Wetterkapriolen bestimmen den Ablauf der nordhessischen Rallye Bad Emstal. Als die Strecken zu Beginn der Rallye noch trocken sind, mit einigen feuchten Stellen im Wald, stürmt Marcus Hesse im Evo 6 an die Spitze. Mit drei Bestzeiten baut er zur Halbzeit ein Polster von 23 Sekunden gegen Jörg Schuhej (Evo 7) und Matthias Weber (Gruppe-N-Evo 9) auf. Dann ziehen dunkle Wolken auf, der zweite Teil der Rallye Bad Emstal artet in eine Regenschlacht aus.
Schuhej kontert und nähert sich Hesse vor dem abschließenden neuen Rundkurs Heiligenberg bis auf zehn Sekunden. Finale furioso an einem Rechtsabzweig dicht am Ortsrand von Heimarshausen: Nach einer schnellen Kuppe steht viel Wasser auf dem Asphalt. Hesse rutscht am Abzweig vorbei, kann den Rückwärtsgang erst nach mehreren Anläufen einlegen, verliert 30 Sekunden – und die Rallye. Denn Schuhej verpasst den Abzweig zwar ebenfalls, kann aber die Rallye mit geringem Zeitverlust fortsetzen und siegt mit Tanja Timmer. Für den 48-jährigen Jörg Schuhej bedeutet der Erfolg schon den fünften Gesamtsieg in dieser Saison.
Matthias Weber verliert Rang 3 durch 100 ZK-Sekunden und fällt auf Rang 12 zurück, der Ostwestfale Torben Nebel und sein ortskundiger Co Frank Römer landen im Subaru Impreza auf Platz 4. Ohne Allradantrieb ist das Rallyefahren an diesem Samstag besonders schwer. Hausherr Axel Nörenberg macht das Beste draus, den neuen E46 chauffiert er – oft hart am Limit – auf den dritten Platz, während Gerrit Spangenberg mit dem „alten“ E36 auf Platz 5 den Teamerfolg komplettiert. Vorjahressieger Marco Koch hat seinen Opel Kadett C nach zwei Wertungsprüfungen früh aufgeladen, Thomas Schmidtmeister rollt den BMW 320 an der gleichen Stelle auf der letzten Prüfung, die Hesse den Sieg gekostet hat. Als bester Fronttriebler erreicht Andreas Gutbier im 3er Golf seine Heimatstadt Bad Emstal auf Rang 6.
Einen packenden Zweikampf liefern sich Benny Krusch im BMW 318 und Patrick Eder im VW Golf GTI um den Sieg in der 2-Liter-Klasse der Gruppe F. Krusch erwischt den besseren Start, Eder fährt ein großes Finale mit einer Bestzeit – bei besseren Wetterbedingungen als Top-Teams - auf dem Russenweg, aber Krusch rettet eine knappe Sekunde zum Klassensieg. Oldie Jochem Möller (Integra) und Youngster Valentin Hummel (Civic) folgen auf den Plätzen 3 und 4. Hummel verliert den fast sicheren Sieg im regionalen DMSB-Rallye-Pokal an Benny Krusch, mit 23 Jahren ebenfalls noch ein Junior.
Mit dem bildhübschen Fiat X 1/9 schafft das Kasseler Ehepaar Jörg und Silvia Pönisch im sechsten Rallyejahr den ersten Klassensieg in der Gruppe H bis 1600 cm³, während in der Gruppe G Marcel Mahr-Graulich und Naja Hartung einmal mehr vorneweg fahren. Bei den CTC-Fahrzeug fährt Stefan Schultes im VW Golf auf den letzten nassen Metern an den heckgetriebenen Ford Escort von Paul Jerlitschka und Axel Potthast vorbei.
Die Ausfallquote ist dank etlicher Ausrutscher relativ hoch, 47 der 67 in Wolfhagen gestarteten Teams erreichen das Ziel in Bad Emstal. Zu den prominenten Ausfallern zählen auch Martin Schütte, Raphael Ramonat, Bodo Friebertshäuser und Lars Garten. Der Veranstalter stößt bei fünf verschiedenen Wertungsprüfungen, die alle anspruchsvoll sind, an seine personellen Grenzen, Probleme bei der Auswertung sorgen für eine verspätete Siegerehrung.
Bei der Gleichmäßigkeitsprüfung mit 27 historischen Fahrzeugen überraschen die Lokalmatadoren Michael Rudolph und Horst Diemer im 40 Jahre alten Opel Rallye-Kadett mit dem deutlichen Sieg vor Björn Weiß im Mitsubishi Lancer und Manfred Adolfs im Porsche 911. Der Historic-Rallye-Cup erlebt in Nordhessen ein Herzschlagfinale mit einer Zehntel Differenz und Ex-Aequo-Entscheid: Am Schluss siegen die Pfälzer Peter Diller und Walter Münch im SAAB 96 hauchdünn vor Rainer Schlesinger/Sabine Rade im BMW 1602 und den Titelverteidigern Lothar Köhler/Uschi Glöde im C-Kadett.
Ergebnis 16. ADAC-Rallye Bad Emstal am 8. Oktober 2011:
01. Jörg Schuhej/Tanja Timmer, Mitsubishi Evo 7, H16, 25:46,9
02. Marcus Hesse/Uwe Kunze, Mitsubishi Evo 6, H16, +14,3
03. Axel Nörenberg/Markus Steinfadt, BMW M3 E46, H15, +36,0
04. Torben Nebel/Frank Römer, Subaru Impreza N12, N3A, +1:02,5
05. Gerrit Spangenberg/Mirco Quaas, BMW M3 E36, H15, +1:26,7
06. Andreas Gutbier/Michael Winning, VW Golf III GTI, H14, +1:38,5
07. Benjamin Krusch/Jens Schuchmann, BMW 318is, F8, +1:39,1
08. Patrick Eder/Sara Phieler, VW Golf GTI 16V, F8, +1:40,0
09. Marcel Mahr-Graulich/Nadja Hartung, Mitsubishi Evo 9, G21, +1:48,8
10. Andreas Gücker/Ramona Kees, Opel Ascona B, H15, +1:49,3
