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Citroën-Pilot Sebastian Loeb erreicht das Ziel als Erstplatzierter

Für Michelin stellte der erste Platz von Sébastian Loeb den fünften "Monte"-Erfolg in Folge dar. - Zusammenfasung des Saison Auftaktes.

Sieger: Sebastien Loeb.

Ein neuer Stern erstrahlt gleißend hell am Fahrer-Himmel der Rallye-Weltmeisterschaft: Bei seinem zweiten Start mit einem Werks-World Rally Car düpierte der 27-jährige Citroën Xsara-Pilot Sébastian Loeb bei der Rallye Monte Carlo die versammelte Konkurrenz und überquerte die Zielrampe im Hafen von Monaco als Führender der Gesamtwertung.

 

Bereits im Vorjahr hatte der amtierende Super 1600-Weltmeister bei der "San Remo" aufhorchen lassen, als der Michelin-Partner sein Debüt in der großen Klasse nur knapp geschlagen auf Platz zwei beendete. Ob Loeb auch als Sieger der prestigeträchtigen Königsveranstaltung in die Annalen der "Monte" eingeht, steht hingegen noch nicht fest: Ein Regelverstoß seines Teams im Rahmen eines Service-Stopps am Ende der zweiten Etappe könnte dem jungen Elsässer nachträglich eine Zwei-Minuten-Strafe einbringen, die ihn auf den zweiten Rang hinter dem vierfachen Weltmeister Tommi Mäkinen zurückwerfen würde.

 

Der Einzige, der nicht von der Schnelligkeit des aufstrebenden Citroën-Werksfahrers verblüfft zu sein schien, war Sébastian Loeb selbst: Mit der Klasse eines altgedienten Routiniers setzte sich "Super Seb" bereits auf der vierten von 15 Wertungsprüfungen an die Spitze des Feldes und brachte seinen Vorsprung - den er zeitweilig auf bis zu 45 Sekunden ausbauen konnte - wohlkontrolliert ins Ziel. "Ich bin schnell gefahren, habe aber bei weitem nicht alles riskiert", diktierte der junge Mann aus Oberhoffen bei Straßburg am Ende einer jeden Etappe seelenruhig in die Notizblöcke der erstaunten Journalisten. Dabei erinnert die Fahrweise des gelernten Elektrikers enorm an jene eines ehemaligen Doppel-Weltmeisters aus Deutschland: Wie einst Walter Röhrl setzt Loeb auf eine saubere Linie, vermeidet unnötige Driftwinkelorgien und beweist auch in der Wahl seiner Michelin-Reifen eine fachkundige Hand.

 

So lässt ein Blick in die Statistik Erstaunliches erkennen: Da bei der Rallye Monte Carlo in der Regel stets zwei Wertungsprüfungen mit einem Satz Rennpneus bestrit-ten werden müssen, bevor am nächsten Service-Punkt getauscht werden darf, kommt der Addition dieser beiden WP-Zeiten eine große Bedeutung zu. Sébastian Loeb entpuppte sich als Schnellster der WP-Paarungen 3/4, 6/7, 9/10 sowie 11/12 - und dies trotz äußerer Bedingungen, die selbst mehrmalige Weltmeister beim Griff zum richtigen Gummi ins falsche Regal greifen ließen. Denn die abgesperrten Pass-Straßen der "Monte" machen es sogar Experten nicht leicht, die optimalen Pneus zu finden: Trockener Asphalt zu Beginn und gegen Ende der Wertungsprüfungen kann sich abwechseln mit feuchten, auch vereisten Passagen in schattigen Streckenab-schnitten sowie festgefahrener Schneedecke in den Höhenlagen. "Wir haben von der richtigen Reifenwahl profitiert", bestätigten Loeb und Copilot Daniel Elena im Ziel unisono.

 

Andere hatten im Rahmen der Rallye Monte Carlo weniger Grund zum Jubeln: Loebs Teamkollegen Philippe Bugalski und Thomas Radström etwa brauchten ihre Sturzhelme kein einziges Mal in die Hand nehmen - die Xsara WRC der beiden Cit-roën-Piloten schieden bereits auf der Anfahrt zur ersten Wertungsprüfung mit Motor-schäden aus. Auch die Werksabordnung von Michelin-Partner Hyundai hatte seine Mission schon früh beendet: Sowohl Armin Schwarz aus Oberreichenbach - der das Potenzial seines neuen Dienstwagens eindrucksvoll aufzeigen konnte - als auch der Belgier Freddy Loix trafen mit ihren Accent WRC bereits am ersten Rallye-Tag auf heftigen Widerstand in Form von Böschungen oder Brückengeländern. Loix zog sich dabei eine Fraktur am linken Bein zu und fällt für die kommenden Läufe aller Vor-aussicht nach aus.

 

Keine großen Risiken ging das Fahrer-Quartett von Peugeot ein: Nach zwei de-saströsen Totalausfällen in den vergangenen beiden Jahren wollte Teamchef Corra-do Provera vor allem eines - seine Mannen im Ziel sehen. Ein Vorhaben, das dem amtierenden Marken-Weltmeister auch gelang: Mit Marcus Grönholm als Fünftplat-ziertem fuhren die "Löwen" die ersten drei WM-Punkte des Jahres ein - da Citroën in diesem Jahr nur sieben der 14 WM-Läufe bestreitet, wird das Team nicht zur Mar-kenwertung gezählt. "Auf der dritten und letzten Etappe habe ich mich mit der Rei-fenwahl vergriffen", bekannte Grönholm, der Weltmeister von 2000. "Ich hatte wei-che Pneus gewählt, um auf den eventuell feuchten Strecken auf Nummer sicher zu gehen. Doch der Asphalt trocknete stärker ab als erwartet und ich verlor Zeit." Sein Teamkollege Gilles Panizzi kämpfte sich trotz einer rund zweiminütigen Zeitstrafe am ersten Tag bis auf den siebten Rang nach vorn und überholte damit den amtie-renden Weltmeister Richard Burns, der sich noch an den für ihn ungewohnten Peu-geot 206 WRC gewöhnen musste.

 

Eine starke Vorstellung hinterließ auch das Werksteam von Michelin-Partner Skoda. Nachwuchsmann Roman Kresta ließ mit flotten Zeiten aufhorchen, bis er auf der siebten WP nach einem bizarren Unfall aufstecken musste: Der Octavia des jungen Tschechen war in einer Linkskurve breitseits gegen ein Mäuerchen geprallt, das dem World Rally Car nicht viel entgegenzusetzen hatte und nachgab. Den Absturz in lichte Tiefen vereitelte einzig noch ein abgeknickter Strommast, der dem über dem Abgrund baumelnden Skoda letzten Halt gewährte. Toni Gardemeister rettete die Ehre der Grün-Weißen und stellte sein Dienstgerät auf den zehnten Rang.

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