DMSB Rallye Cup

Sieben auf einen Streich

Seit sieben Jahren erlebt das Kurhaus Bad Schmiedeberg am ersten September-Samstag das gleiche Schauspiel: Der Finne Jukka Ketomäki und seine einheimische Copilotin Kerstin Munkwitz rollen im Mitsubishi als Sieger durch den Zielbogen.

Der 42-jährige Jukka Ketomäki, in Finnland mit einem Skoda Fabia R5 unterwegs, ist ein Mann der leisen Worte: „Es lief heute ganz gut. Aber auf Schotter hatte ich wenig Grip.“ Das wundert nicht, denn trotz 60% Schotter und Sand hat Ketomäki Slicks aufziehen lassen! Kerstin Munkwitz strahlt im Ziel: „Heute war es für mich Spaß pur.“ Der Sieg bei der einzigen Rallye, die sie in dieser Saison bestreitet, bedeutet den achten Gesamtsieg in direkter Folge bei ihrer Heimveranstaltung! 

77 Teams starten am Mittag im Kurpark der Kleinstadt zwischen Wittenberg und Torgau. Gleich auf der ersten Prüfung mit Start und Ziel nahe dem Wasserschloss Reinharz diktiert Jukka Ketomäki mit dem Gruppe-N-Evo 9 von Pekka Ruokonen das Tempo. Nach 10,5 Kilometern, davon 7,4 km Schotter, und zwei Ortsdurchfahrten fährt der Finne 10 Sekunden schneller als Rudi und Simone Weileder (Evo 8). Raphael Ramonat und Sara Phieler brauchen eine Sekunde länger, fünf Zehntel dahinter überrascht der erst 18-jährige Jan Eriksson im Subaru Impreza, knapp zehn Sekunden mehr brauchen die Evo 9 der Finnen Petri Reinikainen und Timo Hallia sowie der Zwickauer Mario Czok und Andy Tänczyk. Die Allrad-Turbo-Truppe wird gleich zu Beginn kräftig gerupft: Ein defekter Bremsschlauch stoppt den Evo 8 des ADMV-Pokal-Spitzenreiters Ken Milde, ein Kupplungsschaden den Evo 8 von Marc Bach. Nach der WP 1 streichen auch die Oldies Rolf Petersen und Jürgen Krabbenhöft (Evo 9) die Segel, Petri Reinikainen lädt mit defekter Kupplung auf. 

Als zweite Prüfung steht der populäre Zuschauer-Rundkurs auf dem Programm: 8,5 km, drei Abzweige mit jeweils einer Bremsschikane davor und eine winklige Ortsdurchfahrt. Czok setzt die Bestzeit vor Ketomäki und Weileder. Dann folgt der Klassiker „Gollmer Weinberg“ als 12,5 km lange Start-Ziel-Prüfung, fast ausschließlich auf sandigen Schotterpisten durch den Wald mit nur 1,6 km Asphalt zwischendurch. Ketomäki demonstriert sein Können mit einer klaren Bestzeit, elf Sekunden vor dem schnellsten Verfolger. Das ist Jan Eriksson! Der in Deutschland lebende Youngster lässt Weileder um drei und Ramonat um 12 Sekunden hinter sich. Czok fällt nach einem leichten Ausrutscher, der 2 ½ Minuten kostet, ins Mittelfeld zurück. Zur Halbzeit führt Ketomäki vor Weileder, Ramonat und Eriksson, der 30 Sekunden für eine angerempelte Schikane aufgebrummt bekommt. 

In der zweiten Schleife wiederholen Jukka Ketomäki und Kerstin Munkwitz die klaren Bestzeiten in den Wäldern rund um Bad Schmiedeberg und erreichen das Ziel mit fast einer Minute Vorsprung auf das Ehepaar Rudi und Simone Weileder. Raphael Ramonat fährt zwar in der zweiten Schleife fast die gleichen Zeiten wie der Bayer, muss sich aber mit Rang 3 begnügen. Jan und Magnus Eriksson, Sohn und Vater, fallen nach einem weiteren Schikanen-Rempler aus, Czok kann sich mit der zweiten Asphalt-Bestzeit ein wenig trösten.

Schon auf dem vierten Gesamtrang erreicht der beste Nicht-Allradler das Ziel. Sebastian Vollak und Peter Messerschmidt zeigen im BMW 318 Compact einmal mehr ihre Extraklasse. Mehr als eine Minute länger sind Patrick Rodewald und Marcel Eichenauer unterwegs, die den Volvo 240 mit einem Husarenritt durch die Wälder prügeln und dabei das Heck heftig an einem Betonpfahl zerknittern. Bernd Knüpfer und Daniel Herzig lassen ihren Astra GSi ebenfalls voll fliegen, werden als Sechste bestes „Frontkratzer-Team“ vor Jan Horlbeck und Enrico Lenk, die im Ford Fiesta R2 unerwartet stark auf losem Untergrund fahren. Werner Müller und seine Tochter Jasmin Trabs driften im 318is auf Platz 8, womit sie im Schotter-Cup hinter Rudi Weileder und vor Sebastian Vollak jetzt auf Rang 2 liegen. Jürgen Neumann und Gordon Pfarr sind im Compact-BMW noch sechs Sekunden schneller als Müller, doch zwei Schikanen-Strafen werfen sie um eine Minute zurück auf Platz 15. 

Hinter dem Volvo von Rodewald fahren Alexander und Conny Klemm im Seat Ibiza TDI auf Platz 2 in der 3-Liter-Klasse vor dem Cup-Volvo von Werner Löseke und Paul Tenberge. In den zusammengelegten Klassen 2 und 3 schaffen die Thüringer Sven Schumann und Torsten Hopfer dank Allradantrieb im Audi 90 Quattro einen knappen Sieg gegen den PS-starken BMW M3 von Norbert Meyer und Dirk Stopowski. In der 1600-cm³-Klasse holen drei Polo-Teams die Pokale: Hannes Heldt und Heiko Schmidt gewinnen klar vor Andreas Schramm und Eric Beck sowie Uwe Joachim und Yasmine Fritzsche. Jan Rößner und Doreen Schreiber (Suzuki Swift) sind bei den 1400ern haushoch überlegen; vier Minuten länger sind die beiden Trabant von Mario Keller und Steve Andreis sowie Thomas Grimm und Aaron Jungnickel unterwegs. 

Bei seinem Comeback überrascht Alexander Rieck mit dem Gruppe-G-Sieg, mit Jürgen Müller als Co im BMW 318is. „David“ schlägt bei den CTC-Fahrzeugen „Goliath“. Die Finnen Juha Nätkin und Ari Lähdesmäki (Skoda Felicia 1.6) machen auf der letzten Prüfung den Gruppensieg gegen Uwe Stock und Steffen Sitz (Subaru Impreza) klar. 

55 Teams erreichen das Ziel im Rallye-freundlichen Dorf Meuro; in Anbetracht von 36 WP-Kilometern auf losem Grund ist die Ausfallquote mit 28% gering. Viel Lob erntet der Veranstalter von den Aktiven für die sehr anspruchsvollen und aufwändig präparierten Wertungsprüfungen und die gute Organisation. Für die Rallyeleitung steht ein anderer Punkt an erster Stelle: Trotz hoher Waldbrandgefahr gibt es keine Zwischenfälle, die Zuschauer halten sich an das Rauchverbot, die von mehreren Waldbränden in der Region ermüdeten Feuerwehrleute brauchen nicht einzugreifen. 

DMSB Rallye Cup

Die 77 Teilnehmer in Bad Schmiedeberg sind – mit Abstand – das größte Feld, das 2018 in der Region Nord des DMSB-Cups zusammen kommt. Die beiden Führenden, Dennis Rostek und Jan Potthast, ziehen allerding die gleichzeitig laufende Rallye Niedersachsen vor. Der Eisenacher Mirko Dulleck quält sich im Polo auf Klassenrang 6 ins Ziel, wird aber von den Schotter-Experten Vollak und Weileder, die binnen zwei Wochen zwei Klassensiege feiern, überholt. Da wohl keiner der „Drifter“ an den beiden abschließenden Vorläufen auf Asphalt antreten wird, bleibt die Situation in der Nord-Region faktisch unverändert.

Schotter-Cup

Mit 42 Teams stellen die Schotter-Cup-Teams mehr als die Hälfte der Teilnehmer. Rudi und Simone Weileder kämpfen Raphael Ramonat nieder, gewinnen die Klasse und die Kategorie 3 (Allradler) und bauen die Tabellenführung aus. Werner Müller und Jasmin Trabs rücken nach guter Leistung auf Platz 2 vor. Als heimliche Sieger können sich Sebastian Vollak und Peter Messerschmidt fühlen: Klassensieg bis 2000 cm³ und Kategorie-2-Sieg bei den Hecktriebler sorgen für einen Sprung auf Platz 3 und gute Chancen für die Titelverteidigung. Die Pechvögel sind der bisherige Zweite Ken Milde (Ausfall wegen Bremsschlauch), Alois Scheidhammer (bisher Platz 4, stark nachlassender Ladedruck) und Martin Gerstenberger (defekte Hinterachse am Volvo). Sein Volvo-Kollege Patrick Rodewald hat hingegen den Hinterachsschaden aus der Wedemark weggesteckt und punktet ebenso kräftig wie sein Thüringer Nachbar Hannes Heldt im Polo. 

ADMV-Rallye-Meisterschaften 

Die beiden Führenden in der ADMV-Rallye-Meisterschaft erleben kein gutes Wochenende: Carsten Mohe (Renault Mégane) rutscht in Niedersachsen von der Strecke, am BMW M3 von Nick Heilborn bricht schon auf der ersten Prüfung hinten eine Aufhängung. Der Thüringer trägt den M3 vorsichtig ins Ziel und kassiert immerhin so viele Punkte, dass er Mohe in der Tabelle der ADMV-Meisterschaft überflügelt. Raphael Ramonat rückt auf den dritten Platz nach vorn. 

Beim ADMV-Pokal muss der bisherige Spitzenreiter Ken Milde durch den frühen Ausfall die Tabellenspitze an Jan Rößner und Doreen Schreiber im 1300er Swift überlassen. Golf-Pilot Torsten Brunke sowie die BMW-Drifter Werner Müller und Sebastian Vollak machen einen Sprung nach vorn. Der ADMV-Histo-Rallye-Cup bleibt spannend; denn der Tagessieg geht an Roy Kunz und Andrea Selzer (Opel Kadett E), die damit den Rückstand auf die Spitzenreiter Bastian Pfeiffer und Markus Schäfer (Volvo  244) – in Bad Schmiedeberg Zweite vor Stephan und Dirk Ahlert (Golf II) - verkürzen können.

Ergebnis 13. ADMV-Rallye Bad Schmiedeberg 

1.Jukka Ketomäki / Kerstin MunkwitzMitsubishi Evo 9RC236:15,5
2.Rudi Weileder / Simone WeilederMitsubishi Evo 8F1+57,6
3.Raphael Ramonat / Sara PhielerMitsubishi Evo 7F1+1:10,0
4.Sebastian Vollak / Peter MesserschmidtBMW 318 CompactF5+2:44,3
5.Patrick Rodewald / Marcel EichenauerVolvo 242F4+3:52,5
6.Bernd Knüpfer / Daniel HerzigOpel Astra GSiF5+4:01,8
7.Jan Horlbeck / Enrico LenkFord Fiesta R2RC4+4:20,2
8.Werner Müller / Jasmin TrabsBMW 318is E30F5+4:49,5
9.Mario Czok / Andy TänczykMitsubishi Evo 9F1+4:56,7
10.Alexander Klemm / Conny KlemmSeat Ibiza TDIF4+5:14,6
11.Jan Schneider / Sascha WöllBMW 318 CompactF5+5:19,5
12.Sven Schumann / Torsten HopferAudi 90 QuattroF3+5:32,6
13.Juha Nätkin / Ari LähdesmäkiSkoda Felicia 1.6C16+5:34,6
14.Uwe Stock / Steffen SitzSubaru Impreza STIC18+5:42,5
15.Jürgen Neumann / Gordon PfarrBMW 318 CompactF5+5:43,7

DMSB Rallye Cup – Nord: 1. Rostek, Mitsubishi, 61; 2. Weileder, Mitsubishi, und Vollak, BMW, je 50; 4. Dulleck, VW Polo, 42; 5. Hardt, Mitsu+Toyota 37,5; 6. Stock, Subaru, 37; 7. Potthast, BMW, 36, 8. Arndt, Ford, 32

Schotter-Cup: 1. Weileder, Mitsubishi, 3287; 2. Müller, BMW, 2937; 3. Vollak, BMW, 2764; 4. Scheidhammer, Opel, 2568; 5. Milde, Mitsubishi, 2493; 6. Rodewald, Volvo, 2321; 7. Heldt, VW Polo, 2086; 8. Gerstenberger, Volvo, 2034; 9. Brunke, VW Golf, 1845; 10. Löseke, Volvo, 1781

ADMV-Meisterschaft: 1. Heilborn, BMW, 2446; 2. Mohe, Renault, 2296; 3. Ramonat, Mitsubishi, 1958; 4. Vollak, BMW, 1854; 5. Sonntag, Honda, 1796

ADMV-Pokal: 1. Rößner, Suzuki, 3485; 2. Milde, Mitsubishi, 3305; 3. Brunke, VW Golf, 2952; 4. Müller, BMW, 2952; 5. Vollak, BMW, 2627; 6. Ramonat, Mitsubishi, 2616; 7. Joachim, VW Polo, 2491; 8. Eichhorst, Trabant, 2392; 9. Knüpfer, Opel, 2357; 10. Heilborn, BMW, 2307

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