Rallye “Butten un‘ Binnen”

Herausfordernde Mystik im Norden

Kompakter kann man eine Rallye kaum gestalten: Die 30. Ausgabe der ADAC-Rallye „Butten un‘ Binnen“ umfasst gerade einmal 66,52 Gesamt-Kilometer bei einer Länge der Wertungsprüfungen von 60,96 Kilometern. Die Veranstaltergemeinschaft des AMC Asendorf und des AC Verden nutzen für den zweiten Lauf im HJS DMSB Rallye Cup der Region Nord dazu das sogenannte ‚IVG-Gelände‘, ein ehemaliges Militär-Areal.

Verschlungene Asphaltwege, eine Kurve sieht aus wie die andere, es gibt kaum Orientierungspunkte, selbst bei absoluter Trockenheit sorgt der dichte Wald für Rutsch-Effekte: Das IVG-Gelände ist eine der Rallye-Herausforderungen schlechthin. Die scharfen Bordsteinkanten verzeihen keinen Fahrfehler, die unzähligen Reifenschäden ließen schon viele Hoffnungen zerplatzen. Hier kann aber mit einer schnellen und sauberen Fahrt auch der Grundstein zum späteren Sieg gelegt werden. Das stattliche Starterfeld mit 85 genannten Teams geht mit großem Respekt auf die Prüfungen, sie verbindet eine wahre Hass-Liebe mit dem IVG-Gelände.

Dieses Areal wird während des Jahres fast nur für zwei Rallye-Veranstaltungen genutzt. Die Asphaltwege sind – da sie so selten befahren werden – voll Laub und Schlamm. Auch diesmal musste der Veranstalter mit 15 Personen und vier Traktoren dafür sorgen, dass der Asphalt auf den Wegen wieder zum Vorschein kommt. „Der Wald ist auf links gedreht, die Wege sind quasi komplett gefegt“, beschreibt Organisations-Mitglied Hartmut Falldorf den immensen Arbeitseinsatz.

Der morbide Charme des Verfalls: Rallye im IVG-Gelände.

„Es ist sehr mystisch, an diesen alten und teilweise zerstörten Gebäuden vorbeizufahren,“ beschreibt Dennis Rostek die besondere Atmosphäre. Die früheren Militärbauten zerfallen zusehends und die Natur erobert sie sich zurück. Sie bilden die einmalige Kulisse der Hatz um die Sekunden auf den engen Asphalt-Sträßchen. Die vom Veranstalter gefegten Wege bieten dennoch ein gehöriges Rutsch-Potential. „Hoffentlich hat der Veranstalter viele Vorauswagen, damit für uns die Ideallinie etwas frei gefahren wird“, spekuliert Rostek, der gemeinsam mit Co Michael Wenzel im VW Polo R5 das Teilnehmerfeld anführt. „Aber einer muss der Erste sein und ich freue mich riesig auf mein zweites Heimspiel.“ Erster Verfolger ist Michael Bieg mit Lea Klein im Mitsubishi Lancer. Bieg ist ein intimer Kenner des ‚Irrgartens‘ in der grünen Hölle des Nordens. 2020 wurde er Zweiter der Gesamtwertung, die beiden Jahre zuvor stand er ganz oben in der Ergebnisliste. 

HJS DMSB Rallye Cup: Youngster Moufang will Gesamtführung verteidigen

Die Besonderheit der Aufgabenstellung erweitert den Reigen der Favoriten. Aus der Mitsubishi-Armada mit Schütte / David, Christ / Krajewski, Beckmann / Jordan, Müller / Bettge oder den Altmeistern Petersen / Krabbenhöft ist jeder für eine Überraschung gut. Da im verwinkelten IVG-Gelände nicht zwingend das Maximum an Leistung gefragt ist, sind auch die schnellen Fronttriebler wie Knacker / Kremer, die Vorjahres-Vierten Lembke / Bemmann (beide Opel Adam R2), Keil / Fritzensmeier, Stephanie Zorn / Puls (beide Citroën DS3 R3T) oder Souvigné / Felke (Renault Clio R3) in der Lage in die Spitze zu fahren. Mit 18 Teilnehmern ist die Klasse NC3 erneut am stärksten besetzt. Hier ein gutes Resultat einzufahren, bedeutet gleichzeitig auch viele Cup-Punkte.

Als Tabellenleader reisen die Nordhessen Bernard Moufang / Lena Sophie Tippner in ihrem BMW 320i an. Moufang, der gleichzeitig auch die Junior-Wertung anführt, sicherte sich hier im letzten Jahr den achten Gesamtrang. „Die IVG-Prüfungen sind ein Highlight der Saison aber auch eine Herausforderung, hier gibt es keinen Platz für Fehler“, freut sich Moufang auf den Klassen-Vergleich. Hinter den Lokalmatadoren Rathkamp / Knacker im Ford Fiesta ST warten hier auch seine nordhessischen Kollegen Maurice Naumann (Honda Civic), Christian Sier (BMW 320i) und Sebastian Lang im Ford Fiesta ST auf den Sekundenkampf.

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