Rallye Grünhain

Reindl, Michel und Galle auf dem Grünhain-Podium

Rudi Reindl kämpft Bernd Michel nieder, Danny Galle kämpft Helmut Hodel nieder – diese zwei Duelle sind das Salz in der Suppe bei der auf sportlich hohem Niveau ausgetragenen Rallye Grünhain im Erzgebirge.

Die 12. ADMV-Rallye Grünhain wartet mit einer Neuerung auf: Die dritte Wertungsprüfung wird auf tschechischem Boden ausgetragen. In Zusammenarbeit mit einem ortsansässigen Verein läuft der Sprint vom Rand der Industriestadt Chomutov den Südhang des Erzgebirges hinauf zum Dorf Vysluni, auf einem schmalen und welligen Asphaltband in langgezogenen Kurven, vier Kilometer an einem Bach entlang durch ein tief eingeschnittenes Tal, dann drei Kilometer Aufstieg mit zahllosen Kurven und Kehren. Auf der Rückfahrt zum Grenzübergang Vejprty/Bärenstein bietet der höchste Punkt der Rallyestrecke auf 875 Meter über dem Meer einen herrlichen Ausblick über das Erzgebirge. 

Doch auch die beiden Prüfungen auf der sächsischen Seite des Gebirgskamms haben es in sich. Der erste – und letzte – Prüfung beginnt im Ort Elterlein, führt durch Wohnstraßen und das Eisenwerk-Gelände, und weist auf den ersten zwei Kilometern fünf Kehren und zwölf 90-Grad-Ecken mit unterschiedlichen, oft minimalen Kurvenradien auf. Nach einem schnellen Mittelstück auf Landstraße und Asphaltwegen führen die letzten zwei der insgesamt neun Kilometer über einen sehr schnellen Plattenweg – eine echte Mutsache! Nur halb so lang ist die WP 2/4 bei Neudorf: Halb brüchiger Asphalt, halb ausgefahrene Betonplatte, jede Menge schnelle Kurven und ein Wegedreieck zum Bremsen mit einer 180-Grad-Wende auf der Stelle stellen höchste Ansprüche an Können und Konzentration.

Reindl vs. Michel

Für den Sieg kommen nur zwei Teams in Frage, die Gruppe-H-Mitsubishi von Rudi Reindl und Michael Ehrle sowie Bernd Michel und Bernd Hartbauer. Den Auftakt in Elterlein vergeigen beide Favoriten an der gleichen Stelle! Hinter dem Hauptzuschauerpunkt über die ehemalige Tankstelle folgt Reindl mit der Nummer 1 der Vorfahrtrichtung nach rechts, statt geradeaus um diemit Strohrollen-Schikane zu fahren. Der Oberbayer muss wenden und verliert rund zehn Sekunden. Bernd Michel wirbelt den Evo 6 mit der Handbremse um diese Schikane, ein wenig zu kräftig, schlägt mit dem Hinterrad am Bordstein an und bleibt fast stehen. Er verliert zwar nur zwei Sekunden, aber offenbar für die nächsten Kilometer das Vertrauen in jenes Hinterrad. So gewinnt Reindl die erste Prüfung mit 2,3 Sekunden vor Michel; Frank Herrmann und Jürgen Bachhäubl liegen als nächste mit den seriennahen Evo 9 schon über zehn Sekunden zurück.

Die zweite Prüfung gewinnt erneut Reindl, wiederum mit zwei Sekunden gegen Michel, die dritte Prüfung in Tschechien holt hingegen Michel mit einer Sekunde vor Reindl, der bei Halbzeit mit dreieinhalb Sekunden führt. Auf dem zweiten Durchgang bei Neudorf kann er das „Polster“ auf glatte vier Sekunden ausweiten. Beide Kontrahenten starten voll motiviert ins Finale von Elterlein nach Schlettau. Reindl fährt auf der letzten Rille und knackt im Ziel die Fünf-Minuten-Marke. Michel kämpft wie ein Löwe, aber die Stoppuhr läuft für ihn vier Sekunden länger. So endet das spannende Duell am Ende mit einem Sieg von Rudi Reindl und Michael Ehrle, ihrem dritten Erfolg in Grünhain. „Auf der letzten Prüfung habe ich nochmal alles gegeben“, berichtet Reindl, „und wir haben es gepackt.“ Bernd Michel und Bernd Hartbauer werden mit acht Sekunden Differenz Zweite. Bernd Michel: „Mehr geht nicht! Aber ich bin happy.“ Beide sind sich einig: tolle Strecken und ein toller Zweikampf um den Sieg.

Hinter ihnen verschwinden viele Anwärter auf Rang 3 vorzeitig. Roland Macht (Gruppe-H-Evo 6) bleibt zehn Meter nach dem Start mit defekter Kraftübertragung stehen, Jörg Mittelsdorf (Gruppe-N-Evo 9) rollt ohne Kraft durch die erste Prüfung, Frank und Inge Herrmann stellen ihren Evo 9 in Tschechien mit defektem Kardan ab, Dominik Honke gibt nach der Pause mit Motorproblemen am Gruppe-H-Impreza auf. Im Ziel finden sich nur zwei weitere Turbo-Allradler unter den ersten Zehn: Jürgen Bachhäubl und Mandy Litzius fahren im Gruppe-F-Evo 9 auf Rang 4, Jochen Baumhauer und Tobias Glatzel im Audi TT RS auf Rang 7, womit sie haushoch die Gruppe G gewinnen.

Hinter Reindl und Michel tragen Danny Galle im Opel Kadett C und Helmut Hodel im VW Golf I ein ebenso packendes Duell um den dritten Platz aus. Helmut Hodel und Wolfgang Plank erwischen mit dem nur rund 190 PS starken, aber leichten und bestens liegenden Golf den besseren Start, doch dann ziehen Danny Galle und Dirk Ose mit der C-Limousine, durch Karbonteile erleichtert und mit einem 270 PS starken 16V-Motor kräftig vorwärts getrieben, an den Oberfranken vorbei. Als Hodel in WP 4 rund 15 Sekunden beim Ausflug in eine Wiese verliert, ist die Entscheidung gefallen. Klassensieg und Podiumsplatz des für den MC Grünhain startenden Kadett-Teams sorgen für tosenden Applaus bei der Siegerehrung. Sehr zufrieden sind die Thüringer Sven Karpa und Toni Ermel, die mit dem kernig klingenden Compact-M3 auf Platz 6 fahren, nur zwei Sekunden hinter Hodel und Plank.

Der Tag des Veit König

Einen fast unglaublichen Husarenritt legt der Zschopauer Suzuki-Händler Veit König hin. Mit dem 20-jährigen Paul Stöckel auf dem heißen Sitz, der erst seine dritte Rallye bestreitet, jagt er den rund 165 PS leistenden Suzuki Swift unglaublich schnell durchs Erzgebirge. Am Ende springt für Veit König der achte Gesamtrang heraus – und natürlich der Sieg in der 1600-cm³-Klasse der Gruppe F vor Carsten Wiegand im VW Polo und Andrea Neumeier im Gruppe-N-Swift, die mit Christina Döring auch die Trophäe als bestes Damenteam nach München mitnimmt. Unter den 18 Teams der 2-Liter-Gruppe-F dominieren Dirk Knüpfer und Frank Dietzsch im Honda Civic vor Jan Horlbeck und Enrico Lenk im Ford Fiesta sowie Stephan Dammaschke und Julia Siegel im Ford Escort. Sven Schumann und Torsten Hopfer gewinnen im Audi 90 Quattro die 3-Liter-Klasse knapp.

Die Gruppe H bis 1600 cm³ sieht Mark Muschiol und Marcel Eichenauer im Renault Clio Ragnotti vorn; ihr Gruppe-N-Clio ist das einzige Fahrzeug aus der Klasse RC4 und wird deswegen mit der H13 zusammengelegt. Mit 37 Sekunden Rückstand fahren Tobias und Peggy Edelmann mit dem Speedfactory-Fabia (1400 cm³, 145 PS) auf den zweiten Platz. Bei den 1300-cm³-Fahrzeugen siegen die Schwaben Siegfried und Franziska Röger im Polo relativ deutlich vor den Lokalmatadoren Ulf Grünert und Daniel Nowak im Corsa A; beide Fahrzeuge sind mit über 150 PS starken 16-Ventil-Motoren ausgestattet. Da bleibt für Lars Meyer und Andy Weißflog im 8V-Polo nur Platz 3. In der Trabant-Klasse sind mit Mario Keller, Andreas Schramm und Mike Knorn die drei erfolgreichsten Zweitakt-Tiefflieger dieses Jahrtausends am Start. Andreas Schramm übernimmt vom Start weg die Führung vor Mario Keller, der nach drei Prüfungen mit Getriebeschaden aufgibt. So kommen Mike Knorn und Tino Krajewski auf Platz 2 mit 23 Sekunden Rückstand auf Andreas Schramm und Sebastian Nagel. Als Gaststarter auf Benjamin Derdas Trabant erreichen Jan Rößner und Jacqueline Dietzel den dritten Platz.

Weitere Klassensiege gehen an die Bayern (aber gebürtigen Erzgebirgler) Ronny Goldhahn und Romy Hartmann im G18-Citroen AX, an Heinz Sagel und Antje Homann im Porsche Carrera (Gruppe CTC bis 1981) sowie Mario Kunstmann und Heiko Langer im Mitsubishi Evo 6 (Gruppe CTC ab 1982). Übrigens: Kunstmann, Hodel, Plank und Monika Lein (viermal Copilotin beim Vater, dann achtmal am Lenkrad ihres Suzuki Swift) waren bei allen zwölf Veranstaltungen dabei!

Mit 106 Nennungen und 97 gestarteten Teams verzeichnet die Rallye Grünhain einmal mehr ein volles Haus. Trotz der anspruchsvollen Prüfungen bleibt die Ausfallquote im normalen Rahmen, 72 Fahrzeuge stehen abends im Parc Fermé. Zwei Lücken im Feld (einmal Bergung auf Plattenweg, einmal Motorbrand ohne Unfall) werden im Regrouping glatt gezogen, alle Ausrutscher gehen ohne Verletzungen ab. So wird der Zeitplan einschließlich Siegerehrung exakt eingehalten. Der Wettergott spielt ebenfalls mit: Trotz einiger Wolken läuft die Rallye auf trockener Fahrbahn; erst als der letzte Trabant durch den Zielbogen tuckert, fängt es an zu regnen.

Ergebnis 12. ADMV-Rallye Grünhain

1.Rudi Reindl / Michael EhrleMitsubishi Evo 7H1619:36,5
2.Bernd Michel / Bernd HartbauerMitsubishi Evo 6H16+8,6
3.Danny Galle / Dirk OseOpel Kadett C 16VH14+1:43,8
4.Jürgen Bachhäubl / Mandy LitziusMitsubishi Evo 9F3A+1:50,6
5.Helmut Hodel / Wolfgang PlankVW Golf I 1.8H14+2:06,4
6.Sven Karpa / Toni ErmelBMW M3 CompactH15+2:08,0
7.Jochen Baumhauer / Tobias GlatzelAudi TT RSG21+2:13,3
8.Veit König / Paul StöckelSuzuki Swift SportF9+2:23,8
9.Gerrit Schmitt / Stefan PfisterOpel Kadett GSiH14+2:25,5
10.Dirk Knüpfer / Frank DietzschHonda Civic RF8+2:31,5
11.Mario Kunstmann / Heiko LangerMitsubishi Evo 6C28+2:34,5
12.Mark Muschiol / Marcel EichenauerRenault Clio IIRC4+2:39,3
13.Christian Dausch / Sabine BessleinVW Golf IIIH14+2:48,8
14.Jan Horlbeck / Enrico LenkFord Fiesta STF8+2:52,3
15.Stephan Dammaschke / Julia SiegelFord Escort RS 2000F8+2:56,1

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