Rallye Monte Carlo

Der Reifen-Krimi in den Seealpen

Eis und Schnee, trockener und nasser Asphalt: Wenn die Rallye-Weltmeisterschaft ab Mittwoch mit ihrer Königsveranstaltung in die noch junge Saison startet, dann stehen bei der Rallye Monte Carlo nicht nur Titelverteidiger Sebastien Loeb und Neueinsteiger Volkswagen Motorsport im Mittelpunkt des Interesses.

<strong>HERAUSFORDERUNG:</strong> Wechselhafte Bedingungen machen den besonderen Reiz der Monte aus, die Reifenwahl aber schwer

Sieg und Niederlage, Triumph und Demut liegen bei wohl keinem anderen Lauf zur Rallye-Weltmeisterschaft so nah beieinander wie bei der berühmt-berüchtigten „Monte“. Alljährlich stellt die Traditionsveranstaltung – ihrerseits älteste Rallye der Welt – Fahrer, Beifahrer und Teams mit ihrem breiten Spektrum möglicher Fahrbahnzustände vor eine besonders schwierige Aufgabe. Das Angebot reicht von staubtrockenen Pass-Straßen über regentriefenden Asphalt bis hin zu glatten Schneekanälen, gerne auch mit heimtückischen Eisplatten gespickt. Und was das Gemeinste ist: Da sich viele Wertungsprüfungen aus den Tiefen der Seealpentäler über hoch gelegene Bergpässe in die nächste steile Abfahrt ziehen oder von der sonnenverwöhnten auf die schattige Seite eines Tals wechseln, können sich all diese Fahrbahnbeläge in munterer Reihenfolge auf nur wenigen Kilometern abwechseln – selbst für die abgebrühtesten Vollgas-Profis ein Szenario des Schreckens.

 

Kein Wunder, dass in den Service-Parks der „Monte“ vor allem ein Thema im Vordergrund steht: die Wahl des idealen Rennreifens, der für die nächste Gruppe von Wertungsprüfungen die größten Vorteile liefert. Speziell bei wechselhaften Witterungsbedingungen ist die Reifenwahl eine komplizierte Entscheidung, die zum Teil Stunden im Voraus getroffen werden muss Denn den perfekten Pneu gibt es bei den extrem unterschiedlichen Bedingungen nicht.

 

Die Auswahl, die Michelin seinen Partnerteams in der WRC-Kategorie bietet, umfasst vier 18-Zoll-Spezialisten und damit zwei Varianten mehr als bei konventionellen Läufen zur Rallye-WM. Für trockene und regennasse Fahrbahnen ist zum Beispiel der profilierte Pilot Sport zuständig. Er steht 30 Mal in der neu entwickelten weichen Laufflächenmischung S2 zur Verfügung, wie sie auch bei anderen Asphalt-Läufen eingesetzt wird, sowie 20 Mal in der speziell für die „Monte“ konzipierten superweichen SS2-Version. Letztere eignet sich vor allem für feuchte Bedingungen oder besonders kalte Temperaturen. Die härtere H1-Mischung, wie sie noch im Vorjahr das Aufgebot ergänzte, wurde für diese Veranstaltung aus dem Programm gestrichen.

 

Bedecken Schnee oder Eis die Straßen, rückt der Pilot Alpin A4 als Winterreifen in den Vordergrund. Er existiert in zwei Varianten: ohne und mit Spikes. Dabei ist die Zahl der Nägel, die höchstens zwei Millimeter und auch nur nahe der äußeren Flanke aus dem Profil herausragen dürfen, auf 240 begrenzt – kein Vergleich also zu den dichter und länger bespikten Pneus, die auf dem glatten Geläuf der Rallye Schweden für erstaunlichen Grip sorgen. Auch hier ist bei der „Monte“ das Kontingent eingeschränkt: Für jeden Fahrer liegen nur 30 Alpin A4 im Regal – zehn ohne, 20 mit Nägeln.

 

Exotische Überkreuz-Bereifungen

 

Erschwerend kommt hinzu: Das Reglement hat die Menge der Reifen, die für jedes einzelne World Rally Car während der Rallye Monte Carlo bereit steht, trotz deutlich ausgeweiteter WP-Gesamtdistanz nochmals strenger begrenzt. So dürfen im Rahmen der Veranstaltung pro Auto nur noch 36 Pneus zur Verwendung kommen – bei insgesamt acht Gelegenheiten, sich im Service-Park von den Mechanikern neue Reifen aufziehen beziehungsweise in den Kofferraum legen zu lassen. Dabei ist die Kombination verschiedener Typen und das Montieren der beiden zulässigen Reservepneus zwischen zwei Wertungsprüfungen durchaus gestattet – was für taktische Spielereien und clevere Schachzüge mit exotischen Überkreuz-Bereifungen, achs- oder seitengetrennten Lösungen nochmals Tür und Tor öffnet.

 

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