Akropolis-Rallye

Höllentour vor historischer Kulisse

Sie ist einer der Klassiker im WM-Kalender: die „Akropolis“-Rallye Griechenland. Die rauen Schotterpfade am Kanal von Korinth gelten als die härtesten Prüfungen der gesamten Saison. Insbesondere die Reifen sind hier höchsten Belastungen ausgesetzt. Eine taktisch clevere Fahrweise ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

<strong>ANSPRUCHSVOLL:</strong> Die Akropolis-Rallye verlangt alles von Mensch und Maschine ab

Es ist diese besondere Mischung aus schroffen Schotterpisten und hohen Lufttemperaturen, mit der sich die Rallye Griechenland ihren Ausnahmestatus als eine der anspruchsvollsten Veranstaltungen der Rallye-WM-Saison erarbeitet hat. Auf den insgesamt 409,47 Wertungsprüfungs-Kilometern werden nicht nur Fahrzeuge und Reifen extremen Belastungen ausgesetzt – auch die Fahrer müssen bei Außentemperaturen jenseits der 30 Grad Celsius Höchstleistungen am Volant vollbringen. Wenn die gleißende Sonne am griechischen Himmel brennt, klettern die Temperaturen in den Cockpits sogar gut und gerne auf das Doppelte. Eine hervorragende körperliche Konstitution ist daher die Grundvoraussetzung, um die Konzentration auf den 22 Wertungsprüfungen aufrecht zu halten und die Jagd nach Bestzeiten in Bestform zu überstehen. Schon ein kleiner Flüchtigkeitsfehler kann das vorzeitige Aus bedeuten.

 

Auch die Pneus müssen auf den rauen Schotterpisten im Land von Sokrates und Aristoteles extremen Belastungen standhalten. Kein anderer WM-Lauf fordert die Reifen so hart wie die Rallye Griechenland. Sie zählte bereits 1973, dem Debütjahr der Rallye-Weltmeisterschaft, zum Kalender. Das lose Geröll und zahlreiche spitze Felsen, die aus der Fahrbahn herausragen, erhöhen die Gefahr von Reifenschäden. Für zusätzlichen „Nervenkitzel“ sorgt die Tatsache, dass die Rallye-Route im Vergleich zum Vorjahr um 60 Wertungsprüfungs-Kilometer verlängert wurde – die Gesamtzahl der zugelassenen Reifen pro Team blieb mit maximal 48 jedoch unverändert. Eine besondere Herausforderung: Am Freitag stehen mit der 23,17 Kilometer langen Wertungsprüfung „Bauxites“ sowie der WP „Drossohori“ über 22 Kilometer gleich zwei extreme Tests auf dem Programm, die direkt nacheinander mit dem selben Reifensatz absolviert werden müssen. Diese beiden WP zählen erstmals seit 2009 wieder zur Rallye-Route der „Akropolis“.

 

Gemäß Reglement dürfen die Prioritäts 1- und 2-Fahrer während der gesamten Rallye insgesamt 48 Reifen benutzen – inklusive der 6,2 Kilometer langen „Qualifying Stage“ am Donnerstagmorgen. Michelin stellt 48 Latitude Cross H1 mit der härteren Laufflächenmischung sowie zehn weichere Pneus der S1-Spezifikation seinen Partnern zur Wahl. Das Nachschneiden des Profils von Hand ist nicht erlaubt.

 

Dies öffnet unterschiedlichen Reifenstrategien das Tor. So könnte die weichere Laufflächenmischung zum Beispiel auf Prüfungen mit weniger rauem Fahrbahnbelag zum Einsatz kommen. Auch die Möglichkeit, zwei Ersatzräder an Bord mitzuführen, bietet zwischen zwei WP die Chance, die Reifen je nach Beanspruchung zwischen Vorder- und Hinterachse oder linker und rechter Fahrzeugseite oder sogar über Kreuz zu tauschen oder auszuwechseln. Michelin rät seinen Partnerteams in Anbetracht der schroffen griechischen Schotterpisten auf jeden Fall, stets zwei Reservepneus mitzuführen.

 

Insbesondere am Freitag müssen die Fahrer mit ihren Reifen haushalten. Denn auf der zwölf Stunden langen Etappe über acht Prüfungen und insgesamt 170 WP-Kilometer dürfen die Teams lediglich ein Mal beim „Remote Service“ in Itea frische Reifen aufziehen.

 


EXTREME BELASTUNG: Auch die Dämpfer müssen in Griechenland einiges wegstecken

 

Die materialmordende „Akropolis“ verdankt ihren Ruf der einzigartigen Kombination von Hitze und der besonderen Streckencharakteristik. Denn im Vergleich zu den übrigen WM-Läufen sind die Durchschnittsgeschwindigkeiten auf den serpentinenreichen Strecken rund um das Rallye-Zentrum in Loutraki vergleichsweise gering. Die Folge: Motor, Getriebe und Reifen erhalten nur wenig Kühlluft, die thermische Belastung für alle Bauteile ist enorm. Um die Mechanik vor aufgewirbelten Steinen, tiefen Spurrillen und Hindernissen auf der Strecke zu schützen, verkleiden die Teams die Fahrzeuge mit speziellen, besonders widerstandsfähigen Unterboden-Schutzplatten.

 

Die Rallye-WM vor traumhafter Kulisse

 

Die Rallye Griechenland führt die Teams auf geschichtsträchtigen Boden wie zum Beispiel in die Region Delphi sowie auf die Halbinsel Peloponnes. Nach der „Qualifying Stage“ am Donnerstagmorgen steht am Nachmittag die offizielle Startzeremonie auf dem Programm. Die altehrwürdige Akropolis auf dem 156 Meter hohen Felsen über Athen bildet dabei eine traumhafte Kulisse, wenn die kühnen Athleten der Neuzeit in den Kampf um den Sieg bei diesem traditionsreichen WM-Lauf geschickt werden. Bereits auf dem Rückweg in den Service-Park in Loutraki müssen sich die Lenkradartisten auf der ersten, 25,24 Kilometer langen Wertungsprüfung beweisen.

 

Am Freitag und Samstag absolvieren Loeb, Latvala, Solberg, Hirvonen & Co. jeweils acht Prüfungen. Am Sonntag entscheidet sich dann auf den letzten fünf WP, wer am Ende den Sieger-Champagner versprühen darf. Dabei locken auf der abschließenden, 3,97 Kilometer langen „Power Stage“ Extra-Punkte für die drei Schnellsten

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