Rallye News

"Amtsschimmel bleibt im Stall"

Der deutsche Weltmeisterschaftslauf bedeutet für Armin Kohl und einem Teil seiner rund 3.000 Helfer eine fast einjährige Vorbereitungszeit.

<strong>HIGHLIGHT:</strong> Über 200.000 Fans werden zum WM-Lauf erwartet

Wann fiel der Startschuss für die OMV ADAC RALLYE 2006?

"Direkt nach der Zielflagge von 2005, denn die allerersten Stimmen und Stellungnahmen kamen von den FIA-Observern und Stewards sowie Teams und Zuschauern. In den ersten Wochen danach haben wir zusätzlich die Resonanz seitens der Verwaltung, der Polizei und der Strecken-Anrainer abgeklopft. Insgesamt ergab es ein recht positives Bild, das wir in unserer Manöverkritik aber durchaus als Anreiz für noch weitere Verbesserungen verarbeitet haben."

 

Wann wurde der Streckenverlauf für 2006 festgelegt?

"Im Vorfeld der Mammutveranstaltung von 2005 wurde die Rallye-Route mit zuständigen Behörden auf Kommunal-, Kreis- und Landesebene bereits für 2006 bestätigt. Es war letztlich nur Feintuning notwendig, zumal sich im ganzen Genehmigungsverfahren auf allen Ebenen eine sehr fruchtbare und sehr positive Zusammenarbeit pro Rallyesport entwickelt hat. Der Amtsschimmel wiehert im Gegensatz zu vor rund zehn Jahren keineswegs mehr. Im Gegenteil: 2006 wird zum Beispiel die Prüfung Grafschaft Veldenz auf ausdrücklichen Wunsch der dortigen Gemeinde gleich zweimal gefahren. Und in Absprache mit den betreffenden Kommunen werden die Prüfungen Schönes Moselland und Moselwein alternierend benutzt, damit kein Bürgermeister enttäuscht ist. 2006 steht Moselwein als vierte und achte Prüfung des ersten Rallye-Tages auf dem Programm."

 

Was sagen die FIA-Motorsportbehörde und die Anrainer zur Strecke?

"Normalerweise muss die gesamte Streckenführung und Zeitplan eines WM-Laufes sieben Monate vor dem Veranstaltungstermin zur Genehmigung bei der FIA eingereicht werden, damit der Weltverband und die WM-Teams eventuelle Bedenken oder Anregungen binnen eines Monats anmelden können. Wir haben unsere Planungen im Januar 2006 eingereicht, und Anfang Mai wurde eine Streckenänderung vom FIA-Sicherheitsexperten Simo Lampinen abgenommen.

 

2005 mussten wir noch einige Aufklärungsgespräche mit Streckenanrainern in diversen Gemeinden führen, doch in 2006 ist das nur noch in der Ortschaft Fell gewünscht - ansonsten fühlen sich die Bürger bestens informiert und sind auch sehr begeistert. Insgesamt würde es uns die positive Grundstimmung in allen Verwaltungen, bei der Polizei und in der Bevölkerung erlauben, mehr als 400 dieser entscheidenden Bestzeitkilometer anzubieten. Doch die FIA hat diese Prüfungsdistanz auf maximal 340 bis 360 Kilometer festgelegt, so dass wir 2006 mit 352 Kilometern den Goldenen Schnitt realisieren. "

 

Für Sie als ehemaligen Polizeibeamten muss die Kooperation mit den involvierten Polizei-Dienststellen doch ein besonderes Anliegen sein - oder?

"Das liegt auf der Hand, und unsere Organisation profitiert davon auch ganz eindeutig. In diesen Wochen läuft zum Beispiel wieder die spezielle Schulung unserer Teamleiter bei der Landespolizeischule von Rheinland-Pfalz am Flugplatz Hahn. Hier lernt die Kernmannschaft insbesondere den Umgang mit großen Menschenmassen, was bei wieder über 200.000 erwarteten Zuschauern aus über 20 Ländern ein unbedingtes Muss ist.

 

Wie sehen die Schulungen aus?

"Mitte Juli werden Polizeipsychologen unsere Prüfungsleiter erneut schulen und dabei verschiedene Szenarien durchspielen. Das fängt mit simplen Dingen an, wie der richtigen Atemtechnik, um die eigene Aufregung zu minimieren, und geht hin bis zu Konfliktlösungen, bei denen psychologisch bedingt immer nur die Führer unruhiger Gruppen direkt angesprochen werden müssen. Interessant und wissenschaftlich begründet ist in diesem Zusammenhang übrigens die Tatsache, dass selbst bei einer vielsprachigen Zuschauermenge keine Fremdsprachenkenntnisse notwendig sind: In dieser so genannten nonverbalen Kommunikation reicht eindeutige Gestik und Mimik absolut aus."

 

Funktioniert neben den administrativen oder psychologischen Vorbereitungen auch die Materialversorgung optimal?

"Die OMV ADAC RALLYE zählt in 2006 bereits zum fünften Mal zur Rallye-Weltmeisterschaft, und so sind wir mittlerweile ein eingespieltes Team, das natürlich auch die Material-Logistik professionell im Griff hat. In unserem Zentrallager in Herrstein liegen rund 420.000 Meter Trassierband für 19 Bestzeitprüfungen, 42.000 Meter Zwiebelzaun, 12.000 Meter Absperrgitter, 3.500 Meter ADAC-Spannband oder 6.700 Hinweis- und Richtungsschilder, die nach exaktem Einsatzplan durch rund 150 Fahrzeuge zeitgerecht verteilt und von Helfern entsprechend aufgehängt, gespannt oder aufgestellt werden. Ersatzbedarf wurde bereits vor Monaten geordert - zum Beispiel auch 1.100 neue Helfer-Westen, die im Vorjahr wohl einem verständlichen Souvenir-Trieb zum Opfer fielen."

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