Herzschlagfinale in Sachsen

Goldbohm vor Schultz

Nach einem extrem spannenden Verlauf beenden zwei Teams die Rallye Sachsenring zeitgleich. Marek Goldbohm gewinnt vor Thomas Schultz.

<strong>AM ENDE VORN:</strong> Die bessere Zeit auf WP1 gab den Ausschlag für den Sieg von Marek Goldbohm

Goldbohm zählt als Gesamtfünfter des Vorjahres und als Klassensieger bei der heimatlichen Lausitz-Rallye durchaus zu den bekannten Namen in der Schotter-Szene. Dennoch gibt es zunächst ungläubige Blicke, als der 28-jährige Ex-Motocrosser mit einer Bestzeit auf der WP4 bei Zschocken die Führung übernimmt.

 

Beim Finale mit zwei Durchgängen auf dem Klassiker von Dänkritz über Hartmannsdorf nach Langenhessen behält die Nerven, jagt den blauen Golf fehlerfrei über den Mix mit 80% glattem Schotter und feiert mit dem zwei Jahre älteren Autocrosser René Sommer den ersten Gesamtsieg seiner Karriere. Der Vorsprung der beiden Lausitzer ist der kleinste denkbare Vorsprung: Die Verfolger erreichen das Ziel um die Zehntelsekunde zeitgleich!

 

Thomas Schultz aus dem Taunusdorf Rettert beginnt die Rallye weniger schnell als Goldbohm. Doch sein einmaliger D-Kadett mit dem fast 200 PS starken 16V-Herz läuft prächtig. Der frühere Winter-Cup-Sieger legt – angefeuert von seiner Ehefrau Melanie auf dem heißen Sitz - einen fulminanten Endspurt hin und zieht auf der letzten WP mit Goldbohm gleich. Aber wegen der Ex-Aequo-Regeln muss sich Schultz mit Rang 2 begnügen.

 

Die Armada der Allrad-Boliden erlebt beim dritten Lauf zum Schotter-Cup ein bitteres Wochenende. Eric Karlsson chauffiert seinen Audi TT auf der WP 1 an die Spitze und rutscht in WP 3 von der Strecke. Jörg Mittelsdorf im Subaru Impreza führt nach WP 2 und beschädigt die Aufhängung in WP 6 an einem Stein. Markenkollegen Kosta Tsiflidis hat in WP 3 innigen Kontakt mit dem Unterholz, während Christian Doerr seinen Gruppe-H-Cossie nach zwei Prüfungen mit defektem Motor abstellt. Nach schwachem Start setzt sich schließlich der Finne Pekka Ruokonen im Mitsubishi durch und wird – für 2000 km Anreise und Allrad-Sieg – bei der Siegerehrung mit Riesenapplaus bedacht. Ronald Kaspar zieht auf den letzten Metern noch am Subaru von Ralf Reimann vorbei.

 

Mit Goldbohm und Schultz kämpfen zwei Teams um den Gesamtsieg, deren Fahrzeuge normalerweise nicht auf der Liste der Top-Favoriten stehen. Carsten Wiegand prügelt seinen VW Lupo, ein 1600er Kraftpaket mit fast 200 PS, ohne Diff-Sperre gnadenlos und fehlerfrei über den Schotter. Der Erzgebirgler verpasst den Sieg lediglich um 2,8 Sekunden und landet wie 2008 als Dritter auf dem Podium. Der letztjährige Gesamtsieger Peter Bleyl fährt auch diesmal unglaubliche Zeiten mit dem BMW 318is aus der Gruppe F2005. Bleyl und seine Copilotin Elisabeth Schulz führen nach der WP 3 sogar das Feld an, doch in WP 4 kostet ein kleiner Ausritt knapp 20 Sekunden; genau diese Zeitspanne fehlt im Ziel, am Ende bleibt immerhin Rang 7 und der Klassensieg. Den hätte Patrick Schmidt mit seinen sehenswerten Drifts in der Tasche gehabt, hätte er nicht seinen BMW 318 in der drittletzten Kurve für 4 Minuten im Graben geparkt. Schotter-Cup-Tabellenführer Mark Muschiol wird – zum zweiten Mal innerhalb 8 Tagen – von einem Motorschaden am Clio gestoppt.

 


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Die 3-Liter-Klasse der Gruppe F2005 sichert sich der Holsteiner Michael Path im Audi 90 Quattro vor den beiden Thüringern Marcus Künkel und Ronny Jung mit den BMW 330is (Jeffrey Wiesner und Jens Flach müssen wegen Motorschäden zuschauen) in der Cup-Version. Bei den 1600ern erlebt der Schotter-Papst Rudi Macht im VW Polo eine Überraschung. Nach drei Asphalt-Siegen beweist der 21-jährige Patrick Pusch, dass er den starken Honda Civic auch auf Schotter bewegen kann. Pusch und Co Fabian Hoese siegen mit 50 Sekunden Vorsprung vor Macht und Graf (Citroen) und fahren bis auf Rang 13 nach vorn.

 

Noch jünger sind die Helden der Gruppe G. Vier Serien-Volvo 940 stellt Jochen Walther seinen Youngstern zur Verfügung, den fünften steuert er selbst, ohne Besichtigung und mit fremdem Aufschrieb. Drei seiner Zöglinge lassen die Schweden-Kisten auf dem sächsischen Schotter schneller fliegen als der Chef! Auf Gesamtrang 27 gewinnt der 20-jährige Niedersachse Arne Hoffmeister die Gruppe G mit dem G18-Fahrzeug vor dem 18-jährigen Teamkollegen Philipp Knof aus Wülfrath. Unter den 11 Volvos kann lediglich Routinier Andreas Leue im 740 VOC den Ansturm der Youngster abwehren.

 

Die zweite Ausgabe der ADAC-Rallye Sachsenring wird bei drückender Schwüle ausgetragen. Während das Rallyezentrum in Werdau keinen Tropfen Regen erlebt, gießt es auf der WP 2 wie aus Kübeln. Mit 82 Teams hat die Zwickauer Veranstaltung ein volles Feld, nur 19 fehlen im Ziel. Die gute Stimmung bei der Siegerehrung zeigt die Zufriedenheit der Teilnehmer; während die teils harten Pisten in der ersten Hälfte nicht allen schmecken, sorgt das Doppel-Finale bei Dänkritz für begeisterte Zustimmung. Die Zuschauer haben einerseits Pech, weil der Show-Rundkurs in der Kiesgrube nach 20 Autos abgebrochen und neutralisiert wird, weil die heftige Staubentwicklung keine fairen Bedingungen zulässt. Zum anderen bieten die Vorauswagen mit Matthias Stock (Safari-Porsche), Ehrengast Kalle Grundel aus Schweden (Volvo 240), Maik Stölzel (Porsche 997 GT3) und Ruben Zeltner (Lancer Evo 9) eine hinreißende Drift-Show.

 

Ergebnis 2. ADAC-Rallye Sachsenring Junior:

01. Goldbohm/Sommer, VW Golf GTI 16V, H14, 17:28,2 Minuten
02. Schultz/Schultz, Opel Kadett D 16V, H14, gleiche Zeit
03. Wiegand/Schneider, VW Lupo 16V 1.6, H13, + 2,8 Sek.
04. Ruokonen/Keski-Heikkilä, Mitsubishi Lancer Evo 6, N5, + 8,0 Sek.
05. Kaspar/Ihlefeldt, Mitsubishi Lancer Evo 6, N5, + 16,5 Sek.
06. Reimann/Herrmann, Subaru Impreza WRX, N5, + 17,5 Sek.
07. Bleyl/Schulz, BMW 318is, N3, + 19,3 Sek.
08. Scholz/Karpa, BMW 320is, H14, + 31,1 Sek.
09. Dinkel/Bayer, Mitsubishi Lancer Evo 7, N5, + 34,8 Sek.
10. Path/Figl, Audi 90 Quattro, N4, + 41,9 Sek.

 

Die Bilder der Rallye Sachsenring Junior 2009...

 

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