WM 2012

Der Klassiker in Portugal

Raue Pisten, anspruchsvolle Wertungsprüfungen, begeisterte Fans: Die Rallye Portugal zählt als vierter Lauf der Rallye-Weltmeisterschaft 2012 zu den traditionsreichsten und schwierigsten Veranstaltungen des Jahres.

<strong>ZUSCHAUERMASSEN:</strong> Die Portugiesen sind begeistert vom Rallyesport

Die Rallye Portugal flößt den Lenkradartisten seit jeher Ehrfurcht und Respekt ein. Bereits 1973, dem Debütjahr der Rallye-Weltmeisterschaft, zählte dieser Lauf zum Kalender. Damals trieben die Piloten ihre Autos noch über Schotterpisten, die vom Süden bis in den Norden Portugals führten. Seit 2007 findet der Kampf um Sekunden an der Südküste des Landes statt. Die Rallye Portugal hat Motorsport-Geschichte geschrieben und Legenden hervorgebracht. Eine davon ist Walter Röhrl, der 1980 im dichten Nebel von Arganil so draufgängerisch wie beherzt über das Schotter-Parkett pflügte, dass die Rallye-Fans auch heute, nach mehr als 30 Jahren, noch davon schwärmen.

 

Ende März gastiert mit Sébastien Loeb, Mikko Hirvonen, Petter Solberg, Jari-Matti Latvala und Co. die aktuelle Weltelite in der beliebten Ferienregion. Die Rallye Portugal zählt zu den anspruchsvollsten Veranstaltungen im gesamten Kalender. Nach der Rallye Mexiko ist der WM-Lauf in Südeuropa die zweite Schotter-Veranstaltung der Saison. Die schnellen Wertungsprüfungen führen zumeist über enge Bergstraßen, die mit schroffen Steinen bedeckt sind – eine besondere Herausforderung für die Reifen. Zahlreiche verdeckte Kuppen und große Felsen am Fahrbahnrand verlangen Mensch und Material alles ab. Ein kleiner Fehler kann hier bereits das Aus bedeuten.

 

Die Gesamtdistanz ist mit 1.564,26 Kilometern rund 200 Kilometer länger als im Vorjahr. Insgesamt 22 Wertungsprüfungen stehen auf dem Programm – viele davon sind für die Piloten komplettes Neuland. Zudem verlängerten die Organisatoren die WP-Distanz um 50 Kilometer. Gleichzeitig wurde die Zahl der Reifen für alle Priorität 1- und 2-Fahrer im Vergleich zu 2011 per Reglement reduziert. So verfügen zum Beispiel die Partnerteams von Michelin pro Auto über ein Kontingent von 40 Pneus des Typs Latitude Cross H1. Diese vergleichsweise harte Gummimischung ist ideal für die schroffen portugiesischen Schotterpisten. Darüber hinaus stehen jedem Fahrer zehn Michelin Latitude Cross S1 mit der weichen Reifenmischung zur Verfügung. Diese kommen vor allem bei regnerischen Wetterbedingungen zum Einsatz.

 

Die Rallye Portugal beginnt am Mittwoch mit der 4,96 Kilometer langen „Qualifying Stage“. Dieser Prüfung kommt eine besondere Bedeutung zu: Die schnellsten Piloten dürfen ihre Startposition für die erste Rallye-Etappe frei wählen. Da am Donnerstagabend drei Nachtprüfungen auf dem Programm stehen, könnte das Ergebnis der „Qualifying Stage“ bereits einen großen Einfluss auf das Gesamtergebnis haben. Denn je nach Wetterlage raubt der tief hängende Staub vorausfahrender Fahrzeuge den nachfolgenden Piloten die Sicht – insbesondere im Dunkeln ein großer Nachteil. Andererseits müssen jene Fahrer, die als erste in die Loipe gehen, die Fahrbahn vom losen Schotter befreien – was ebenfalls mit Zeiteinbußen verbunden ist.

 

Insgesamt 19 World Rally Cars sind bei der Rallye Portugal am Start.. In der Gesamtwertung liegt der amtierende Weltmeister Sébastien Loeb nach drei von 13 WM-Läufen mit 66 Punkten in Führung, gefolgt von seinem Citroën-Teamkollegen Mikko Hirvonen und Ford-Pilot Petter Solberg. Dabei verfügt Titelverteidiger Loeb über einen Vorteil: Der Elsässer ist der einzige der aktuellen WRC-Spitzenpiloten, der diesen WM-Lauf bereits gewinnen konnte (2007 und 2009).

 

Die Rallye Portugal ist zugleich der dritte Lauf zur Super2000-Weltmeisterschaft (SWRC). In dieser Fahrzeugklasse geht unter anderem VW-Werkspilot Sébastien Ogier ins Rennen um den Sieg. Der Franzose trug sich bereits zwei Mal in die Siegerlisten des WM-Laufs an der Algarve ein. Seinen Triumph aus dem Vorjahr wird Ogier am kommenden Wochenende allerdings nur schwer verteidigen können: Er pilotiert einen Skoda Fabia S2000, der mit den World Rally Cars reglementbedingt nicht mithalten kann.

 

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