - einem von der französischen Motorsportbehörde FFSA organisierten Sichtungsprogramm, das auf Supermarktparkplätzen abgehalten wird.

"Ich habe gesehen, dass er die beste regionale und dann die beste nationale Zeit erzielt hatte. Das hat mich interessiert, denn ich wollte einem jungen Piloten helfen. Ohne ihn zu kennen, habe ich ihm vorgeschlagen, auf eine Tasse Kaffee zu mir vorbeizukommen, um miteinander ins Gespräch zu kommen", erinnert sich Heintz. Volltreffer! Zwischen den Beiden springt der Funke sofort über. "Seb war zwar erst 23 Jahre alt, wusste aber ziemlich genau, was er erreichen wollte."

Keiner will Beifahrer sein

Heintz gelingt es innerhalb weniger Wochen, einen Peugeot 106 vorzubereiten, mit dem man bei der Rallye du Florival starten konnte. Im Vorfeld musste sich das Team aber nicht nur mit dem Auto, sondern auch mit dem Piloten beschäftigen. Dominique Heintz erinnert sich: „Wir haben ihm erst einmal erklären müssen, wie eine wahre Rallye stattfand. Ich habe ihm auch mein Aufschriebsystem erklärt. Dann mussten wir einen Beifahrer finden. Es sollte niemand glauben, dass es eine Menge Freiwilliger gibt, die sich neben einen jungen Fahrer setzen, der noch nie eine Rallye bestritten hat. Kurzum war ich es, an dem diese Aufgabe hängen blieb."

Heintz wird den ersten der fünf Durchgänge der Wertungsprüfung „Col du Firtsplan“ nie vergessen. „Da war zuerst der Fehlstart“, erinnert er sich. „Als der Zeitnehmer das Startsignal gegeben hatte, blieb Sebastien einfach stehen! Tatsächlich dachte er, dass er sich wie bei den Rallye Jeunes dann in Bewegung setzen könne, wann er es für richtig hielt. Ich musste ihn anschreien, erst dann fuhr er los!“

Bergab beschleunigte sich der Puls des Beifahrers

Die ersten Kilometer verlaufen noch gemütlich. Der kleine Peugeot quält sich den langen Anstieg hinauf. Aber auf dem Gipfel des Cols beschleunigt sich der Puls des Beifahrers plötzlich. „Ich muss gestehen, dass ich auf der Abfahrt nicht alles verstanden habe, so schnell ging es. Bei der Ankunft habe ich mir gesagt, dass wir viel Glück gehabt hätten. Wir hatten trotz der am Start verlorenen Sekunden soeben die zweitschnellste Gesamtzeit gefahren. Der zweite Durchgang war noch viel schneller. Dort nahm ich dann gar nichts mehr wahr.“

Teammitglied Bertrand Kuntz erinnert sich nur zu gut an die Rückkehr in den Servicepark. „Dominique war fahl. Er hat mir seinen Helm entgegengestreckt und mich gebeten, den Schalter auszustellen.“ „Mit ging so viel durch den Kopf“, berichtet Heintz. „Ich wollte nicht mehr in dieses Fahrzeug einsteigen, sofern ich nicht wirklich wusste, was ich von all dem halten sollte. Ich habe nur erklärt, dass dieser Sebastien Loeb entweder ein Verrückter, oder ein Genie sei.“

Zweiter Platz ist uninteressant

Der weitere Verlauf ist schnell erzählt. Heintz stieg wieder ins Auto, Loeb wurde Zweiter in seiner Klasse und beschwerte sich am Abend über das Auto. "Er sagte mir, dass ihn der zweite Platz nicht interessiere. Ich war sprachlos, aber in diesem Moment sind mir viele Dinge über Sebastien klar geworden", blickt Heintz auf den Beginn seiner Zusammenarbeit mit Loeb zurück. Noch heute ist er ihm treu geblieben. Nicht mehr als Beifahrer, sondern als einer seiner besten Freunde.

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