Rallye News

"Gelbe Mauritius..."

Andreas Bayer gehört zu den extravagantesten Persönlichkeiten im österreichischen Rallyesport. Damit ist klar, daß, wenn jemand wie er ein Rallyeauto baut, daraus etwas ganz Besonderes werden muß. Wir wollten über beide mehr erfahren.

<strong>Stark:</strong> Andreas Bayer in seinem Skoda RS 200

?Aber hundert Pro!? Die Antwort, ob Andreas Bayer es mit dem Skoda RS 200 richtig krachen lassen würde, klang überzeugend. Dieses Auto in Könnerhand im Grenzbereich zu erleben, ist eine wahre Offenbarung. Am Eindrucksvollsten läßt sich dies auf einem mittelbreiten Schotterweg praktizieren, mit Schlenkern und Gegenschlenkern wie aus dem Lehrbuch, so, wie es die Skandinavier vor ungefähr einem halben Jahrhundert eingeführt haben.

 

Andreas Bayer kennt auch im Wald keine Hemmungen und reißt das Lenkrad herum, daß der Skoda einmal in die eine und gleich darauf in die andere Richtung ausbricht. Die mit Entschlossenheit geführten Gasstöße wirken dabei unterstützend. Dieses Auto zum Quer fahren zu bewegen ist nicht die große Kunst. Es wieder einzufangen und sicher zu kontrollieren, das ist die hohe Wissenschaft. Andreas Bayer weiß, wie es geht, auch wenn er seine Fähigkeiten gern herunterspielt (?Ich kann mit diesem Auto nicht richtig schnell fahren?).

 

Sein eigentlicher Verdienst aber ist, daß ohne ihn dieses Auto nie entstanden wäre, das auf dem ersten Blick aussieht wie eine Mischung aus NSU Sportprinz und Alpine A 110. Wer sich schon etwas länger mit Fahrzeugen beschäftigt, dem fällt vielleicht auch noch der Simca Abarth oder das Hillman-Imp-Coupé ein. Selbst altgediente Rallye-Schlachtenbummler tun sich schwer, dieses Gerät auf Anhieb einzuordnen, während Neulinge vollkommen auf der Seife stehen.

 

Ein Fahrzeug irgendwo aus dem Nirvana der Rallyesportgeschichte, kaum zu identifizieren. Dabei hätte das Skoda-Werk mit dieser Konstruktion vielleicht sehr berühmt werden können, wenn es den Mut gehabt hätte, den Wagen nach eingehenden Tests zu homologieren und mit ein paar Profi-Fahrern groß in die Weltmeisterschaft einzusteigen. Selbst die Vorstellung, daß Ex-Profis wie Jean-Luc Therier oder Bernard Darniche, die man leicht für ein Engagement gewinnen hätte können, mit dem Skoda RS 200 den Escorts und Fiat Abarth mächtig Beine gemacht hätten, hat eine gewisse Faszination an sich.

 

Es haben schon oft Fahrer, von denen man glaubte, daß sie ihren Zenit bereits überschritten haben, in der zweiten Blüte ihrer Karriere noch mehr brilliert als in der ersten, man denke nur an Stig Blomqvist oder an Hannu Mikkola. Das Handicap der geringen Leistung, die den vom Werk eingesetzten 1300er-Skodas stets angehaftet hat, wäre man mit der Zwei-Liter-16-Ventil-Version leicht los geworden. Mit der herkömmlichen Motorisierung aber blieb Skoda mit seinen Heckmotor-Wagen stets ein Underdog, auch das beschränkte Rallye-Programm hatte daran einen großen Anteil. Aber Geschichte läßt sich bekanntlich nicht korrigieren.

 

Man kann jedoch dafür sorgen, daß die Klassiker in ihrem zweiten Leben, sprich: in der historischen Rallye-Kategorie, eine bedeutende Rolle spielen. Dieser Versuch hätte in diesem Fall durchaus Chancen auf Erfolg...

 

Die komplette Reportage mit spektakulären Aufnahmen gibt es in der aktuellen Ausgabe von "Rallye-Das Magazin"...

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