Ausstieg nach 30 Jahren

Emotionaler Abschied von Ford

Kurz vor dem WM-Lauf auf Sardinien im Oktober platzte die Bombe: Ford verkündete seinen Rückzug als Werksteam aus der Rallye-Weltmeisterschaft. An diesem Wochenende bestreitet die Marke mit dem blauen Oval bei der Rallye Spanien ihren letzten WM-Lauf.

<strong>TRENNUNG:</strong> M-Sport-Chef Malcolm Wilson muss künftig ohne offizielle Ford-Unterstützung auskommen

Zum Abschied lud Ford die Journalisten am Mittwochabend zu einem Abendessen nach Salou ein. Mit dem Rückzug des Automobilherstellers endet eine fast 40-jährige Ära: Ford war seit Gründung der Rallye-WM im Jahr 1973 ununterbrochen in der Top-Kategorie vertreten.  Natürlich war der Anlass für das Dinner im Mediterranea Beach and Golf Club kein erfreulicher. Dennoch herrschte keine Totengräberstimmung, wenngleich der Abschied doch unübersehbar Emotionen freisetzte.

 

Das vornehme und moderne Restaurant, in das Ford eingeladen hatte, war von Pinien umgeben und lag nur einen Steinwurf vom Meer entfernt. Diese gemütliche Location trug dazu bei, dass keine übermäßige Wehmut aufkam, als sich die Ford-Verantwortlichen bei den Medienvertretern für die gute Zusammenarbeit während der vergangenen vier Jahrzehnte bedankten.

 

Ein kurzer Film ließ noch einmal die Erfolge Revue passieren, die Ford in den letzten Jahren in der Rallye-WM errungen hatte. Gérard Quinn, der Motorsportchef von Ford Europe, bedankte sich bei Malcolm Wilson und seinem M-Sport-Team, die die Ford-Farben in den vergangenen 16 Jahren vertreten haben. „Wir werden weiterhin im Rallye-Sport aktiv sein, auch wenn wir offiziell nicht mehr in der Weltmeisterschaft vertreten sein werden“, kündigte Quinn an, um dann hinzuzufügen: „Und wer weiß? Vielleicht kehrt Ford ja eines Tages wieder in die WM zurück…“

 

Als Letzter wandte sich Malcolm Wilson an die rund 90 geladenen Journalisten und Medienvertreter. „Dieser Film machte viele Erinnerungen wieder lebendig“, so der Brite, der sichtlich um Fassung bemüht war. „Zum Beispiel jene an die Akropolis-Rallye 1997. Damals musste ich als Teamchef unseren Fahrern Juha Kankkunen und Carlos Sainz eine Teamorder auferlegen, um den Doppelsieg mit dem Ford Escort WRC nicht zu gefährden. Und dann war da ja auch noch die Safari-Rallye 1999:  Colin McRae gewann diesen schwierigen WM-Lauf im brandneuen Focus World Rally Car. Es war erst unsere dritte Rallye mit diesem neuen Auto – ein unglaubliches Erlebnis."

 

Wilson weiter: "2003 und 2004 erlebten wir ebenfalls eine fantastische Zeit: Der Sieg bei der Rallye Finnland 2003, und dann gewann Markko Märtin in Spanien und Korsika gleich zwei Asphalt-Läufe in Folge – gegen keinen Geringeren als Sébastien Loeb. 2006 stieß Marcus Grönholm zu unserem Team und feierte mit Siegen bei der Rallye Monte Carlo und in Schweden einen perfekten Einstand. In Neuseeland durften wir dann den WM-Titel in der Herstellerwertung feiern – der erste für Ford seit 27 Jahren. Wenig später errang Mikko Hirvonen mit uns in Australien seinen ersten WM-Sieg. Auch Jari-Matti Latvala fuhr 2008 seinen ersten WM-Sieg in einem Ford Focus WRC ein. Und nach wie vor ist er der jüngste Pilot, der je einen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft gewinnen konnte. Fairerweise muss man sagen, dass uns das ,Phänomen Loeb‘ einige Titel gekostet hat. Aber ich bin stolz darauf, dass das Ford-Werksteam seit der Rallye Monte Carlo 2002 bei jedem WM-Lauf in die Punkte gefahren ist.“

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