WM 2017

Latvala zeigt Emotionen – „Noch nie so nahe dran”

Damit hätte er wohl selbst nicht gerechnet. Im ersten Jahr bei Toyota hat Jari-Matti Latvala überraschend gute Chancen auf den ersten Weltmeistertitel. Entsprechend angespannt ist der Finne, der auf Sardinien stellenweise seinem Frust freien Lauf ließ. Auch das ist man nicht gewöhnt.

Jari-Matti Latvala
Jari-Matti Latvala wittert plötzlich eine Chance auf den Titel

Nach einer Schwächephase ist Neueinsteiger Toyota plötzlich wieder bei der Musik dabei und kann auf Sardinien eine beeindruckende Vorstellung abliefern. Jari-Matti Latvala kämpfte lange Zeit um den Sieg, ehe er sich Ott Tänak im Ford geschlagen geben musste.

Latvala, der aus seinem Herzen selten eine Mördergrube macht und als die ehrlichste Haut im Servicepark gilt, zeigte während der Rallye auch, dass er nicht nur der nette Junge von nebenan sein kann. Als er im Staub von Mads Östberg wichtige Sekunden verlor und eine bessere Zeit von den Offiziellen verlangte, drohte er offen mit dem Abbruch der Rallye. Vielleicht war er über diese Äußerung selbst ein wenig erschrocken, denn im Ziel kroch er brav zu Kreuze und entschuldigte sich für sein Verhalten. 

„Am Samstag habe ich verkündet, dass ich aussteigen würde, wenn ich keine Zeitgutschrift bekomme“, erklärte Latvala. „Ich bekam sie aber nicht und eigentlich bin ich ein Mensch, der zu seinen Worten steht. Die Situation ist jedoch folgende: Es ist jetzt Saisonhalbzeit und noch nie lag ich so knapp hinter dem WM-Führenden, auch wenn ich Vierter bin. Ich will nicht wirklich aufhören, wenn die Dinge so gut aussehen. Ich muss mich für meine Worte entschuldigen, aber man sollte mich verstehen, ich empfinde so viel Leidenschaft für den Sport und will es eben gut machen, deshalb war ich frustriert. Ich bitte dafür um Entschuldigung.“

Latvala weiter: „Wenn man 170 WM-Läufe bestritten hat und man mit 17 Jahren den Traum hat, eines Tages Weltmeister zu sein, dann beginnt man frustriert zu werden, wenn man schon so lange dabei ist und keinen Titel gewonnen hat. Früher habe ich darüber anders gedacht, damals redete ich mir ein, noch das nächste Jahr zu haben. Aber nun gehe ich langsam auf die 40 zu und kann mir so einen Gedanken nicht mehr leisten.“

Toyota wieder vorn dabei

Schon bald wird Latvala wieder Ablenkung bekommen. In den kommenden Tagen stehen intensive Testarbeiten für die Rallye Polen auf dem Programm. Der WM-Lauf quer durch die Masurische Seenplatte ähnelt der Rallye Finnland, für Latvala naturgemäß ein ideales Jagdrevier. Auch sein Yaris WRC ist wieder konkurrenzfähig, wie der 32-jährige erklärt. „Wir haben vor der Rallye Portugal wirklich sehr wichtige Schritte gemacht“, verrät Latvala. „Wir waren in Mexiko und Argentinien nicht konkurrenzfähig und mussten andere Dinge auf anderen Gebieten verstehen, damit das Auto hier schnell genug gewesen ist. Es sieht sehr gut für alle im Team aus. Esapekka Lappi war sehr gut, Juho Hänninen ebenfalls, bevor er Probleme mit der Servolenkung gab.“

Eine Sache brennt ihm dann doch noch unter den Nägeln. Zwar herrscht strenges Funkverbot auf den Wertungsprüfungen, doch wenn Latvala noch einmal in die Staubfahne eines Konkurrenten gerät und eingebremst wird, dann will er sich nicht mehr daran halten. „Ich werde die Regeln brechen“, kündigte er an. „Es geht dabei auch um die Sicherheit. Nicht nur um unsere, weil ich viel mehr Risiko eingehen musste, sondern auch um die der Zuschauer und Streckenposten. Einer von ihnen stand noch mitten auf der Strecke, weil er noch gar nicht mit uns gerechnet hat.“

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