Ostbayern-Rallye

Ein Volvo schockt die Mitsubishi

Die Schotter-Rallye in Ostbayern gewinnt der Finne Jari Latvala vor dem einheimischen Fahrer Rudi Weileder, beide mit Mitsubishi Lancer Evo 3. Doch der Held des Tages heißt Jeffrey Wiesner, der seinen Volvo 240 auf den dritten Gesamtrang wuchtet.

Kräftig umgekrempelt hat der MSC Fürstenzell seine Schotterrallye. Das Rallyezentrum wandert von Altenmarkt an den Passauer Stadtrand zum Autocenter Paul mit sehr geeigneter Infrastruktur. Herzstück der 23. ADAC-Paul-Ostbayern-Rallye bleibt das Kieswerk Voglarn mit einem tollen Mix aus schmalen Wegen und breiten Pisten, mit Kuppen und einem 25% Gefälle. Doch statt des letztjährigen 10-km-Rundkurses werden diesmal zwei Sprintprüfungen direkt hintereinander im Reißverschluss-System gefahren, wodurch es zu keinen Behinderungen kommt. Geholfen hat dabei auch der Regen in der Nacht, der zwar die Pisten, vor allem die dritte Prüfung bei Pfalsau, sehr schmierig macht, doch der gefürchtete Staub bleibt völlig aus. Somit läuft der fünfte Lauf zum Schotter-Cup fast minutengenau über die Bühne, so dass die Siegerehrung um eine Stunde vorgezogen werden kann – zur Freude der Teilnehmer. Denn die Heimreise am Sonntagabend ist der Hauptgrund, dass sich nur 41 Teams – darunter sieben aus den Ausland – in Passau versammeln.

Der Zweikampf der finnischen Favoriten Jari Latvala (59 Jahre, Evo 3, Gruppe H) und Jaakko Keskinen (61 Jahre, Evo 7, Gruppe H) verläuft unerwartet. Latvala setzt sich beim ersten Kieswerk-Durchgang mit einer Sekunde vor Keskinen an die Spitze, nach dem zweiten Durchgang wächst sein Vorsprung auf acht Sekunden, weil sich Keskinen einen Ausritt leistet. Auf den Feldwegen rund um Phalsau bremst Keskinen einen 90-Grad-Abzweig zu spät an, rutscht in einen Rübenacker (wie auch fünf andere Fahrzeuge), verliert 18 Sekunden auf Latvalas Bestzeit und erreicht die Halbzeitpause abgeschlagen als Dritter mit 26 Sekunden Rückstand auf Latvala. Knapp zwei Sekunden vor Keskinen liegt Rudi Weileder mit seinem Gruppe-H-Evo 3 auf dem zweiten Platz, sieben Zehntel hinter Keskinen schon der sensationell aufgeigende Jeffrey Wiesner im Volvo 240.

Gegen Jari Latvala ist kein Kraut gewachsen

Elf Ausfälle dezimieren das Feld in der ersten Schleife. Der Österreicher Wolfgang Schmollngruber liegt im Mazda 323 GTR anfangs auf Platz 3, muss aber nach der WP 2 mit technischen Problemen aufgeben. Den zweimaligen Schotter-Cup-Champion Mark Muschiol stoppt eine gebrochene Antriebswelle schon auf WP 1, sein Clio-Kollege Christian Bauer hat Motorprobleme, René Möller muss nach der viertbesten Zeit auf WP 3 aufgeben, weil ein Stein den Ölfilter des Subaru leckgeschlagen hat.

Die zweite Schleife mit einem verlängerten Kurs durchs Kieswerk erlebt drei weitere überlegene Bestzeiten von Jari Latvala, der mit seinem Co Kari Mustalahti den zweiten Saisonerfolg nach Wittenberg feiert. Platz 2 ist heftig umkämpft: Rudi und Simone Weileder quetschen den betagten Evo 3 bis aufs Letzte aus, um die Attacke von Jaakko Keskinen und Jukka Pollari zu parieren. Im Ziel strahlen die Niederbayern über den zweiten Platz mit vier Sekunden Vorsprung, den ihnen aber nicht Keskinen (nur Platz 4 nach Bremsproblemen) streitig macht, sondern Jeffrey Wiesner mit dem 32 Jahre alten Volvo 242 - ohne Turbo, ohne Allrad, mit einem rund 220 PS starken Bollermotor. „Ein Wahnsinniger“, so erleben die Zuschauern Wiesners Fahrt mit dem Hecktriebler. Copilot Stefan Harloff strahlt den ganzen Tag nur über das ganze Gesicht, und Wiesner kommentiert seinen Platz auf dem Podium mit leichtem Grinsen: „Reine Selbstbefriedigung!“

Hinter den österreichischen Brüdern Michael und Steffen Reischer im CTC-Mazda 323 fahren fünf BMW 318 unter die ersten Elf der Gesamtwertung. Am schnellsten driftet Sebastian Vollak, der diesmal von Beginn an immer einen Tick schneller ist als seine direkten Konkurrenten Felix Weisert und Marcel Eichenauer. In Ostbayern gewinnen Sebastian Vollak und Peter Messerschmidt das Duell der beiden 318 Compact in der Gruppe F und übernehmen wieder die Spitze im Schotter-Cup. Eine eindrucksvolle Teamleistung zeigen aus die drei polnischen BMW-318. In der 2-Liter-Klasse der Gruppe H schaffen sie einen Dreifachsieg. Maciej Figel und Jacek Kociszewski erreichen Platz 7, Lukasz Sawicki schnappt seinem Landsmann Dawid Struensee auf den letzten Metern noch den zehnten Gesamtrang weg.

Mitten im BMW-Quintett fahren die jungen Oberbayern Max Kern und Lena Öttl ihren Evo 8 zum Klassensieg in der Klasse 3A. In der Klasse 3B behalten Alois Scheidhammer und Gust Regner im Opel Astra Turbodiesel knapp die Oberhand gegen Björn Becker und Dirk Mürkens im Audi 90 Quattro. Klaus Braun und Mareen Morgenroth (Opel Vectra 4x4) gewinnen locker die dünn besetzte Gruppe G. Mit der Startnummer 1 auf dem Fiat Cinquecento fahren Alexander und Cornelia Klemm ihren zweiten bayerischen Klassensieg nach Hause, Uwe Joachim und Yasmine Fritzsche (Opel Kadett) bleiben zwar in Sichtweite müssen sich aber um 30 Sekunden geschlafen geben. „Trotzdem habe ich die weite Anreise nicht bereut“, kommentiert der Wittenberger, „es hat richtig Spaß gemacht.“

Ergebnis 23. ADAC-Paul-Ostbayern-Rallye

1.Jari Latvala / Kari MustalahtiMitsubishi Evo 3H1625:19,6
2.Rudi Weileder / Simone WeilederMitsubishi Evo 3H16+58,3
3.Jeffrey Wiesner / Stefan HarloffVolvo 242H15+1:02,5
4.Jaakko Keskinen / Jukka PollariMitsubishi Evo 7H16+1:20,7
5.Michael Reischer / Steffen ReischerMazda 323 GTRC28+1:34,2
6.Sebastian Vollak / Peter MesserschmidtBMW 318 CompactF8+1:40,4
7.Maciej Figel / Jacek KociszewskiBMW 318is E30H14+2:14,2
8.Max Kern / Lena ÖttlMitsubishi Evo 8F3A+2:19,4
9.Felix Weisert / Marcel EichenauerBMW 318 CompactF8+2:21,6
10.Lukasz Sawicki / Mateusz PodrazaBMW 318 CompactH14+2:26,3
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