Truck-EM

Nittel: Im zweiten Anlauf aufs Podium

Uwe Nittel lässt den Fünftonner fliegen. Der zweite Einsatz in der Truck-EM führt den Rallye-Profi auf Gesamtrang drei.

<strong>BRUMMI, BRUMMI:</strong> Uwe Nittel fährt beim zweiten Einsatz bereits aufs Podium

Erstens kommt es schneller und zweitens als man denkt. Keine zwei Wochen ist es her, als Uwe Nittel überraschend im spanischen Albacete seine erfolgreiche Premiere in der Truck-Europameisterschaft feierte. Für das tschechische Buggyra-Team mit dem amtierenden Europameister David Vrsecky durfte er nun auch beim EM-Wochenende im französischen Nogaro auf dem ‚Circuit de Armagnac’ den Freightliner, einen Fünftonner mit 1.200 PS pilotieren.

 

Der Hang zum Perfektionismus ist eine Eigenschaft, die häufig zusammen mit einer gewissen Ungeduld auftritt. Diese spezielle Paarung ist auch bei Uwe Nittel zu beobachten. Auch ausgewiesene Könner wie der Inhaber der Rallyeschule drift&drive brauchen eben etwas Zeit, bis sie sich mit den ungewohnten Dimensionen sowie dem mitunter eigenwilligen Fahrverhalten eines hochgezüchteten Lastwagens vertraut gemacht haben.


Und das Schlingern der Trucks mit ihrem immensen Drehmoment ist eben nicht unbedingt mit dem Drift eines Rallyeautos zu vergleichen. Zudem gibt es in den Rennen beinharte Umgangsformen - hier ist „Körperkontakt“ durchaus üblich und wird von den Fans entsprechend anerkannt. Aus den Erfahrungen seines ersten Truck-Einsatzes hatte der schwäbische Fahrwerksspezialist KW nach Nittels Angaben für die beiden Freightliner des Buggyra-Teams kurzfristig neue Dämpfer entwickelt, deren Eigenschaften seinen routinierten Teamkollegen David Vrsecky begeisterten und für Nittel die Arbeit am Lenkrad etwas erleichterten.

 

Für die Samstagsrennen blieb es trotz des vorhergesagten Regens überwiegend trocken. Mit Platz zehn im ersten und Platz acht im zweiten Rennen positionierte sich Nittel inmitten der weltbesten Truck-Piloten und sammelte weitere EM-Zähler. Nicht nur für die 27.000 Fans war der Sonntag dann so, wie man es für Südfrankreich erwartet: Sonnenschein und Temperaturen um die 20 Grad. Und der Vorwärtsdrang von Uwe Nittel war noch nicht befriedigt: Den turbulenten ersten Sonntagslauf beendete er auf dem sechsten Platz. Da die Top acht beim jeweils zweiten Tagesrennen in umgekehrter Reihenfolge starten, bedeutete das für den Schwaben im letzten Lauf den sensationellen dritten Startplatz. Und diese Chance lies sich Nittel nicht entgehen. Hinter seinem schwäbischen Landsmann Jochen Hahn im MAN und dem Schweitzer Markus Bösinger (Renault) beendete er das Rennen auf dem dritten Platz. Hinter dem Trio lagen Piloten wie der amtierende Europameister David Vrsecky oder der aktuelle EM-Leader Antonio Albacete (Spanien / MAN). Und in einem Nittel steckt immer auch ein echter Racer: Das sah man spätestens, als er auf dem Podium stand. Hätte er keine Ohren gehabt, das zufriedene Grinsen wäre sicherlich komplett um seinen Kopf gelaufen.

 

19 EM-Punkte wurden Champion Vrsecky an diesem Wochenende auf seinem Konto gut geschrieben, Nittel kam auf 18 – die beeindruckende Bilanz eines ungeduldigen Profis. Selbst Kenner der Szene konnten sich nicht erinnern, dass es jemals einen solch beeindruckenden Einstand eines Rookies gegeben hatte. In vier Wochen folgt nun mit dem Truck-Grand Prix auf dem Nürburgring der Saisonhöhepunkt. Ob mit oder ohne Nittel ist derzeit noch offen, „aber reizen würde es mich schon …“

« zurück