Reckenberg-Rallye

Göttig knapp vor Schwarz und Liebehenschel

Nach dem Ausfall von Martin Schütte setzt sich bei der westfälischen Reckenberg-Rallye Stefan Göttig in einem nordhessischen Mitsubishi-Duell gegen Philip Schwarz durch.

Nordrhein-Westfalen ist kein Rallye-freundliches Bundesland. 15 Jahre lang waren Rallyes gänzlich verboten, in der Saison 2018 finden nur zwei Veranstaltungen statt – die Rallye Stemweder Berg als DRM-Lauf und die Reckenberg-Rallye 35 rund um Rheda-Wiedenbrück. Zentrum ist das Autohaus Thiel – zugleich Hauptsponsor - mit viel Platz und einer sehr guten Infrastruktur. Die Organisation klappt gut und wird von den Fahrern gelobt, die Strecke weniger: 186 km Gesamtstrecke sind nicht kompakt, die zwei flachen Rundkurse reißen niemanden vom Hocker, Spaß macht nur der Sprint bei Herzebrock. 

Bei trockenem Wetter gewinnt das Holsteiner Team Martin Schütte und Kerstin David im roten Evo 7 beide Rundkurse, verpasst die Sprint-Bestzeit nur um eine Zehntelsekunde und führt nach drei Prüfungen mit satten elf Sekunden vor einem Mitsubishi-Quartett, bestehend aus den beiden Nordhessen Stefan Göttig (Evo 9) und Philip Schwarz (Evo 6) sowie dem westfälischen Schotter-Experten Dark Liebehenschel (Evo 7) und dem Fast-Einheimischen Rallye-Cup-Spitzenreiter Dennis Rostek (Evo 10). Doch am Stopp der WP 3 spielen sich Dramen ab: Der führende Martin Schütte muss wegen eines defekten Differenzials aufgeben, bei Dennis Rostek stoppt ein Getriebeschaden die Fahrt. Damit ändert sich die Lage schlagartig. Stefan Göttig, der den Routinier Manfred Klemme als Copilot neben sich hat, führt in der Halbzeitpause mit zwei Sekunden vor den jungen Philip Schwarz und Andre Riedl und weitere zwei Sekunden vor Dark Liebehenschel, der seine Beifahrerin Vanessa Dagge erst unmittelbar vor dem Start kennengelernt hat und zudem ohne Intercom auskommen muss.

In der zweiten Schleife knallt Liebehenschel die erste Bestzeit auf den Asphalt und verringert den Abstand zu Göttig auf wenige Zehntel; doch Göttig kontert sofort und stellt den alten Abstand auf dem Power-Rundkurs bei Mastholte wieder her. Der abschließende Sprint verändert auf den ersten drei Positionen nichts mehr. Stefan Göttig und Manfred Klemme rollen als Sieger durch den Zielbogen; für Göttig, der in diesem Jahr hauptsächlich mit seinem Skoda Fabia R5 im Mitropa-Cup unterwegs ist, bedeutet das schon den vierten Reckenberg-Erfolg nach 2007, 2012 und 2013. Philip Schwarz und Andre Riedl werden Zweite, Dark Liebehenschel und Vanessa Dagge fahren beim Asphalt-Test auf den dritten Rang und gewinnen die Gruppe CTC.

Riedemann im C2 R2

Akustisch – und auch von den Zeiten – sind drei Citroen C2 „best of the rest“. Christian Riedemann setzt seinen R2-Renner ein und erlebt gemischte Gefühle: Bestzeit auf dem Herzebrock-Sprint, aber zwei Max-Zeiten auf den Rundkursen 2 und 5 wegen Problemen mit den Drosselklappen. Masters-Spitzenreiter Markus Drüge fährt mit Tochter Sophia auf dem heißen Sitz mit Liebehenschels C2 R2 konstant in den ersten Zehn, bis auf der letzten Prüfung der Keilriemen abspringt. Mit dem infernalischen C2 Super 1600 retten Kristian Postert und Björn Mann die Citroen-Ehre; sie sehen endlich mal wieder das Ziel und landen auf einem tollen vierten Gesamtrang – als beste Fronttriebler.

Dahinter fahren drei Hecktriebler auf die Ränge 5 bis 7. Die Lokalmatadoren Klaus Niermann und Jürgen Sandmeier gewinnen im BMW M3 die 3-Liter-Klasse vor ihren Markenkollegen Rafael Klein und Sabrina Enkirch. Axel Potthast und Elmar Pernsch im Ford Escort BDA lassen die anderen fünf „Oldtimer“ aus der Klasse C14 deutlich hinter sich. Die 2-Liter-Klasse der Gruppe F sieht einen Start-Ziel-Sieg von Matthias Rathkamp und Larissa Knacker im Ford Fiesta; nur Michael Bieg und Dietmar Moch, diesmal im BMW 320 statt im Mitsubishi, können das Tempo halbwegs halten und kommen mit zehn Sekunden Rückstand als Klassenzweite ins Ziel. 

Knapp geht es auch zu im Kampf um Platz 10 und um den Gruppe-G-Sieg: Die Zeiten der Niedersachsen Thomas Schnelle und Christine Hagen im Evo 9 und der Westfalen Heinz Sagel und Marvin Pollmeier im Ford Focus RS differieren nur um Zehntel, am Ende hat Schnelle die Evo-Nase vorn. Die kleine G-Klasse gewinnen Jan Potthast und Julius Simon im BMW 318is, bei den 1600ern holen Nicolai Göttig – der Sohn des Gesamtsiegers – und Andreas Schlüsche die Pokale. Nur 32 der 47 Starter stehen abends im Parc Fermé.

Die 45 Starter in der Retro-Rallye sorgen für Spannung und knappe Abstände. Am Ende setzen sich die Routiniers durch: Wolfgang Rosteck und Hannes Kramer (Golf I) gewinnen vor Meike Peters und Hans Röhrs (Golf II) sowie Johannes Deeke und Jürgen Kirschbaum (BMW 2002). Die drei Teams auf dem Podium sind nur durch neun Hundertstelsekunden getrennt!

Ergebnis 37. ADAC-Reckenberg-Rallye 

1.Stefan Göttig / Manfred KlemmeMitsubishi Evo 9F120:44,6
2.Philip Schwarz / Andre RiedlMitsubishi Evo 6F1+6,2
3.Dark Liebehenschel / Vanessa DaggeMitsubishi Evo 7C18+7,2
4.Kristian Postert / Björn MannCitroen C2 S1600C17+33,0
5.Klaus Niermann / Jürgen SandmeierBMW M3 E36F4+34,2
6.Rafael Klein / Sabrina EnkirchBMW M3 E36F4+1:02,9
7.Axel Potthast / Elmar PernschFord Escort BDAC14+1:05,9
8.Matthias Rathkamp / Larissa KnackerFord Fiesta STF5+1:11,3
9.Michael Bieg / Dietmar MochBMW 320is E30F5+1:23,1
10.Thomas Schnelle / Christine HagenMitsubishi Evo 9G8+1:25,5

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