Rallye News

Wallenweinfest bei Helfenstein

Ein technischer Ausfall von Uwe Nittel kurz vor dem Zieldurchlauf, nutzen Thomas Wallenwein und Markus Poschner für ihre Siegesfahrt bei der Rallye Helfenstein.

<strong>Sieger:</strong> Thomas Wallenwein gewinnt die Rallye Helfenstein

Die Schwaben sind bekannt dafür, dass sie ihren Wein am liebsten selbst trinken. Beim Rallyefahren sehen sie es ähnlich. Bei der AvD-Helferstein-Rallye Baden-Württemberg, dem zweiten Lauf zur Rallye-Challenge, siegen die Schwaben Thomas Wallenwein und Markus Poschner im Mitsubishi Lancer Evo 7 nach einem turbulenten Verlauf vor drei weiteren Mitsubishi. Zu Füßen der Burgruine Helfenstein machen die Wallenweins die Zielankunft in Geislingen zu einer Familienparty. Denn außer Papas Gesamtsieg gilt es noch Sandros Klassensieg im Suzuki Ignis und vor allem den unerwarteten vierten Platz des erst 18-jährigen Debütanten Mark Wallenwein im Citroen Saxo mit einer Sektdusche zu feiern.

 

Am Morgen ist davon wenig zu ahnen. Uwe Nittel brennt auf der ersten WP bei Reichenbach ein imposantes Feuerwerk mit dem 270 PS starken Fricker-Mercedes 190-16V ab. Kaum langsamer jagt Jürgen Geist den BMW M3 über die trockenen Asphaltwege auf der Schwäbischen Alb und lässt sich von den 400 PS zur Bestzeit auf der WP 2 oberhalb Gosbach treiben. Norbert Moufang kann mit seinem Opel Kadett C, dessen 16V-Maschine rund 260 PS leistet, zwar Nittel und Geist nicht halten, hat aber alle Mitsubishi im Griff.

 

Das Spitzentrio der Gruppe-H-Hecktriebler wird gesprengt, als in WP 4 an Geists BMW ein Ölbehälter für die Nockenwellenschmierung abbricht. In der Halbzeitpause haben Uwe Nittel und Co Hans Peter Brömmer, der jede Schraube am Mercedes mit Vornamen kennt, 29 Sekunden Vorsprung vor den Challenge-Siegern Norbert Moufang und Michaela Frenzel. Thomas Wallenwein führt die Mitsubishi-Riege an, 16 Sekunden hinter Moufang, seine Markenkollegen Axel Friedhoff und Uli Kübler folgen jeweils im 5-Sekunden-Takt.

 

Zum Auftakt der längeren zweiten Hälfte leistet sich Norbert Moufang einen seiner seltenen Fehler. Er unterschätzt die von vielen Zuschauern gesäumte Flugkuppe bei Türkheim, landet hart und kreiselt in ein Feld. Die 40 Sekunden Zeitverlust hätte der Hesse noch verschmerzt, aber wenig später quittiert die Hinterachse den Dienst ? sicher ein Folgeschaden.

 

Uwe Nittel knallt eine Bestzeit nach der anderen hin. Zum letzten Rundkurs bei Drackenstein startet er mit einem Riesenvorsprung von 1:50 Minuten auf Wallenwein. Doch dann bricht ein Kugelkopf in der Drosselklappensteuerung. Der "Stern" schleppt sich aus der Prüfung, erreicht aber das Ziel nicht mehr. Uwe Nittel hätte den Sieg für seine herrlichen Drifts ebenso verdient gehabt wie Copilot Hans Peter Brömmer für die liebevolle Herrichtung des Mercedes.

 

"Hinten kackt die Ente," kommentiert Sieger Thomas Wallenwein auf der Zielrampe schwäbisch-derb den unverhofften Erfolg und fügt sogleich hinzu: "Es tut mir leid um Uwe, der eine hervorragende Leistung gezeigt hat." Thomas Wallenwein wiederholt somit seinen Vorjahressieg, diesmal mit Marcus Poschner auf dem heißen Sitz. Knapp dahinter liefern sich Axel Friedhoff und Uli Kübler einen spannenden Endspurt um Platz 2, den Friedhoff knapp gewinnt. Kübler: "Der dritte Platz geht in Ordnung. Wir haben die Gruppe N gewonnen und liegen jetzt in der Challenge vorn." Jörg Axel de Fries komplettiert als Vierter den Mitsubishi-Triumph; mit seiner bisher stärksten Leistung schiebt sich der Pfälzer in der Rallye-Challenge weit nach vorn ? auf Rang 3.

 

Punktgleich mit Kübler liegen Michael Abendroth und Peter Huber an der Spitze der Challenge. Sie kontrollieren im Honda Civic R von Schmack die Gruppe N bis 2000 ccm, während Verfolger Wolfgang Stopfer auf der letzten Prüfung noch ausfällt. Abendroth verpasst knapp das siegreiche Trio der 2-Liter-Gruppe-H-Autos. Nach Moufangs Aus wiederholt ein strahlender Rüdiger Dilg (E-Kadett) seinen 2004er Klassensieg vor Fritz Köhler (C-Kadett) und Stefan Burg (Peugeot 309).

 

Der Suzuki Ignis Cup stellt bei der Helfenstein-Rallye praktisch ein Drittel des Feldes und sorgt für ausgezeichneten Sport. Das Top-Team mit Sandro Wallenwein und Thomas Windisch schafft die Umstellung von 300-Allrad-PS auf 125 PS, die über die Vorderachse ziehen (Sandro: "Nach fünf Jahren im Mitsubishi ist das nicht einfach!"). Sie holen sich in der 1600-ccm-Klasse der Gruppe N einen Start-Ziel-Sieg und rutschen in der letzten Prüfung sogar noch unter die Top Ten. Aber die jungen Kämpfer aus dem Ignis-Cup stehen den Promis um (fast) nichts nach.

 

Der 24-jährige Gianni di Noto, nur ein halbe Stunde von Geislingen entfernt daheim, deckt sein Potenzial auf und feiert den ersten Cup-Sieg, nur elf Sekunden hinter Wallenwein. Stefan Schneppenheim, erst 19, kämpft sich nach schwächerem Start erst an Ken Milde vorbei und dann an di Noto heran, doch ein kleiner Ausritt beim Finale bannt ihn auf dem zweiten Cup-Rang. Christian Wohlfahrt (mit Katrin Becker am Gebetbuch) rettet den dritten Platz ins Ziel vor dem anstürmenden Adam Bezlapowicz und Ken Milde. Udo Schütt fällt nach zwei Ausritten weit zurück, ein Tag zum Vergessen für den 22-Jährigen aus der Eifel.

 

Schöne Strecken, gute Organisation und eine familiäre Stimmung unterstreichen den Aufwärtstrend bei der Helfenstein-Rallye. Unter den 48 gestarteten Teams gibt es etliche Ausfälle durch technische Defekte, 34 Teams erreichen das Ziel.

 

Ergebnis:

1. T.Wallenwein/Poschner, Mitsubishi Lancer E7, A9, 1:02:37 Stunden.

2. Friedhoff/Stein, Mitsubishi Lancer E6, A9, 13 Sek. zurück

3. Kübler/Seeger, Mitsubishi Lancer E6, N5, 18 Sek.

4. de Fries/Ringhof, Mitsubishi Lancer E6, A9, 2:44 Min.

5. Dilg/Brandl, Opel Kadett GSi 16V, H13, 3:12 Min.

6. Köhler/Hägele, Opel Kadett C 16V, H13, 4:08 Min.

7. Burg/Titschka, Peugeot 309 GTI 16V, H13, 4:22 Min.

8. Abendroth/Huber, Honda Civic R, N3, 4:27 Min.

9. Wahl/Sturm, Ford Escort Cosworth, G20, 5:20 Min.

10. S.Wallenwein/Windisch, Suzuki Ignis Sport, N2, 7:53 Min.

11. di Noto/Glatzel, Suzuki Ignis Sport, N2, 8:03 Min.

12. Schneppenheim/Grimberg, Suzuki Ignis Sport, N2, 8:26 Min.

13. M.Wallenwein/Schwendy, Citroen Saxo VTS, N2, 8:54 Min.

14. Wohlfahrt/Becker, Suzuki Ignis Sport, N2, 9:01 Min.

15. Bezlapowicz/Ahnert, Suzuki Ignis Sport, N2, 9:07 Min.

16. Milde/Maron, Suzuki Ignis Sport, N2, 9:34 Min.

17. Thurner/Thurner, Opel Kadett CC, Y23, 9:37 Min.

21. Köhler/Rimpf, Opel Manta B, G17, 11:08 Min.

29. Spengemann/Weiß, Suzuki Swift, H12, 14:57 Min.

30. Görke/Kaiser, Saab 9000 T. Erdgas, ATG21,16:14 Min.

 

Stand in der Deutschen Rallye-Challenge nach dem 2. Lauf: 1. Kübler, Abendroth je 40 Punkte, 3. de Fries 27, 4. N.Moufang, Friedhoff, Görke u.a. je 20 Punkte.

 

Nächster Lauf: Rallye Wartburg am 6. August in Eisenach.

« zurück