Ich hasse ihn. Dieser verdammte Typ im tiefschwarzen Porsche lässt sich einfach nicht überholen. Jetzt klaut er mir den ersten Platz, nimmt mir wichtige Punkte weg und was noch viel schlimmer ist, das heißersehnte Preisgeld. Das brauche ich aber dringend, denn ich will meine Karre weiter aufmotzen. Will ihr einen größeren Turbolader verpassen, bessere Reifen spendieren und das Gewicht weiter nach unten drücken. Doch dafür brauch ich die verdammte Kohle, die mir die Grinsebacke im 911er gerade weggenommen hat. Also noch ein Rennen fahren und hoffen, dass der Porsche-Typ sich schon in der ersten Kurve ordentlich verbremst. Forza Motorsport 2 kann manchmal gnadenlos sein.
Das Prinzip ist mittlerweile bekannt. Als kleiner Möchtegern-Schumi fängt man in den kleinen Klassen ein. Mit dem sauer verdienten Siegprämien kauft man sich neue Autos, oder pimpt das eigene Gerät ordentlich auf. Mit der Zeit steigt nicht nur der Anspruch, auch die gezahlten Gelder werden üppiger. Schnell findet man sich in den Top-Klassen wieder und nun fängt der Spaß erst richtig an. Die Gegner kennen plötzlich kein Mitleid mehr. Die Boliden steuern sich unglaublich realitätsnah und das Dauerabo auf Platz 1 verliert umgehend seine Gültigkeit.
Die angebotenen Strecken kommen Forza-Fans bekannt vor. Gefahren wird größtenteils auf den Kursen des ersten Teils. Die Entwickler von Turn 10 haben zwar viel in die Optik des Spiels investiert, aber das omnipräsente Kantenflimmern ist einfach hässlich. Schade eigentlich, denn die über 300 verfügbaren Autos sind liebevoll modelliert. Die Soundkulisse der Boliden kann diesmal voll überzeugen, das Fahrverhalten ohne Fehl und Tadel. Im Gegensatz zum Playstation-Konkurrenz „GT“ kann Forza Motorsport schon immer mit einem Schadensmodell aufwarten. Einschläge in die Leitplanken haben nicht nur optische Folgen und können bis zum vorzeitigen Aus führen. In der Schikane abkürzen wird mit einer Zeitstrafe geahndet.
Ein großer Schwerpunkt von Forza Motorsport war die enge Verknüpfung mit dem Xbox Live Dienst von Microsoft. Auch hier haben die Macher konsequent weiterentwickelt und neue Features eingebracht. Neben den „traditionellen“ Arcade- und Karriererennen und den Online-Ranglisten ist nun die Möglichkeit vorhanden, sich für internationale Turniere zu qualifizieren. In klassischer Baumstruktur treten jeweils acht Fahrer gegeneinander an, wobei sich die besten Piloten später im Finale gegenüberstehen und um echte Preise kämpfen. Ebenfalls neu ist Möglichkeit, im Auktionshaus Handel mit Fahrzeugen zu treiben und seine „Schätze“ an den Mann zu bringen. Wer eine Pause von der Raserei braucht, dem sei „Forza Motorsport TV“ ans Herz gelegt. Hier kann man aus der Zuschauerperspektive Rennen der Community in Echtzeit verfolgen und sich den einen oder anderen Trick abschauen.
Forza Motorsport 2 begeistert durch einen unglaublichen Umfang. Die Fahrzeuge sehen gut aus, das Fahrverhalten ist extrem realistisch und der Onlinemodus einfach vorbildhaft. Über kleinere Schwächen kann man locker hinwegsehen, das Spiel sollte bei keinem Xbox360-Besitzer fehlen.
